2.offener Brief an Dr.Perret / Zoo Magdeburg

 

Sehr geehrter Herr Dr. Perret!

Besten Dank für Ihre prompte Antwort.

Betreffs der von Ihnen eventuell vorgesehenen Elefantenzucht zitieren wir einen Kollegen von Ihnen, der über große Erfahrungen in der Aufzucht von Zootieren verfügte:

Prof. Dr. Bernhard Grzimek, schrieb am 14. Juni 1957 an den kenianischen Tierexporteur Carr Hartley: „Ich bin nicht der Meinung, dass es möglich sein wird, Tierarten in Zoos vor dem Aussterben zu bewahren, wenn sie im Freiland dem Untergang geweiht sind. Es bedarf deswegen all unserer Arbeit, um Nationalparks, Naturreservate und ähnliche Gebiete in Afrika und überall sonst zu erhalten, um das Aussterben der Tiere zu verhindern.“

Das sehen wir heute noch genauso.

Wenn Sie tatsächlich, wie Sie schreiben, Elefanten aus Zirkussen für Ihren Zoo aufkaufen wollen, würden wir das begrüßen, denn im Zoo sind die Tiere immer noch besser untergebracht als bei Zirkussen.

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Unverändert protestieren wir gegen Ihren Plan, bei Bedarf für den Magdeburger Zoo wilde Jungelefanten in Afrika zu kaufen. Wir haben uns noch einmal erkundigt: Im Gegensatz zu Ihrer Darstellung, sind im südlichen Afrika keine Cullingmaßnahmen vorgesehen. Sie brauchen also keinen Jungelefanten von Afrika nach Magdeburg zu transferieren, um ihn vorm Culling-Abschuss zu bewahren.

Ihr Kaufwunsch könnte jedoch Cullings initialisieren, um an die Jungelefanten heran zu kommen. Dazu wird plötzlich in einer südafrikanischen Region eine angebliche Überpopulation von Elefanten beklagt, verbunden mit der Forderung nach offiziellen Cullingmaßnahmen. Bei diesen werden dann, nicht wie es früher üblich war, alle Mitglieder einer Elefantenfamilie abgeschossen, sondern nur die älteren Tiere.

Die durch das Erleben des schrecklichen Todes ihrer Mütter und Verwandten schwer traumatisierten Jungelefanten werden nicht getötet, sondern eingefangen. Sie sind ein gewinnbringendes Handelsobjekt (schon 2002 wollte der Zoo in San Diego für sieben Jungelefanten, aus Swasiland, 85.000.-US$ zahlen, der Lowry Park Zoo in USA, für vier der Tiere  48.000.- US$. Der geplante Deal kam aufgrund energischer Proteste von Tierschützern nicht zustande).

Damit die Tiere keine Schwierigkeiten machen, werden sie einer ihren Willen brechenden Dressur unterzogen und danach an Zoos und Zirkusse oder, wie wir wissen, auch illegal an Vergnügungsparks verkauft, denn Jungelefanten sind ein Publikumsmagnet.

So lange es für Jungelefanten, aber auch für andere Wildtiere, Käufer gibt, werden sie aus kommerziellem Interesse und ohne Rücksicht auf den Artenschutz gejagt, gefangen, gequält, verkauft und eingesperrt.

Wenn Sie afrikanische Jungelefanten erwerben, nehmen Sie den eventuellen Abschuss von deren Müttern, die Dressur der Tiere und den Transportstress billigend in Kauf. Und Sie verdrängen die Tatsache, dass in Zoos eine artgerecht Aufzucht mit einer nachfolgenden Auswilderung der Tiere nicht möglich ist.

Sollten Sie an den Jungelefanten für Ihren Zoo nicht nur aus kommerziellen Erwägungen interessiert sein , empfehlen wir Ihnen einen Besuch im Kindergarten für Elefantenwaisen bei Daphne Sheldrick, im Nairobi N. P., mit einem Abstecher zu den zwei Auswilderungsstationen für die älteren Elefantenwaisen im Tsavo East N.P.. Dort können Sie sich auch detailliert über die Aufzucht von Baby- und Jungelefanten, deren Auswilderung, sowie über den personellen, logistischen und monetären Aufwand dafür informieren.

Freundliche Grüße von

Susan u. Dr. Bernd Baetz
Rettet die Elefanten Afrikas e.V.