Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im Oktober

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe: Oktober 2009

Zum Monatsauftakt lebten 28 verwaiste kleine Elefanten in unserer Nursery, darunter sechs Neugeborene, die erst zwei bis drei Wochen alt waren. Die Zahl der Schützlinge stieg im während der letzten Wochen auf 31 Waisen an und sollte nach dem Verlust des kleinen Kavu am 26. Oktober bei 30 bleiben.

Suguta invites Kibo & Nchan to play

Im Oktober gab es wieder vier Rettungsaktionen. Am 13. wurde ein Zweijähriges aus der Region Chyulu Hills in die Nursery eingeflogen, für das leider jede Hilfe zu spät kam. Wir konnten ihm nicht mal mehr einen Namen geben, bevor es starb. Schon am nächsten Tag wurde die sechs Wochen alte Sala aus dem Buffalo Camp am Eingangstor Sala, welcher in den Nationalpark Tsavo-Ost führt, zu uns gebracht. Dort hatte man sie am Vorabend gefunden, und tragischerweise hatte ihr der italienische Manager des Camps unwissentlich Kuhmilch verfüttert. Elefanten vertragen diese Milch überhaupt nicht, und so kam sie mit schlimmen Durchfällen in der Nursery an, die fortschreitend schlimmer wurden. Sie musste sofort infundiert und gegen den Durchfall behandelt werden. Sie hat sich durchgeboxt und am Ende des Monats war sie auf einem guten Weg der Besserung. Nur zwei Tage später, am 16. Oktober, wurde die sechs Wochen alte Mara aus dem Gebiet des Sand River in der Masai Mara eingeflogen. Das Nashorn-Team war bei seiner allmorgendlichen Patrouille auf das einsam umherwandernde Baby gestoßen. Bei ihrem Eintreffen stellte sich heraus, dass sie auf einem Auge vollkommen blind war und auf dem anderen auch nur eingeschränkt sehen konnte. Dr. Schwendermann nahm sich die Zeit und untersuchte ihre Augen. Er vermutete eine bakterielle Infektion und verordnete erst einmal ein Antibiotikum. Danach setzten auch bei ihr schwere Durchfälle ein und sie musste wie Sala mit Antidiarrhoika behandelt werden. Danach hatten wir uns eine Verschnaufpause von vier Tagen verdient, bis dann am 20. Oktober die zwei Monate alte Chaffa aus Isiolo gerettet werden musste. Auch sie war allein unterwegs und am Vorabend von Mitarbeitern des Kenya Wildlife Service (KWS) gefunden worden. Die hatten sie eingefangen und kümmerten sich über Nacht um sie. Als das Kälbchen bei uns ankam, ging es ihm gut (man hatte ihm nur Wasser gegeben) und es hat sich erstaunlich schnell bei uns eingelebt. Schon am nächsten Tag spielte sie mit den anderen Waisen der Nursery.

Nchan enjoying a dust bath

Am Montag, den 26. Oktober starb unser kleiner Kavu, der erst seit einem Monat bei uns war, an einer schweren Lungenentzündung.Er wurde ganz plötzlich schwächer und am 25. war er bereits so krank, dass er in den Stall zurückgebracht werden musste, wo ihm eine Dosis Enrofloxacin (Breitbandantibiotikum) verabreicht wurde. Leider kam jede Hilfe für ihn zu spät. Am folgenden Morgen hing er bereits am Infusionsschlauch und verstarb noch am gleichen Nachmittag gegen 15 Uhr. Shaba, sein bester Freund, hatte seine Abwesenheit sofort bemerkt und war tieftraurig über den Verlust. Klein Kavu war vor einem Monat völlig ausgezehrt bei uns angekommen, aber er war eine Kämpfernatur und gab nicht so einfach auf. Gerade jetzt, als wir glaubten, er sei über den Berg, erwischte ihn nun die Lungenentzündung. (Lungenentzündungen wurden über die Jahre zu einer der häufigsten Todesursachen unserer Nursery-Babys, die oft plötzlich und ohne Vorwarnung eintritt, weil Elefanten von Natur aus nicht (ab)husten können. Dadurch verbleiben die verschiedensten Keime in der Lunge und können sich monatelang ungehindert, weil unbemerkt, vermehren.)

Shukuru (left) with Kavu

Bei anderen Nursery-Waisen, die in der diesjährigen Dürreperiode gerettet wurden, vermuten die Tierärzte einen Kalziummangel. Das dadurch gestörte Knochenwachstum kann man an der unnatürlichen Haltung der Beine erkennen. Der Gehalt an Kalzium und anderen Mineralstoffen aller Kälbchen wurde neu eingestellt und wir hoffen, dass wir diesen besorgniserregenden (ebenfalls neuen) Trend damit aufhalten können. Auch Mawenzi und Bhaawa waren nicht hundertprozentig fit. Mawenzi hat sich bis zum Monatsende wieder erholt, aber Bhaawa geht es nach wie vor nicht gut, und wir machen uns langsam große Sorgen, weil er bereits auf alle denkbaren Möglichkeiten untersucht und behandelt wurde.

the orphan in the park 344Z3520

2009 war in der Tat ein furchtbares Jahr für die Elefanten: allein durch die Dürre verloren Hunderte ihr Leben. Außerdem schleppten (ebenfalls hungrige) Nutztierherden, die illegal in Schutzgebiete wie Tsavo getrieben wurden, die verschiedensten Krankheiten ein, die für Wildtiere tödlich sein können. Ganz zu schweigen von der ständigen Konkurrenz um Futter und Wasser. So mussten viele der Tsavo-Elefanten über die Parkgrenzen hinaus flüchten, wo sie direkt in die Felder von Bauern oder in die Fänge von Elfenbeinwilderern liefen.Mittlerweile besteht die Gefahr, dass die Internationale Artenschutzkonferenz (CITES) den Verkauf der Elfenbeinbestände in Tansania und Sambia genehmigt, obwohl es ganz offensichtlich ist, dass in diesen Ländern gewildert wird. Es kommt vielleicht sogar soweit, dass CITES den Abschuss der so genannten Überpopulation an Elefanten, die zum Beispiel von Südafrika und Simbabwe (wo alles auf vier Beinen getötet und gegessen wird) beklagt wird, erlaubt! Diese schwerwiegenden Fragen werden auf der Konferenz im nächsten Jahr diskutiert und definitiv über das Schicksal der verbleibenden Afrikanischen Elefanten entscheiden.

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Oktober 2009

Kurz vor den ersten ernstzunehmenden (aber leider nur zwei Tage andauernden) Regenfällen in der Nacht des 15. Oktobers, die die wilden Elefanten von der Abhängigkeit zur Tränke in den Stallungen befreien sollten, kamen erstmals regelmäßig wilde Elefantenkuhherden zum Saufen an die Stockades – und das sogar am hellichten Tag! Das ist eine neue und sehr positive Entwicklung hier im Norden, denn bisher gab es nur wenige Familienherden im nördlichen Teil Tsavos. Jetzt kommen sie zurück und siedeln sich in einer Region wieder an, die in den 1970er Jahren völlig verödet war, da alle Wildtiere durch Massenwilderungen entweder getötet oder vertrieben waren. Es war interessant zu beobachten, wie eine kleine Familiengruppe aus 4 erwachsenen Kühen, 2 Halbwüchsigen und 2 Kälbchen am 1. Oktober an der Tränke von einer aufgeregten Loijuk begrüsst wurden, und wie die Waisen ihren Gästen anschließend beim Saufen den Vortritt ließen. Die Keeper gehen davon aus, dass unsere Waisen genau wissen, dass ihre wilden Artgenossen momentan viel größeren Durst haben, jetzt am Höhepunkt der Dürre und da sie wahrscheinlich einen langen Weg hinter sich haben.

Das Verhalten von Ol Malo hat uns schon länger verwundert, aber der Grund, warum sie Yattas Gruppe verlassen hat um näher an den Stallungen zu bleiben, wurde jetzt zur späten Trockenzeit deutlich. Wie einst Mweiga, war Ol Malo schon immer ein eher langsamer Elefant, der mit den anderen nicht so recht Schritt halten konnte. Die diesjährige Dürre hat ihr weitaus mehr zugesetzt als den anderen. Sie kommt regelmäßig zum Saufen an die Stockades, entweder allein oder in Begleitung von Challa, einem jungen Bullen, der wahrscheinlich von Yatta geschickt wurde, um auf sie aufzupassen und ihr Gesellschaft zu leisten. Genauso hatten es die anderen Elefantenwaisen aus Emilys Gruppe im Süden mit Mweiga gehandhabt bis sie eines Tages auf dem Heimweg plötzlich zusammengebrochen und gestorben ist. Ol Malos Verfassung deutet auf eine chronische Erkrankung hin, möglicherweise einen Herzfehler. Challa gehört normalerweise zu Wendis Gruppe der Ex-Weisen und wir sind gespannt, ob er sich seine neue Aufgabe später mit anderen Bullen der Gruppe teilt, wie es damals bei Mweiga der Fall war.

ithumba orphans in the bush

Die Tatsache, dass die Waisen und ihre Keeper einen wilden Freund, Rafiki, gefunden haben, hat scharenweise wilde Bullen ins Stallgelände gelockt. Rafiki hat auch in diesem Monat zusammen mit anderen wilden Bullen wieder Zeit in Yattas Gruppe verbracht. Auch Mgeni, Yattas wilder Rekrut ist inzwischen fester Bestandteil in der Herde und ist unter allen Waisen, nicht nur Yattas Einheit, sehr beliebt. Yattas Gruppe wurde im Oktober wieder häufiger gesichtet und hat sich öfter unter die Jüngsten gemischt, die nach wie vor die Betreuung der Keeper brauchen. Es ist keine Seltenheit, dass auch wilde Artgenossen mit von der Partie sind. Allerdings war es ein wenig ungewöhnlich, dass Yatta in diesem Monat mehr Zeit mit den Jüngsten verbrachte als Wendi. Trotzdem, Wendis Gruppe (zu der normalerweise auch Challa gehört) war nie weit entfernt und kam einige Male zu Besuch, zum Beispiel zum Saufen im Stallgelände am 11. Oktober und noch ein weiteres Mal am Monatsende. Am 6. Oktober wurde Challa von Sunyei aus Wendis Gruppe begleitet als er die Kleinen beim Schlammbaden besuchte. Challa und Sunyei kehrten erst abends zurück in den Busch, nachdem sie die Kleinen zu den Stockades zurückgebracht hatten.

Mit dem Einsetzen des Regens füllten sich die Löcher und Senken wieder mit Wasser – das ist immer eine extrem glückselige Zeit und eine große Erleichterung für die Elefanten. Unsere Waisen haben das Nass, welches in Ithumba vorerst nur zwei Stürme anhielt, voll ausgekostet. Allerdings wird noch viel mehr Niederschlag nötig sein, um den Zustand vor der langen und ausnahmslosen Dürre dieses Jahres wiederherzustellen. Zumindest die Elefanten im Norden haben eine Sorge weniger, nämlich keine Viehherden mehr in ihrem Einzugsgebiet. Diesem Problem begegnet man dort jetzt mit einem Elektrozaun, der das Farmland vom Schutzgebiet abgrenzt. Das Vieh der Orma ist inzwischen bis nach Ndiandaza an der nördlichen Grenze des Parks vorgedrungen, und das illegale Viehtreiben in Schutzgebieten in Verbindung mit knappen Futtervorräten, die zur Nahrungskonkurrenz der Wildtiere führen, ist ein ernsthaftes Problem, dem sich die Regierung endlich stellen muss, wenn sie ihre Wildtiere und den damit verbundenen lukrativen Tourismuszweig nicht verlieren will.

yatta group with rafiki and other wild friends

Am 29. Oktober weigerten sich Naserian, Kora, Zurura und Kamboyo vehement, in ihre Ställe zu gehen, und es kostete die Keeper reichlich Überzeugungskraft. Am nächsten Abend dagegen half nichts mehr, und Kora, Naserian und Zurura brachen mit Yattas Gruppe in den Busch auf. Für den Fall, dass sie ihre Meinung über Nacht noch ändern würden, ließen die Keeper das Tor zum Stallgelände angelehnt. Am nächsten Tag war auch Kamboyo überzeugt, es seinen Freunden nachzutun und schloss sich der älteren Gruppe an. Jetzt bleiben nur noch Makena, Lualeni, Loijuk, Sian und Kenze in der (nächtlichen) Obhut ihrer Keeper. Unsere Ithumba-Waisen werden scheinbar flügge und verlassen ihr Nest!

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Oktober 2009

Zwei ganz besondere Erlebnisse wurden in den Aufzeichnungen dieses Monats festgehalten. Am 18. Oktober kehrte Edie mit ihrem Kälbchen, das im Mai 2009 geboren wurde, zurück! Sie war in Begleitung von Mweya (dem kleinen Elefanten aus Uganda), Mpala (von der Mpala-Rach in Laikipia), Irima (ein Tsavo-Waise) und Morani (auch aus Laikipia). Das Kälbchen machte einen sehr schwachen Eindruck, so dass Edie Milchpulver und Kleie zugefüttert bekam, um ihre Muttermilchproduktion anzukurbeln, die in der langen Trockenzeit offenbar dramatisch zurückgegangen ist. Die Ex-Waisen begrüßten ihre Nachfolger in den Stockades sehr warmherzig, zumindest so lange, bis Wasessa wie eine Verrückte versuchte, Edies Baby wegzulocken. Edie war davon überhaupt (natürlich) nicht begeistert und schubste Wasessa beiseite. Die anderen durften dagegen die ganze Zeit mit ihm herumspielen. Edies Gruppe begleitete die Voi-Waisen noch zum Grasen bis nach Mazinga Hill und auch später zum Suhlen im Schlammbad, wo Mweya und Irima mit den Jüngsten viel Spaß hatten. Zumindest so lange, bis Irima versuchte, Siria zu besteigen. Dann war das Vergnügen abrupt beendet! Edie, ihr Kälbchen, Mpala und Morani begnügten sich damit, dem Treiben zuzuschauen, und nach dem Schlammbad zogen sie wieder alleine los. Allerdings nicht in den Busch, denn sie trafen noch vor den Voi-Waisen am Stallgelände ein, wo sie sich an den für sie bereitgestellten Leckerbissen satt fraßen. Seitdem waren sie öfters in der Nähe, besonders um sich eine kleine Extra-Mahlzeit abzuholen, die vor allem Edies Kälbchen geholfen hat, seine Kräfte wiederzuerlangen.

Am 24. Oktober wurden dann auch Emily und ihr Kälbchen Eve (geboren im Dezember 2008) wieder entdeckt. Emily war ganz allein mit ihrem Baby in der Nähe der Voi Safari Lodge unterwegs und auch Eve war extrem abgemagert und schwach. Emily schien ebenfalls nicht ausreichend Milch zu haben, um ihr Baby auch am Ende der Trockenzeit noch gut versorgen zu können. Keeper Mishak, der Emily seit ihrer Ankunft in der Nursery im Alter von einem Monat kennt, zog mit einigen der neuen Voi-Keeper los, um sie und ihr Kälbchen zurück zu den Stockades zu locken. Dort wollte man sie wie Edie mit Supplementen wieder aufpäppeln. Emily erkannte Mishak sofort wieder, und die Besucher der Lodge waren begeistert, dass die Keeper ganz einfach auf die scheinbar wilde Elefantenkuh und ihr sterbendes Baby zugehen konnten und mit ihnen einfach davon spazierten! Die Wanderung dauerte ganze sechs Stunden, weil Emilys Baby so schwach war, dass die Gruppe auf dem Rückweg viele und lange Pausen einlegen musste. Bis zum Einbruch der Dunkelheit hatten sie es jedoch geschafft und Emily fraß gierig alle Leckerbissen, die für sie bereit lagen. Sie freute sich, Edies Gruppe wiederzusehen und die neuen Bewohner der Ställe in Voi kennen zu lernen. Es war eines dieser großen Wiedersehen, die mit nicht enden wollendem Trompeten und aufgeregtem Kollern einhergehen.

Während der nächsten zwei Tage blieben Emily und Eve im Stallgelände. Danach konnte man sehen, dass das Baby wieder zu Kräften kam, und die beiden zogen mit Edies Gruppe, manchmal auch mit Lesanjus Gruppe zum Grasen in den Busch. Die beiden Mütter kamen regelmäßig an den Stockades vorbei um sich ihr Zusatzfutter abzuholen, dass immer für sie bereit stand. Man konnte förmlich dabei zusehen, wie die beiden Kälbchen wieder zunahmen, und jetzt, da die Regenzeit beginnt, werden sie sich zu den wenigen glücklichen Elefantenbabys zählen können, die die diesjährige Dürre überlebt haben. Hunderte andere wie sie starben, weil ihre Mütter nicht ausreichend Reserven für genügend Muttermilch hatten, um durch solch eine extreme Trockenzeit zu kommen. Sobald sich die kleine Eve wieder ein bisschen erholt hatte, hielt sie die Keeper erst einmal ordentlich auf Trab. Bald verstand sie aber, dass hier in den Stockades alle (Menschen und Elefanten) zu einer großen Familie gehörten und wurde ruhiger. Später kamen auch andere Mitglieder aus Emilys Gruppe zu Besuch – all die kleinen “Kindermädchen“ von Baby Eve: Ilingwezi, Ndara, Sweet Sally, Loisaba und der junge Bulle namens Laikipia.

Die Regenzeit begann schließlich Mitte des Monats mit einem ersten schweren Gewitter. Die neuen Voi-Waisen aus Nairobi, die so ein Getöse bisher wahrscheinlich noch nie erlebt hatten, hatten zuerst große Angst vor dem Donnergegroll! Sie rannten schutzsuchend zu ihren Keepern, aber Lesanju und Lempaute entschieden schließlich, es sei das Beste zurück zu den Stallungen zu gehen und führten die aufgeregte Gruppe früher als sonst nach hause. Der Regen hat die vorher trockene und staubige Landschaft in einen grünen Garten verwandelt. Endlich gibt es für die jungen laktierenden Elefantenmütter wieder neue, saftige Blätter an den Bäumen! Die Waisen grasen seither jeden Tag ausgiebig. Lesanju teilt sich die Leitkuhposition der Voi-Waisen mit Wasessa und manchmal auch mit Lempaute. Tassia ist Wasessas Liebling und somit auch immer vorn dabei und saugt an Wasessas Ohren, die sich das gern gefallen lässt. In der Nursery war Wasessa immer ein Einzelgänger und schwierig zu bändigen. Zurück in Tsavo hat sie sich in einen sehr liebevollen Elefanten verwandelt und kümmert sich rührend um den kleinen Tassia und um Taveta. Shimba hat Mzima zum besten Freund, der sich den Titel “Playboy“ eingehandelt hat. Lempaute ist dagegen immer noch als kleines Schlitzohr bekannt. Am 4. Oktober grasten sie in der Nähe einer wilden Herde, beachteten sie aber gar nicht. Tags darauf, auf dem Weg zum Schlammbad, begegnete ihnen ein riesiger wilder Bulle und sie waren tief beeindruckt von seiner imposanten Erscheinung und rannten schutzsuchend zu ihren Keepern! Tassia hing für den Rest des Tages wie eine Klette an den Keepern!

 

Das tägliche Leben in Voi folgt meist dem gleichen Rhythmus. Es ändert sich viel, höchstens einmal die Marschfolge in der Gruppe, wenn sie zum Grasen nach Mazinga Hill oder in den Hauptpark geführt wird. Mit Tagesanbruch kommen sie aus ihren Nachtlager, spielen auf dem Gelände oder saufen an der Tränke. Wenn die Keeper mit ihrem Frühstück fertig sind, machen sich alle auf den Weg in den Busch.An einem Tag geht Wasessa meist mit Tassia, Taveta und Siria bis ganz nach oben zum Gipfel von Mazinga Hill. Gegen 11 Uhr ist es dann Zeit, sich die Mittagsmilch abzuholen, und weiter geht es zum Schlammbad. Wenn es das Wetter erlaubt, können sich dort alle austoben. So wie jetzt, da das große rote Wasserloch im Hauptquartier mit frischem Regenwasser aufgefüllt ist. Nach dem Schlammbad wird weiter gegrast bis es gegen Abend Zeit wird, zum Schlafen in Richtung Stallungen aufzubrechen.

Zweimal brachen die Keeper in diesem Monat zur Rukinga Ranch auf, wo Natumi sich immer noch aufhalten soll. Beide Ausflüge blieben jedoch erfolglos und Natumis Gruppe bleibt weiterhin verschwunden. Mit Natumi unterwegs sind die anderen weiblichen Ex-Waisen Icholta, Thoma, Seraa und Mvita, sowie die Jungbullen Lolokwe, Mukwaju, Salama, Nyiro, Tsavo, Solango und Sosian. Die Jungs sind jetzt in einem Alter, wo sie sich erwachsenen Bullen anschließen, vielleicht sind sie deshalb unauffindbar. Es war beeindruckend, die Kälbchen von Emily und Edie zu sehen und es berührt uns zutiefst, dass die beiden jungen Müttern mit ihren Erstgeborenen zu ihrer Menschenfamilie zurückfinden, wenn sie Hilfe brauchen. Aber wir wissen ja bereits, dass ein Elefant niemals vergisst!

Etwas besorgt sind wir um Aitong, die wir nun schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen haben, und von der wir sicher waren, sie sei tragend. Ihr Kälbchen müsste in der selben Zeit wie das von Emily geboren worden sein. Ist sie vielleicht, wie Malaika, bei der Geburt gestorben? Oder hat sie ihre Waisenfamilie verlassen, um mit einer wilden Herde weiterzuziehen? Sweet Sally, die sonst immer mit Aitong zusammen war, ist jetzt zurück bei Emily, so dass wir fürchten, Aitong könnte etwas zugestoßen sein. Das letzte Mal wurde sie Mitte 2008 in der Nähe der Voi Safari Lodge gesehen, zusammen mit Sweet Sally.

Zwei Schulklassen haben die Voi-Waisen in diesem Monat besucht und beim Füttern der Milch und Suhlen im Schlamm aufgepasst. Die Schulkinder treffen bei solchen Anlässen meist zum ersten Mal in ihrem Leben auf freundliche wilde Elefanten und Keeper Julius erklärt ihnen, wie wichtig und bedroht die Wildtiere sind. Für Bewohner von Dörfern, die in der Regel elefantenfeindlich eingestellt sind, ist so ein Besuch extrem wertvoll und gute PR für unsere Elefanten.