Die nächste CITES-Konferenz: Letzte Hoffnung für die Grauen Riesen?

Vom 13. bis 25. März findet in Doha,Qatar, die 15. CITES-Konferenz statt (CITES=Convention on International Trade in Endangered Species = Regulierung des internationalen Handels mit bedrohten Tierarten = Washingtoner Artenschutzabkommen). Und auch in diesem Jahr wird es wieder ganz entscheidend um das Überleben der Afrikanischen Elefanten gehen. Tansania und Sambia haben bereits Anträge gestellt, den Verkauf von 90 bzw. 22 Tonnen Elfenbein aus ihren Lagerbeständen an Japan und China zu genehmigen. Der Verein „Rettet die Elefanten Afrikas e.V.“ warnt eindringlich vor einer solchen Erlaubnis. Wie die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, führt auch ein eingeschränktes Handelsverbot unweigerlich zu einer weiteren Explosion der jetzt schon dramatisch angestiegenen Wilderei in allen afrikanischen Elefantenländern.

wilderei

Die positive Nachricht: Die Staaten Kongo, Ghana, Kenia, Liberia, Mali, Ruanda und Sierra Leone setzen sich nachhaltig für den Schutz der Elefanten ein. Sie fordern einen  20-jährigen Stopp aller Anträge auf Handelserlaubnis für Elfenbein. Dies unterstützen wir als Verein zu 100 Prozent..

Und wenn Sie helfen wollen: Erzählen Sie Freunden, Bekannten und KollegInnen von der existenziellen Bedrohung der Afrikanischen Elefanten. Und vom Appell unseres Vereins: Kaufen Sie kein Elfenbein. Nehmen Sie kein Elfenbein als Geschenk an. Jedes Stück Elfenbein kann den Tod für den nächsten Elefanten bedeuten. Denn dies sollten wir alle bedenken: Leider ist Elfenbein nicht nur in Japan, China oder Nahost begehrt…

Alle Anträge ( ins Deutsche übersetzt ) lesen sie HIER…….

 

Für alle, die sich ausführlicher mit dem Problem befassen wollen, veröffentlichen wir hier das Statement von Dame Dr. Daphne Sheldrick zur bevorstehenden CITES-Konferenz:

 

 

Letzte Chance für die Elefanten

Die Integrität und Glaubwürdigkeit der Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen, kurz: CITES)[1] wird schon seit Längerem angezweifelt, besonders die offensichtlich marktorientierte Haltung der Organisation. Die Welt von heute scheint das Gefühl dafür verloren zu haben, was richtig und was falsch ist. Bestechung und Gier beeinflussen auch Entscheidungen, die unserem zerbrechlichen Planeten großen Schaden zufügen, und die Zähne des größten Landsäugetieres – des Elefanten – werden mehr und mehr zum politischen Brenneisen.

Im März 2010 werden die stimmberechtigten Mitglieder der CITES auf ihrer 15. Konferenz in Doha im Nahen Osten das Schicksal der Afrikanischen Elefanten besiegeln, ganz besonders der noch verbleibenden Tiere in Ost- und Zentralafrika, sobald Tansania und Sambia die Erlaubnis zum Verkauf ihrer Lagerbestände erhalten haben.

Entweder erhalten die Elefanten eine Gnadenfrist durch die Verhängung eines weiteren (und dieses Mal langfristigen) Handelsverbot für Elfenbein oder der Niedergang der weltweiten Elefantenbestände wird besiegelt. Alles nur, weil die zur Unterzeichnung berechtigten Mitglieder des Artenschutzabkommens selbstgerecht den Handel zwischen elfenbeinkonsumierenden Ländern über das Leben der Elefanten stellen. Hauptabnehmer von sowohl legalem als auch illegalem Elfenbein sind die Länder im Fernen Osten, hauptsächlich China, Thailand und Japan. All diese Länder sind für den Westen wichtige Handelspartner, und die Elefanten waren schon immer Spielfiguren von Wirtschaft und Politik.

Kenia und Mali werden ab dem 22. Januar einem sechstägigen Treffen mit 27 CITES-Mitgliedsländern in Brüssel vorsitzen, um über die Anträge von Tansania und Sambia zu beraten. Die Regierungen beider Länder bitten um die Erlaubnis, ihre Lagerbestände zu verkaufen.

Es ist kein Geheimnis, dass die illegale Wilderei alarmierend zugenommen hat, seit CITES 2008 den Verkauf so genannter legaler Elfenbeinlagerbestände in vier Ländern des Südlichen Afrikas genehmigte. Bei diesen Ländern handelte es sich um Südafrika selbst, Botsuana und erstaunlicherweise sogar Simbabwe. China wurde erstmalig als offizieller Bieter neben Japan zugelassen, obwohl China Hauptverursacher des Handels mit illegalem Elfenbein ist. Die Geschichte wiederholt sich ganz einfach, so wie nach 2006, als CITES schon einmal den Verkauf von Lagerbeständen erlaubte.

Von den noch verbliebenen Elefanten Afrikas (von 1,3 Millionen Dickhäutern vor 100 Jahren, sind schätzungsweise noch maximal 300.000 Tiere übrig geblieben) werden jährlich zwischen acht und zehn Prozent getötet. Der Preis für Elfenbein stieg um das Neunfache und liegt im Fernen Osten derzeit zwischen 1.500 und 5.000 US-Dollar pro Kilogramm. Auch die Preise für den eigentlichen Wilderer und die Zwischenhändler sind gestiegen, nur so können bedürftige Afrikaner zum Wildern motiviert werden. Wie schon in den 1970er, 80er und frühen 90er Jahren wird um die Afrikanischen Elefanten ein regelrechter Krieg geführt, und mit den Elefanten sterben auch Menschen.

Von den gewilderten Tieren selbst einmal abgesehen, gibt es jedoch auch noch den stillen Tod all der Jungtiere unter 5 Jahren, die noch keine großen Stoßzähne haben und ohne die Milch ihrer Mütter nicht überleben können. Auch die Dürre des vergangenen Jahres dezimierte die Zahl der Elefanten, und künftig soll es in Afrika noch trockener werden. Damit wird der Kontinent natürlich weiter anfällig für solcherlei Naturkatastrophen wie die Dürre 2009, als Flüsse und Seen ausgetrocknet und daraufhin zahlreiche Elefanten verdurstet sind. Hinzu kommen all die krankheitsbedingten Todesfälle, die von dürregebeutelten Nutztieren in Wildtierhabitate verschleppt werden und die hohe Fehlgeburtenrate bei Elefantenkühen, bedingt durch seelische Traumata und Stress. Man weiß, dass die Psyche der Elefanten ähnlich funktioniert und verletzlich wie unsere menschliche. Es wurde sogar wissenschaftlich belegt, dass sie in Sachen Intelligenz, sozialer Struktur (Familien- und Freundesverbände), dem sich füreinander verantwortlich Fühlen und sich umeinander Kümmern eine ähnliche Entwicklung wie wir Menschen durchmachen. Auch die Altersentwicklung (vom Kleinkind über die Pubertät zum Greis) und Lebenserwartung ist mit der von uns Menschen vergleichbar. All diese Fakten, bedingt durch die krummen Geschäfte der Elfenbeinhändler, haben schon immer und werden auch in Zukunft dazu beitragen, dass die Anzahl an Elefanten weiter sinkt. Innerhalb der CITES sollten diejenigen, die für die Prüfung von Handelsanträgen verantwortlich sind, auch all diese indirekten Auswirkungen in Betracht ziehen. Das einleuchtende Argument, die durch den Verkauf der Lagerbestände erzielten Einnahmen könnten für den Schutz der noch lebenden Elefanten genutzt werden, ist gegenstandslos, weil hinreichend bekannt ist, dass sich korrupte Beamte damit die eigenen Taschen füllen.

Elefanten (und Nashörner) sind inzwischen mehr denn je gefährdet, und trotzdem wird wieder einmal klar, dass CITES sich eher zugunsten des Handels und (trotz Auflagen und Kontrollen) gegen das Überleben der Elefanten einsetzt. Für diese Anschuldigung spricht, dass das Sekretariat nur pro-Handel-orientierte Mitglieder in seinem Expertenausschuss versammelt, der zur Aufgabe hat, die Praktiken der mit Elfenbein handelnden Länder zu überwachen und einzuschätzen. Der Ausschuss sitzt derzeit in Tansania und Sambia, und seine Zusammensetzung wurde erst kürzlich öffentlich von Kenia angezweifelt.

Afrikas Elefanten waren nach drei Jahrzehnten ungehemmter Wilderei seit den 1970ern nahezu ausradiert. Aufgrund des öffentlichen Drucks im Jahr 1989 verhängte die CITES ein uneingeschränktes Handelsverbot mit Elfenbein und rettete so zumindest kurzfristig die Situation. Noch bevor zumindest eine neue Generation von jungen Elefanten heranwachsen konnte, wurde das Verbot von CITES gelockert und gestattete den erwähnten vier Ländern des Südlichen Afrikas den Verkauf ihrer so genannten legalen Lagerbestände.

Nur kurze Zeit später eskalierte die Wilderei erneut. Insgesamt wurden illegale Lieferungen von bis zu 29.000 kg Elfenbein aus Afrika beschlagnahmt. Das entspricht etwa 43.000 Elefanten – mit Stoßzähnen! Der noch säugende Nachwuchs ist in dieser Zahl noch nicht enthalten. Außerdem muss man auch bedenken, dass konfisziertes Elfenbein nur etwa 10% des insgesamt gehandelten Elfenbeins ausmacht, denn das meiste wird gar nicht erst entdeckt. Allen Zweifeln zum Trotz ergaben DNA-Proben, dass mehr als ein Drittel des beschlagnahmten Elfenbeins aus dem Selous Natialreservat im südlichen Tansania stammt. Zur gleichen Zeit verweigerten die Japaner den Gentest einer riesigen Ladung, die in Osaka beschlagnahmt worden war. Es besteht der Verdacht, dass auch diese Lieferung aus Tansania stammt. Bezeichnend war, dass die tansanische Regierung im selben Jahr einen Antrag bei der CITES einreichte, in dem sie um die Genehmigung zum Verkauf ihrer Lagerbestände bat. Dieser Antrag wurde aufgrund des großen internationalen Drucks glücklicherweise abgelehnt.

DOCH DIE GESCHICHTE WIEDERHOLT SICH. Sambia und Tansania haben erneut einen Antrag zum Verkauf ihrer so genannten legalen Lagerbestände eingereicht und dieses Mal ohne Absprache mit Kenia, deren Elefanten auch nach Tansania wandern. Und dass, obwohl 2009 mehr als 14.380 kg illegales Elfenbein in Vietnam, den Phillipinen und Kenia beschlagnahmt wurden (DNA-Tests ergaben wiederum, dass die Elefanten aus Tansania und Sambia, v.a. aber aus Selous stammten, was darauf hindeutet, dass die Regierung mit den Elfenbeinhändlern gemeinsame Sache macht). Auch diese Zahlen sind wieder nur ein Bruchteil dessen, was tatsächlich gehandelt wird, und seit der Konfiszierung wurden im Selous Nationalreservat wieder regelmäßig Schüsse gehört und bewaffnete Wilderertrupps von Touristen gesichtet. Die Wilderei geht also ungestraft weiter! Tierzahlen wurden angeblich frisiert und hochgeschätzt, und sind wissenschaftlich gesehen sehr vorsichtig zu bewerten.

Erst kürzlich wurden in Singapur 6.200 kg Elfenbein konfisziert, die genetischen Untersuchungen zufolge aus Sambia stammten, ebenso wie weitere 6.000 kg blutverschmierte Stoßzähne, die auf dem Weg nach China auf den Philippinen abgefangen wurden. DNA-Tests bestätigen die ausufernde Wilderei in Tansania und Sambia, die inzwischen auch über die Landesgrenzen hinweg in die Nachbarländer zieht.

Hauptverantwortlich für die Misere der Afrikanischen Elefanten sind die Länder des Fernen Ostens. China ist Hauptabnehmer für Elfenbein, sowohl legal als auch illegal, dicht gefolgt von Japan und Thailand. Vietnam und die Philippinen sind die wichtigsten Transferländer in diese Länder, die die natürlichen Ressourcen der Erde und ihre Artenvielfalt schamlos auszunutzen und somit obendrein Millionen von Afrikanern in die Armut treiben. Zentralafrikas Waldelefanten zum Beispiel sind kurz vor dem Aussterben. Sollten sie aus den Lungen der Welt, den Tropischen Regenwäldern, verschwinden, wäre dies weitreichender als auf den ersten Blick angenommen. Die Elefanten verteilen die Samen der tropischen Bäume und sichern somit den dichten und gleichmäßigen Bewuchs des Waldes. Würden die Elefanten in Ostafrika verschwinden, wären auch viele andere Tierarten davon betroffen, allen voran die Grasfresser, denn Elefanten sind die Gärtner von Eden, die das Buschland zurück in Grasland verwandeln. Die Länder Ostafrikas würden ein wirtschaftliches Standbein verlieren, die Armut, die Ungewissheit und das Elend von Millionen von Menschen würde weiterhin zunehmen.

Die reichen Länder der Welt müssen der Gier des Fernen Ostens nach tierischen Produkten entgegentreten. Sie sollten sich auf keinem Fall von dem Argument überreden lassen, dass die Einnahmen aus dem Verkauf der so genannten legalen Elfenbeinbestände dem Schutz der Elefanten zugutekäme, denn just diese Länder sind verantwortlich für den Tod der Tiere, die diese Bestände ausmachen. Dieses Geld fördert die Korruption und setzt das Leben der Elefanten aufs Spiel. Auch die EU sollte nicht feige dabei zusehen und sich darauf berufen, dass nicht alle ihre Mitglieder einer Meinung sein können. Durch dieses Verhalten verpasst sie ihre Chance, den Elefanten eine Stimme zu verleihen und über deren Leben oder Tod zu entscheiden.

Die stimmberechtigten Mitglieder der CITES werden in diesem Jahr das Schicksal der Afrikanischen Elefanten besiegeln, sei es zum Guten oder zum Schlechten. Alle mitfühlenden Menschen haben die Pflicht, sich dagegen auszusprechen oder sich durch Schweigen mitschuldig zu machen.


[1] Nach dem Ort seiner Erstunterzeichnung im Jahre 1973 auch Washingtoner Artenschutzabkommen genannt

 

 

im Original nachzulesen unter www.sheldrickwildlifetrust.org/updates/updates.asp?Rhino=&ID=252