Wieder ein Sonntag, der 15. März 2009, und wieder eine Elefantenrettungsaktion. Dieses Mal kam der Alarmruf aus der Region um die Kirisia Berge in der Nähe von Maralal in Nord-Kenia. Bei dem Unglücksfall handelte es sich um einen 5 Monate alten Bullen, der in einem Gebiet bekannt als Bhaawa in der Nacht vom 14. zum 15. März im Schlamm eines austrocknenden Wasserloches versank und dort hoffnungslos feststeckte.
Am nächsten Morgen wurde er von Samburu Viehhirten gefunden, die den Chief informierten. Der zögerte zunächst, das Kälbchen zu retten, denn nur eine Woche zuvor wurde ein Mann aus seinem Dorf von einem Elefanten getötet. Er wurde von den KWS-Rangern jedoch überzeugt, dass er das Kalb nicht einfach sterben lassen könne und es retten müsse. Diese Ranger des KWS, vor allem ihr Vorgesetzter, kannten das Waisenprogramm des Trust, und so leiteten sie nicht nur die Rettung des Kälbchens ein, sondern fuhren ihn auch zur Landebahn nach Mugie, von wo aus die Rettungsgruppe aus Nairobi übernahm.
Die Ranger und die Samburu-Männer, die das Kalb gefunden hatten, warteten geduldig an der Landebahn und hielten den kleinen Elefantenbullen kühl, indem sie ihn mit Wasser begossen, das sie aus einer Schule in der Nähe der Landebahn herbeitrugen. Gäste von Clause Mortinson (dem Eigentümer der Mugie-Ranch) halfen ihnen dabei, und Cynne Flaconer-Taylor gelang es über Körpersprache mit dem Kälbchen Kontakt aufzunehmen. Das wiederum reagierte sofort und begeisterte die neugierigen Zuschauer.
Das Baby war in guter körperlicher Verfassung, aber es litt an einem Schock und unter dem Verlust seiner Familie. In der ersten Nacht war es extrem unruhig, wimmerte vor sich hin und hielt seine Ohren aufrecht in Richtung Stall, wo Lesanju, Lempaute und Sinya nachts untergebracht sind. Offenbar witterte er die Anwesenheit von Artgenossen und wollte unbedingt den Kontakt zu ihnen aufnehmen. Am nächsten Tag ließen wir ihn auch gleich zu ihnen, und Lesanju gelang es, ihn zu beruhigen. Sie kollerte und streichelte ihn mit ihrem Rüssel. Nur Lempaute war nicht besonders gastfreundlich, sie versuchte ihn von Lesanju und Sinya wegzudrängen, weil auf einmal er und nicht mehr sie der Mittelpunkt war! Der kleine Bhaawa, wie er in der Zwischenzeit genannt wurde, gliederte sich wie durch ein Wunder sofort in die Gruppe der älteren Nursery-Waisen ein, und so mussten die Schlafplätze für die kommende Nacht wieder einmal umsortiert werden. Er wurde im Stall des ehemaligen Nashornbabys Maalim untergebracht, also gleich neben Dida und Kimana. Damit schien er auch zufrieden zu sein. Er schrie in dieser zweiten Nacht in der Nursery nicht mehr, und am nächsten Morgen war er bereits in einen Ringkampf mit Suguta verwickelt, in dem er sich sehr gut behauptete.
Es geht ihm gut und ebenso wie die Milch aus der Flasche hat er auch sein neues Lebensumfeld sehr tapfer angenommen.