Amboseli News: Februar und März 2025

Annan hat sich wieder gut erholt

Amboseli News: Februar und März 2025

 

Februar und März sind gewöhnlich die heißesten Monate des Jahres in Amboseli und bilden zusammen mit dem Januar die sogenannte kleine Trockenzeit. Bis Anfang März entsprachen auch dieses Jahr die Verhältnisse den üblichen Bedingungen. Allerdings war die vorherige Regenzeit so ergiebig gewesen, dass es noch immer ein ziemlich gutes Angebot an Wasser und Vegetation gab. Und dann setzte bereits während der ersten März-Wochen ungewöhnlich früh die nächste Regenzeit ein. Sie brachte viele Niederschläge und darunter sogar einige ungewöhnlich schwere Stürme, die in Teilen des Amboseli-Nationalparks Überschwemmungen verursachten. Der Regen bewirkte in kürzester Zeit eine wunderbare Veränderung der Landschaft: Überall zeigte sich frische, grüne Vegetation, viele temporäre Wasserstellen entstanden, und der Kilimanjaro erhielt eine leuchtende, frische Schneedecke auf seinem Gipfel. Während der Regenpausen präsentierte sich der „weiße“ Berg vor einer üppigen, grünen Landschaft – ein wirklich atemberaubender Anblick! Sogar das Team des Amboseli Trust for Elephants (ATE), dessen Mitglieder teilweise schon seit Jahrzehnten in Amboseli arbeiten, ist von diesem Bild immer wieder aufs Neue begeistert.

 

 

Angelina und ihre Familie vor dem Kilimanjaro
Angelina und ihre Familie vor dem Kilimanjaro

 

Sobald im März die Regenfälle einsetzten, verließen – wie üblich – die meisten Elefanten und viele andere Tiere den Park. Im Zentrum, wo die Sümpfe liegen und wo sich noch vor kurzem unzählige Tiere auf der Suche nach Wasser und Nahrung versammelt hatten, wirkte die Landschaft fast wie „leergefegt“. Abgesehen von den dauerhaft hier lebenden Flusspferden und verschiedenen Vögeln gab es nur wenige Tiere zu sehen. Die meisten Zebras, Giraffen und Antilopen waren jetzt außerhalb der Parkgrenzen unterwegs, und ein Großteil der Elefanten folgte ihrem Beispiel, darunter die EB-Familie mit ihrer Matriarchin Enid.

Ein Teil der Elefanten blieb allerdings weiter im Park, Familien ebenso wie Bullen. Doch egal , ob innerhalb oder außerhalb der Parkgrenzen, ein Verhalten konnte überall beobachtet werden: Die Elefanten versammelten sich in großen Herden, die aus mehreren Familien und unabhängigen Bullen bestanden, und zogen gemeinsam über die Savanne. Es gibt kaum ein besseres Beispiel für den  sozialen Charakter dieser Tiere mit ihrem ausgeprägten Bedürfnis bzw. ihrer Fähigkeit Freundschaften zu schließen – auch mit Angehörigen anderer Familien. Gerade jetzt, wo es überall Nahrung und Wasser im Überfluss gab und es ihnen ein Leichts gewesen wäre sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen, machten sie gerade das Gegenteil und schlossen sich in großen Herden zusammen.

 

Die Elefanten versammeln sich während der Regenzeit gern in großen Herden
Die Elefanten versammeln sich während der Regenzeit oft in großen Herden
Die Elefanten trinken gerne das Regenwasser, das sich auf dem Weg gesammelt hat
Die Elefanten trinken gerne das Regenwasser, das sich auf dem Weg gesammelt hat

 

Tatsächlich ist die Fähigkeit der Elefanten,  vielfältige freundschaftliche Beziehungen aufzubauen,  eine ihrer bemerkenswertesten Eigenschaften. Manchmal führt dies sogar dazu, dass Elefanten ihre Geburtsfamilie verlassen, um sich dauerhaft einer anderen Familie anzuschließen. In Amboseli ist dies beispielsweise bei Winona und ihrer Tochter Wilder der Fall, die in die WA-Familie geboren wurden und heute mit der MA-Familie leben. Dabei pflegen sie weiterhin enge Beziehungen zu den WAs, wie auch die MA- und WA-Familien generell eng befreundet sind. Natürlich sind Beispiele wie die von Winona und Wilder Einzelfälle, doch sie zeigen, wozu Elefanten unter bestimmten Voraussetzungen in der Lage sind.

Vor allem nahe der östlichen und westlichen Parkgrenzen konnte man große Herden finden.  Es ist ein atemberaubender Anblick, wenn man hundert oder mehr Elefanten, darunter Kühe mit und ohne Kälber, junge und alte Bullen, zusammen sieht. Sie genießen die Gesellschaft ihrer Freunde und die guten Zeiten.

Freshet von der FA-Familie
Freshet von der FA-Familie

 

Unter den Elefantenverbänden im östlichen Teil Amboselis wurden u.a. mehrfach Angehörige der FBs und GBs entdeckt. Die GBs sind eine der größten Familien Amboselis und teilen sich oft in zwei Gruppen. Eine wird von Gail und die andere von Golda geführt. Gails Gruppe konnte nur einmal gesichtet werden, doch Goldas Familienzweig war öfter zu sehen.

Golda gehört zu den eindrucksvollsten Matriarchinen Amboselis. Obwohl sie nicht besonders groß ist und nur einen Stoßzahn besitzt, wird sie von ihrer Familie bedingungslos respektiert, da alle ihre Erfahrung, Weisheit und Loyalität sowie ihren besonders sanften Charakter schätzen.

 

Golda (Mitte), die Matriarchin der GBs
Golda (Mitte), die Matriarchin der GBs

 

Unter den großen Elefanten-Versammlungen im Westen Amboselis konnte man oft Mitglieder der AA-Familie, vor allem Angelina, Abra, Annan, Artemis und Arden mit ihren Kälbern sowie der IA/IC-Familie finden.

Angelina gehört zu den Berühmtheiten Amboselis – einerseits wegen ihres nach hinten gewachsenen linken Stoßzahns, an dem sie leicht zu erkennen ist, und andererseits wegen der Zwillingskälber, die sie im Jahr 2020 zur Welt gebracht hatte. Leider überlebte das männliche Kalb nicht, doch seine Schwester hat es geschafft und freut sich inzwischen über einen neuen kleinen Bruder, der Ende 2023 zu Welt gekommen war. Angelina verdient aber auch aus einem anderem Grund Beachtung: Als 2016 ihre Schwester Amber starb adoptierte sie deren erst einjährige Tochter Aurora-B und sicherte dadurch ihr Überleben.

Angelina (rechts) und ihre Tochter Amora (links)
Angelina (rechts) und ihre Tochter Amora
Angelina (rechts) und ihre Töchter Amora (mitte) und Aspen (links)
Angelina (rechts) und ihre Töchter Amora (mitte) und Aspen
Angelina und ihre Familie
Angelina und ihre Familie

 

Eine weitere bemerkenswerte Persönlichkeit der AA-Familie ist Annan, die Tochter der früheren Matriarchin Astrid. Wie ihre Mutter besitzt Annan einen sanften und ruhigen Charakter. Da sie Astrids einzige überlebende Tochter war,  bestand zwischen den beiden eine besonders enge Bindung.  Als Astrid Ende 2022 oder Anfang 2023 starb, trauerte Annan sehr um sie. Man konnte sehen, wie ihr dies auch physisch zusetzte, denn sie magerte stark ab – obwohl zwischenzeitlich wieder eine Regenzeit begonnen hatte und das Nahrungsangebot gut gewesen war. Erst sehr langsam schien sie sich von dem Verlust zu erholen. Jetzt aber sah sie endlich wieder richtig gut aus und hatte offensichtlich wieder ins Leben zurückgefunden. Sicher ist dies auch den anderen Mitgliedern ihrer Familie zu verdanken, die sie nicht allein gelassen haben und ihr Trost und Zuneigung spendeten.

 

Annan hat sich wieder gut erholt
Annan hat sich wieder gut erholt
Annan und ihr Kalb
Annan und ihr Kalb
Annan führt eine Gruppe der AAs durch die Savanne
Annan führt eine Gruppe der AAs durch die Savanne

 

Im Westen waren auch einige sehr große Bullen zu sehen – vor allem Esau aus der EB-Familie und Pascal von den PAs. Esau gehört zu den eindrucksvollsten Big Tuskern Amboselis. Er wandert  oft über die Grenze nach Tansania, wo die Trophäenjagd leider noch immer nicht endgültig und sicher beendet ist, auch wenn derzeit für den nördlichen Landesteil keine Abschussquoten bekanntgegeben sind, Deshalb macht man sich beim Amboseli Trust for Elephants (ATE) oft sehr große Sorgen um ihn. Als er  vor einigen Monaten wegen einer Verletzung, die er sich bei einer Auseinandersetzung mit einem anderen Bullen zugezogen hatte, tierärztlich behandelt werden musste, erhielt er daher auch ein Senderhalsband. Dieses sollte ihm einen gewissen Schutz bieten, da die Trophäenjäger in Tansania normalerweise zumindest keine Tiere mit Sendern töten.

 

Esau, einer der größten Bullen in Amboseli
Esau, einer der größten Bullen in Amboseli
Esau an einer kleinen Wasserstelle
Esau an einer kleinen Wasserstelle

 

Pascal ist noch etwas jünger als Esau, doch bereits sein jetziges Erscheinungsbild ist eindrucksvoll und lässt hoffen, dass er in einigen Jahren ebenfalls zu einem der ganz großen Stoßzahnträger werden wird. Man kann ihn übrigens sehr leicht an seinem ständig nach vorne geklappten rechten Ohr erkennen – möglicherweise die Folge einer Verletzung, die ihn aber nicht weiter behindert. Pascal befand sich gerade in der Musth und wanderte viel zwischen den Elefantenherden umher –immer auf der Suche nach paarungsbereiten Kühen.

 

Pascal ist in Musth
Pascal ist in Musth

 

Esau verfolgte ähnliche Ziele und testete viele Male, ob sich diese oder jene Kuh gerade im Östrus befand. Doch leider waren weder Esau noch Pascal auf der Suche nach einer paarungsbereiten Kuh erfolgreich! Während der Dürre des Jahres 2022 war keine Kuh in den Östrus gekommen. Doch viele hatten leider ihre Kälber verloren. Sie alle kamen dann mit Beginn der Regenzeit 2023 in den Östrus, was zur Folge hatte, dass jetzt gerade viele Kühe schwanger waren und es daher kaum Paarungsmöglichkeiten für Bullen gab. Doch diese Chance hatten sie dafür bereits vor zwei Jahren viele Male gehabt.

 

Amora erhält Besuch von Esau, der prüft ob sie im Östrus ist
Amora erhält Besuch von Esau, der prüft, ob sie sich im Östrus befindet
Von links: Angelina, ihre Tochter Amora, ihr jüngstes Kalb und Esau
Von links: Angelina, ihre Tochter Amora, ihr jüngstes Kalb und Esau

 

Die Elefanten in Amboseli erlebten also im Februar und März eine wirklich großartige Zeit. Wir wünschen ihnen, dass diese noch lange fortbesteht. Zumindest sollte durch die reichen Niederschläge gewährleistet sein, dass auch die nächste Trockenzeit gut überbrückt werden kann. Und dann wird hoffentlich auch die nächste Regenzeit rechtzeitig beginnen und für ein erneutes reiches Angebot an Wasser und Nahrung sorgen.

 

 

(Alle Fotos © Christian Haberl)

Amboseli News: Dezember 2024 und Januar 2025

Enid, die Matriarchin der EBs

Amboseli war zum Jahreswechsel 2024/2025 besonders schön, da es ergiebige Regenfälle gegeben hatte, die ein üppiges Pflanzenwachstum zur Folge hatten. Insgesamt waren im Dezember 80 mm Regen gefallen und im Januar dann weitere 44 mm. Die Niederschläge und die Vegetation kamen sowohl den Wildtieren als auch dem Vieh der benachbarten Bevölkerung zugute, die sich einen Großteil des Amboseli-Ökosystems teilen. Regenreiche Zeiten sind für die Schutzbemühungen immer eine große Erleichterung, da die Konkurrenz zwischen Vieh und Wildtieren dann stark abnimmt und Konflikte sich deutlich reduzieren. In der Zeit des Jahreswechsels versammelten sich die Elefanten von Amboseli in großen Gruppen, um ihre sozialen Kontakte und Beziehungen zu erneuern, Informationen auszutauschen und einfach die gemeinsame Zeit zu genießen. Elefanten sind hochsoziale Tiere, die oft eine Vielzahl von Freundschaften pflegen, welche sich keineswegs auf die Mitglieder der eigenen Familie beschränken, sondern auch Angehörige benachbarter Gruppen mit einbeziehen.

 

Enid, die Matriarchin der EBs
Enid, die Matriarchin der EBs

 

Wie immer in Zeiten reicher Regenfälle hatten viele Familien und unabhängige Bullen den Park verlassen, um außerhalb liegende Gebiete zu nutzen. Es gab aber auch Familiengruppen, welche lieber die meiste Zeit innerhalb der Parkgrenzen blieben, beispielsweise die AAs und PCs, und wieder andere, welche regelmäßig zwischen den innerhalb und außerhalb liegenden Weidegründen hin- und herpendelten, darunter die KBs.

Die AA-Familie hatte sich während der letzten Monaten gut entwickelt. Sie hielten sich häufig im Zentrum des Parks auf und kamen oft sogar in die Nähe des Camps vom Amboseli Trust for Elephants (ATE). Angelina und Abra waren oft zusammen unterwegs, begleitet von ihren Kälbern, die ein ähnliches Alter haben. Trotz der unterschiedlichen Geschlechter sind die beiden Kälber in diesem frühen Alter noch hervorragende Spielkameraden. Erst später tendieren männliche und weibliche Kälber zu etwas unterschiedlichem Spielverhalten.

 

Elise, die Tochter Enids
Elise, die Tochter Enids

 

Mehrere Familien durften sich über neuen Familienzuwachs freuen: So brachte beispielsweise im Dezember Garamba von den GBs ein weibliches Kalb zur Welt und Flossie von den FBs im Januar ein männliches. Für Flossie, mit 42 Jahren die älteste Kuh ihrer Familie, ist es bereits das achte Kalb, doch haben die zuvor geborenen sieben leider alle nicht überlebt. Die meisten ihrer Kälber starben während der Dürreperioden, was daran erinnert, wie raue Umweltbedingungen das Leben der Elefantenfamilien beeinträchtigen können.

Auch für Garamba war die Geburt ihres neuesten Kalbs etwas ganz Besonderes, da sie ihre letzten drei Kälber durch Dürreperioden verloren hat und nur Gakuo, geboren 2011, noch lebt. Da die derzeitigen klimatischen Bedingungen günstig sind, ist das ATE-Team zuversichtlich, dass der jüngste Zuwachs gut gedeihen wird.

 

Von rechts: Echo, Erin, Enid
Echo (rechts), die ehemalige Matriarchin der EBs, mit ihren Töchtern Erin (Mitte) und  Enid (links)

 

Von den EBs bekam das ATE-Team nur den Teil, der von Enid geführt wird, zu sehen – und auch das nur dreimal im Dezember. Enid, inzwischen 43 Jahre alt, führt das Erbe ihrer Mutter, der berühmten Matriarchin Echo, fort. Während die EBs unter Echos Führung einst zu den größten Familien in Amboseli gehörten, spalteten sie sich nach Echos Tod in drei Gruppen auf – ein Beleg dafür, wie tiefgreifend sich der Tod einer Matriarchin auf die Struktur einer Elefantenfamilie auswirken k.

Im Fall der EBs haben sich über die Jahrzehnte auch ihre Bewegungsmuster stark verändert. Zu Echos Zeiten blieben sie fast das gesamte Jahr innerhalb des Parks und verließen diesen meistens nur einmal im August, um bis zum Kilimanjaro im benachbarten Tansania zu ziehen. Inzwischen sind die EBs viel häufiger außerhalb der Parkgrenzen unterwegs. Dies zeigt, wie Führungswechsel, veränderte Umweltbedingungen und die menschliche Entwicklung das Verhalten von Elefantenfamilien stark beeinflussen können.

 

Enid
Enid

 

Die Rolle der Matriarchin bei der Entscheidungsfindung wird durch ihre Erfahrung, die Familiengröße, den Reproduktionsstatus und die Verfügbarkeit von Ressourcen bestimmt. Da erfreulicherweise immer mehr zusätzliche Schutzgebiete außerhalb des Nationalparks entstanden sind, ist es gut möglich, dass die EBs neue Weidegründe gefunden haben, die ihnen zusagen. Da der Amboseli-Nationalpark relativ klein ist, waren die Elefanten schon immer darauf angewiesen auch außerhalb nach Nahrung zu suchen. Mit dem Wachsen der menschlichen Bevölkerung wurde dies zunehmend schwieriger. Doch intensive Bemühungen verschiedener NGOs und die Bereitschaft der benachbarten Gemeinden zur Kooperation mit ihnen ermöglichten es den Elefanten und anderen Wildtieren weiterhin, den dringend benötigten Lebensraum zu sichern, in dem neue Schutzgebiete geschaffen und Wanderkorridore offengehalten wurden.

Die Bewegungsmuster werden nicht nur von den Vorlieben der Matriarchin bestimmt. Andere Faktoren wie Niederschlagsmengen, Nahrungsverfügbarkeit und die Präsenz menschlicher Aktivitäten spielen eine wichtige Rolle. In den Gebieten um die Parkgrenzen, die häufig von Maasai-Hirten genutzt werden, wurde in jüngerer Zeit viel gebaut: Häuser, Schulen und Farmen. All das kann die Wahl der Familien beeinflussen. Enids Entscheidung, ihren Teil der Familie weg von den zentralen Amboseli-Sümpfen zu führen, könnte eine Reaktion auf die zahlreichen Veränderungen sein, von denen das Amboseli-Ökosystem im Laufe der Jahre betroffen war.

 

Enid
Enid

 

Das Wissen, das von Echo an Enid und ihre Verwandten weitergegeben wurde, unterstreicht die Bedeutung der Matriarchinnen für die Gestaltung des Familienverhaltens. Während Enid ihre Familie durch eine sich verändernde Landschaft führt, werden ihre Entscheidungen einen bleibenden Einfluss auf künftige Generationen haben und uns an die Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Elefanten in Amboseli erinnern.

 

(Leider haben wir für diese Zeit keine aktuellen Fotos von Enids Gruppe. Wir zeigen daher einige ältere Bilder. Alle Fotos © Amboseli Trust for Elephants )

Amboseli News: Oktober und November 2024

Die gesamte AA-Familie ist zusammengekommen

Amboseli News: Oktober und November 2024

 

Im Oktober und November erlebte Amboseli eine dynamische Mischung aus heißem und feuchtem Wetter. Der Oktober begann mit großer Hitze und Trockenheit, während der November dann mit 150 mm Niederschlag die dringend benötigten Regenfälle brachte. In kürzester Zeit verwandelte sich der Park in eine grüne Oase, voller leuchtend-farbiger Wildblumen und Insekten. Der Regen veranlasste viele Elefanten dazu, den Park zu verlassen, was notwendig ist, damit sich die  Vegetation wieder erholen kann. Für das Forschungsteam des Amboseli Trust for Elephants (ATE) reduzierte sich dadurch die Zeit, die sie im Feld verbrachten. Dafür stand nun Büroarbeit auf dem Programm; vor allem die Eingabe der in den letzten Monaten gewonnenen Daten und die Aktualisierung der Elefanten-IDs.

 

Die gesamte AA-Familie ist zusammengekommen
Die gesamte AA-Familie ist zusammengekommen

Doch wie immer blieb auch dieses Mal nach dem Einsetzen der Regenfälle eine gewisse Zahl von Elefanten im Park zurück. Zu ihnen gehörten Familien wie die AAs, die EBs, die FBs, die GBs, die KB2, die OBs und die PCs aber auch Bullen wie Phineas, dem letzten überlebenden Mitglied der PB-Familie. Sie alle machten einen guten Eindruck und waren in bester Verfassung.

 

Ottoline, die Matriarchin der OB-Familie
Ottoline, die Matriarchin der OB-Familie

 

Die AA-Familie hielt sich in ihrem üblichen Gebiet auf. Wie es für sie typisch ist, waren sie abwechselnd alle zusammen und teilten sich dann wieder in kleinere Gruppen auf. Angelina und Abra haben eine dieser Untergruppen gebildet, während der Rest der Familie – Anghared, Althea, Ava, Arden, Artemis, Annan, Ann und ihre Kälber – enger zusammengeblieben ist.

 

Anghared führte eine Gruppe der AAs zum Fluss
Anghared führte eine Gruppe der AAs zum Fluss

 

Ann und Andrea von den AAs
Ann und Andrea von den AAs

 

Das ATE-Forschungsteam stellte fest, dass Aurora B,  die verwaiste Tochter Ambers, das erste Mal schwanger zu sein scheint! Im November konnte man erkennen, dass ihre Brüste geschwollen waren, ein sicheres Zeichen für eine Schwangerschaft bei Erstgebärenden. Alle freuten sich für sie und sind gespannt auf ihr erstes Baby!

Aurora B hat viel durchgemacht, nachdem 2016 ihre Mutter gestorben war. Glücklicherweise wurde sie von ihrer Tante Angelina adoptiert, die sie in ihre Obhut nahm. Sie wird Aurora B hoffentlich auch die Unterstützung geben, die sie braucht, wenn das Neugeborene kommt. Die Forschungen des ATE zeigen, dass Elefantenkühe bei der Aufzucht ihrer ersten Kälber sehr davon profitieren, wenn ihre Mutter und Großmutter an ihrer Seite sind. Das Überleben der Kälber steht neben den ökologischen Bedingungen in direktem Zusammenhang mit der Erfahrung der Mutter und ihrer Unterstützerinnen. Auch wird hoffen für Aurora B, dass alles gut geht!

 

Artemis aus der AA-Familie mit zwei Kälbern
Artemis aus der AA-Familie mit zwei Kälbern

 

Die EB-Familie bereitete dem ATE-Team eine besonders große Freude, als sie zu einem Besuch direkt in das Forschungscamp kam.  Sie wurde bei zahlreichen Gelegenheiten gesehen, einmal sogar zusammen mit der GB-Familie, die zwar ein ähnliches Streifgebiet hat, aber trotzdem nicht oft mit ihnen zusammen anzutreffen ist. Das liegt vermutlich daran, dass beide Familien relativ groß sind und es daher schwierig sein kann für alle Mitglieder an einem Ort ausreichend Nahrung zu finden. Dass sie sich jetzt doch wieder einmal getroffen haben, ist ein Beleg für die guten Bedingungen, die gerade gegeben waren. Die EBs haben das Beste aus der Fülle des Parks herausgeholt, spielten fröhlich zusammen im Schlamm und interagierten auf vielfältige Weise mit anderen Elefanten.

Die GBs zogen im Oktober regelmäßig in den Amboseli-Nationalpark ein und aus. Nach einer kurzen Sichtungspause im November waren sie gegen Ende dieses Monats wieder alle zusammen anzutreffen – sowohl Goldas als auch Gails Gruppe. Da es sich um eine große Familie handelt, ist es immer wieder beeindruckend, beide Familieneinheiten zusammen zu sehen. Ihre Kälber wirkten dabei sehr kräftig und gesund. Vermutlich waren auch einige der GB-Kühe schwanger. Garamba bewegte sich sehr langsam und sah schwerfällig aus, so dass es vielleicht nicht mehr lange bis zur Geburt dauern wird.

 

Genesis und ihr Sohn, Guinevere und Golda
Genesis und ihr Sohn, Guinevere und Golda

 

Von der KB-Familie wurde nur die KB2-Gruppe vom ATE-Team gesehen. Doch von dieser gibt es ebenfalls aufregende Neuigkeiten zu berichten: Kamlaben, die 13-jährige Tochter von Kate, hat ihr erstes Kalb zur Welt gebracht! Es wurde Ende Oktober geboren und war ein gesundes Mädchen! Mit dem Beginn der Regenzeit im November standen Kamlaben genügend Ressourcen zur Verfügung, um ausreichend Milch zu produzieren, und mit der Unterstützung ihrer Mutter und ihrer Schwestern kann sie ihrem Kalb die besten Chancen bieten. Damit beginnt ein hoffnungsvolles neues Kapitel für diese Familie, und das ATE-Team ist sehr optimistisch, was die Zukunft von Kamlabens Kalb betrifft.

 

Kitty von der KB-Familie mit ihrem Kalb
Kitty von den KBs mit ihrem Kalb

Gegen Ende November konnte der ATE erfreulicherweise berichten, dass die Elefanten in Amboseli dieses Jahr weniger Herausforderungen zu bewältigen hatten als in den beiden vorangegangenen Jahren. Da selbst am Ende der Trockenzeit noch genügend Vegetation vorhanden war, blieben die Elefanten in guter Verfassung und konnten nach dem Einsetzen der Regenzeit noch weitere Reserven aufbauen. Mit Blick auf den Dezember war das Team des ATE zuversichtlich, dass die Elefanten genug Gewicht zulegen werden, um auch die nächste Trockenperiode, die Anfang 2025 zu erwarten ist, gut zu überstehen.  Wir wünschen den Elefanten Amboselis, dass sich die guten Zeiten noch lange fortsetzen werden.

 

(Alle Fotos © Amboseli Trust for Elephants)

Amboseli News: Juni und Juli 2024

Ilka, die Matriarchin der IB-Familie

Amboseli News: Juni und Juli 2024

 

Juni und Juli waren trockene und kühle Monate in Amboseli. Das entspricht allerdings völlig dem normalen Zyklus der Jahreszeiten und da es in den Vormonaten ausreichend geregnet hatte besteht derzeit keine Gefahr, dass es wieder zu einer Dürre kommt. Die Elefanten fanden noch gute Weideflächen und die Sümpfe stellen die Wasserversorgung ohnehin das ganze Jahr über sicher. Das Land sah wunderschön aus. Die Savanne nahm durch das trockene Gras einen goldenen Farbton an, während der Horizont in violette und braune Schattierungen überging. Obwohl der Kilimandscharo wegen des zunehmenden Staubs in der Luft seltener zu sehen war, bot die Landschaft einen atemberaubenden Anblick.

Elsinore, Elaine und Elif
Elsinore, Elaine und Elif von den EBs

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Amboseli News: April und Mai 2024

Zvi, ein Bulle aus der ZB-Familie

Reiche Regenfälle prägten die Monate April und Mai in Amboseli, was ein besonders starkes Pflanzenwachstum zur Folge hatte. Dadurch war sowohl  die Nahrungsversorgung  der Wildtiere wie die des Viehs als auch die der Menschen in den umliegenden Gemeinden bestens gesichert. Im April wagten sich zahlreiche Elefanten über die Grenzen des Parks hinaus, wo ihnen nun überall Wasser und frisches Grün zur Verfügung standen.

Für die Feldforscherinnen Norah und Katito vom Amboseli Trust for Elephants (ATE) war es daher nicht einfach, die verschiedenen Familien im Auge zu behalten. Viele waren nur selten oder gar nicht zu sehen. Letzteres traf beispielsweise auf die OAs und die EBs zu.

Zvi, ein Bulle in Musth, folgt einer Kuh aus der MB-Familie
Zvi, ein Bulle in Musth, folgt einer Kuh aus der MB-Familie

Bei den OAs wird es ohnehin schon seit einiger Zeit immer schwieriger,  sie zu finden. Seit dem Tod ihrer Matriarchin Orabel im Jahr 2019 kommen sie immer seltener in den Park. Der von Olympia geführte Familienteil wird hier kaum noch gesichtet und der andere Familienteil, der Onyx folgt, ist auch nur noch sporadisch zu sehen. Solche Entwicklungen sind nicht ungewöhnlich. Der Wechsel einer Matriarchin hat oft auch eine Veränderung im Wanderverhalten zur Folge.

Die EBs verbringen hingegen noch oft Zeit innerhalb des Park, allerdings nicht während der letzten Monate. Ihre Matriarchin Enid hatte sie vermutlich nach Tansania geführt, wo auch ein wichtiger Teil ihrer Weidegründe liegt. Glücklicherweise droht ihnen von den dort aktiven Trophäenjägern keine Gefahr, da diese es auf Bullen abgesehen haben. Das ATE-Team wartet aber trotzdem mit Spannung auf die Rückkehr der EBs und hofft, dass es ihnen gut geht.

Mitglieder der MB-Familie
Mitglieder der MB-Familie

Einige Familien hielten sich aber weiterhin mehr oder weniger häufig innerhalb des Parks auf, darunter die AAs, FBs, GBs, MBs und PCs. Da sich die Vegetation durch die reichhaltigen Niederschläge schnell erholte und es nur wenig Konkurrenz durch andere Familien gab, fanden die im Park verbliebenen Elefanten ein reiches Nahrungsangebot vor, ohne weite Wanderungen zurücklegen zu müssen.

Auch die FBs wurden relativ oft gesehen, und sie machten einen sehr guten und gesunden Eindruck. Ihre Kälber waren verspielt und lebhaft, was auch ein gutes Zeichen ist. Fenekes letztes Jahr geborene Tochter hatte viel Spaß mit den allgegenwärtigen Kuhreihern, während sie in der hohen Sumpfvegetation herumtobte. Feretia nahm ein Schlammbad, obwohl es gar nicht so heiß war, und Flossie scheint Nachwuchs zu erwarten, denn ihre Brüste waren deutlich angeschwollen.

Arden mit ihrem Kalb und Giuseppe an ihrer Seite
Arden mit ihrem Kalb und Giuseppe an ihrer Seite

Die GBs sind eine sehr große Familie, und nur selten werden alle Mitglieder zusammen angetroffen. Auch während der letzten Monate wurden Gails und Goldas Familienteile nur getrennt gesehen. Die GBs sind sehr gesellig und mischen sich oft mit anderen Familien, welche die gleichen Gebiete nutzen. Das einzige Familienmitglied, das sich etwas weniger freundlich zeigt, ist Garba Tula. Während sie sich zu Mitgliedern ihrer eigenen Familie durchaus freundlich verhält, neigt sie dazu, Elefanten aus anderen Familien zu dominieren. Dies zeigt sich hauptsächlich durch Körpersprache und Lautäußerungen, doch gelegentlich wurde auch beobachtet, dass sie andere schubst. Negative Interaktionen zwischen Elefantenkühen haben aber fast nie schwere körperliche Schäden zur Folge. Sie beschränken sich meist auf Schubsen oder dem Drücken der Stoßzähne gegen den Körper eines anderen Elefanten.

Spielende Kälber aus der PC2-Familie
Spielende Kälber aus der PC2-Familie

Die PCs, insbesondere Petulas Gruppe, haben den Park ebenfalls häufig besucht. Die Familie erfreute sich guter Gesundheit, und bei so guter Ernährung waren auch ihre Kälber sehr verspielt. Oft schlossen sie sich dabei mit Kälbern aus anderen Familien zusammen.

Die AAs gehören zu den besonders standorttreuenFamilien Amboselis. Meistens halten sie sich bei den Sümpfen im Zentrum des Parks auf. Allerdings hatten sich während der letzten Monate einige von ihnen, Althea, Arden, Annan, Artemis, Angelina und Abra mit ihren Kälbern, dazu entschlossen, etwas weitere Strecken zurückzulegen. Das ATE-Team hat sie nur zweimal im April und einmal im Mai gesehen. Anghared, Ann und Ava waren hingegen mit ihren Kälbern im üblichen Gebiet der AAs geblieben. Alle Familienmitglieder sahen gesund und kräftig aus. Sie sind somit gut auf die kommenden trockenen Monate vorbereitet.

Zwei neue Kälber in der AA-Familie
Zwei neue Kälber in der AA-Familie

Soweit war es also wirklich eine wundervolle Zeit für die Elefanten in Amboseli. Leider gab es aber auch eine Entwicklung, die dem Team des Amboseli Trust for Elephants (ATE) große Sorgen bereitete: die weiterhin praktizierte Trophäenjagd auf männliche Elefanten im Norden des Nachbarlands Tansania.

Wie bereits im letzten Bericht beschrieben, gibt es derzeit große Meinungsverschiedenheiten zwischen Kenia und Tansania, welche durch die sogenannte „Sportjagd“ auf Elefanten im Norden Tansanias ausgelöst wurden. Ein Teil der Elefanten aus Amboseli, darunter einige der letzen Super-Tusker Afrikas (Elefanten, die mindestens einen Stoßzahn mit einem Gewicht von 50 kg oder mehr besitzen), wandert regelmäßig über die nahe Grenze ins nördliche Tansania. Dort galt seit den 1990-er Jahren ein Jagdverbot auf Elefanten, auch wenn Tansania, im Gegensatz zu Kenia, die Trophäenjagd grundsätzlich erlaubte. Doch letztes Jahr wurde dieses Verbot aufgehoben, und seitdem fielen bereits fünf Bullen aus Amboseli den Trophäenjägern zum Opfer.

Der ATE versucht zusammen mit Partnern wie ElephantVoices oder der Big Life Foundation alles in seiner Macht stehende, um diese Bedrohung wieder zu beenden. Sie üben so viel Druck wie möglich auf Tansania aus, um dessen Regierung dazu zu bewegen, das ehemalige Jagdverbot auf diese grenzüberschreitende Elefantenpopulation wieder in Kraft zu setzen.

Zvi, ein Bulle aus der ZB-Familie
Zvi, ein Bulle aus der ZB-Familie

Zu den Bullen, die besonders durch die Trophäenjagd gefährdet sind, gehört Zvi, ein Sohn Zamaras aus der ZB-Familie. Er ist jetzt 39 Jahre alt und sieht sehr eindrucksvoll aus. Da er zu jenen Bullen gehört, die sich gerne in Tansania aufhalten, kann er leicht zur Zielscheibe eines Jägers werden. Das ATE-Team hatte ihn zuletzt im Juli 2023 gesehen. Cynthia Moss, die Gründerin des ATE,  und ihr Team waren daher sehr froh, als er jetzt wieder in den Park zurückkehrte. Zvi befand sich in der Musth, was bedeutete, dass er besonders aktiv auf der Suche nach paarungsbereiten Kühen war. Männliche Elefanten erreichen ihre Blütezeit erst ab Mitte dreißig. Zwar können sich auch jüngere Bullen paaren, doch bevorzugen die Weibchen stets reifere Bullen, und diese sind wiederum während ihrer Musth-Phasen die bevorzugten Paarungspartner. Wir hoffen, dass Zvi seine Gene an möglichst viele Kälber weitergeben kann.

Zvi ist gerade in der Musth
Zvi ist gerade in der Musth

Der ATE wird sich weiterhin mit aller Kraft für den Schutz Zvis und der anderen Bullen aus Amboseli  einsetzen. Zusammen mit ElephantVoices und der Big Life Foundation appellierte er an die kenianische und tansanische Regierung, das Jagdverbot auf Elefanten zumindest im Norden Tansanias wieder in Kraft zu setzen. Außerdem haben diese NGOs zusammen mit vielen weiteren Organisationen und Unternehmen eine Petition mit derselben Forderung an die tansanische Präsidentin gestartet.

Wir bitten alle, die es noch nicht gemacht haben, diese Petition zu unterstützen. Hier der Link zur Petitionsseite:

Außerdem wäre es eine große Hilfe,  Appelle an die Botschaften Kenias und Tansanias zu senden und diese ebenfalls aufzufordern, sich für eine Beendigung der Jagd auf Elefanten in Nord-Tansania einzusetzen. Wir haben hierfür zwei Musterbriefe vorbereitet, jeweils in Deutsch und Englisch, sowie eine Liste der Adressen der Botschaften in Deutschland, Österreich und Schweiz. Hier die Links zu diesen Seiten:

 

Ganz herzlichen Dank an alle Unterstützerinnen und Unterstützer, auch im Namen der Elefanten Amboselis sowie von Cynthia Moss und ihrem gesamten Team.

 

(Alle Fotos © Amboseli Trust for Elephants)