ATE News: August und September 2022

Im August und September nahm die bereits seit mehreren Monaten herrschende Dürre ein brutales Ausmaß an. Das Land war inzwischen fast vollständig ausgetrocknet. Nur in den Sümpfen, im Zentrum des Amboseli-Nationalparks, gab es weiterhin Wasser und etwas Vegetation, wenn auch nur recht nährstoffarme. Außerdem boten die verstreuten kleinen Wälder des Parks ein wenig Nahrung. Aber sonst war kaum noch etwas für die zigtausenden Elefanten, Zebras, Büffeln, Gnus und Antilopen zu finden.

 

Eine Kuh der AA-Familie und ihr Kalb versuchen, in der verdorrten Ebene noch etwas Nahrung zu finden

 

Die erfahrenen Matriarchinnen der Elefanten versuchten, ihre Familien zu Orten zu führen, an denen es früher selbst während der schlimmsten Dürreperioden immer noch etwas Nahrung gegeben hatte. Doch teilweise war ihnen jetzt der Weg zu diesen letzten Weideflächen durch menschliche Siedlungen, Infrastruktur oder Farmland versperrt, während in anderen Fällen die Weidegründe selbst Farmen oder Siedlungen weichen mussten. Die Herausforderungen für die Matriarchinnen waren enorm. Und doch ruhten vor allem auf ihnen alle Hoffnungen!

 

Elefantenfamilie auf ihrer Wanderung
Elefantenfamilie auf ihrer Wanderung

 

Das Bevölkerungswachstum macht auch die Auswirkungen von Dürren immer noch schlimmer – letztlich nicht nur für die Wildtiere, sondern auch für die Menschen selbst und ihr Vieh. Auch sie kämpfen einen verzweifelten Kampf ums Überleben.

Diese Probleme können nur gelöst werden, wenn man Wege findet, die allen helfen. Dabei ist es natürlich in erster Linie wichtig, das Bevölkerungswachstum zu stoppen. Dieses Ziel wird vermutlich aber nur langfristig zu erreichen sein. Und da der Druck auf die Ressourcen bereits jetzt zu hoch ist, müssen weitere Ansätze verfolgt werden, beispielsweise die Entwicklung landwirtschaftlicher Methoden, die weniger Fläche zur Erzeugung derselben Erträge benötigen. Am wichtigsten ist aber die Förderung von Bildung, speziell auch für Mädchen. Der Amboseli Trust for Elephants (ATE) setzt sich hierfür bereits seit Jahrzehnten ein. Aktuell unterstützte er auch ein Programm, welches Mahlzeiten für Schulkinder bereitstellt. Dadurch werden nicht nur Kinder mit Nahrung versorgt, sondern auch sichergestellt, dass sie weiterhin die Schule besuchen können. Außerdem fördert es die freundschaftliche Beziehung, welche zwischen der überwiegenden Mehrheit der lokalen Bevölkerung und dem ATE herrscht und unverzichtbar ist, um zu erreichen, dass die Menschen bereit sind, das Land mit den Wildtieren zu teilen.

 

Elefanten durchqueren die Ebene in Amboseli
Elefanten durchqueren die Ebene in Amboseli

 

All das änderte natürlich nichts an der aktuellen, verheerenden Situation. Besonders schlimm waren Arten wie Zebras und Gnus betroffen, die in großer Zahl starben, doch auch viele Elefanten, vor allem die ältesten und jüngsten Familienmitglieder, wurden zu Opfern der Dürre. Verständlicherweise war das Team des ATE in den allermeisten Fällen nicht dabei, wenn Elefanten starben, und oft entdeckten sie nicht einmal ihre Überreste. Aber da der ATE in seiner Datenbank jeden einzelnen Elefanten des Amboseli-Ökosystems erfasst hat, konnte man feststellen, welche Tiere in den einzelnen Familien fehlen. Ältere Elefanten können sich allerdings auch kurzfristig von den anderen getrennt haben und später wieder zu ihnen stoßen. Aber milchabhängige Kälber müssen fast immer als verstorben betrachtet werden, wenn sie nicht bei ihren Müttern sind.

Zu ihnen gehören die jeweils jüngsten Kälber von Eleanor, Eudora, Entito und Eliot von der EB-Familie sowie von Golda, Gigabyte, Garamba und Gatzamba von der GB-Familie. Die meisten von ihnen waren männlich, einige aber auch weiblich wie diejenigen Goldas, Gigabytes und Gatzambas. Generell ist die Sterblichkeit von Bullenkälbern höher, da sie schneller wachsen und daher mehr Energie benötigen.

Besonders schlimm war es für Elise, die Tochter Enids, der Matriarchin der EB-Familie. Sie hat gleich zwei Kälber verloren! Zuerst starb ihr älterer Sohn. Er gehörte zu den vier EB-Mitgliedern, die im Juni mit Speeren verletzt worden waren. Der Tierarzt hatte sie alle behandelt. Während die anderen drei sich inzwischen gut erholten, war die Verletzung bei Elises Sohn offenbar doch zu schlimm, und er verstarb an ihren Folgen. Und dann verlor Elise auch noch ihre jüngste Tochter. Da Elefanten sehr stressanfällig sind, ist davon auszugehen, dass der Tod ihres Sohnes, verbunden vielleicht mit den Auswirkungen der Dürre, Elise so zusetzte, dass sie nicht mehr genug Milch für ihre Tochter hatte und deshalb auch diese verlor.

 

Elise hat zwei Kälber verloren

 

Auch Odessa von der OA-Familie verlor offenbar ebenfalls gleich zwei Kälber: ihren drei Jahre alten Sohn und ihre sieben Jahre alte Tochter Onna. Der Tod eines schon relativ alten Kalbs wie Onna ist ziemlich ungewöhnlich, und da sie nicht mehr milchabhängig ist, könnte es sein, dass sie sich vielleicht doch nur von ihrer Familie getrennt hatte und später wieder zurückkehren wird. Diese Hoffnung besteht also noch, doch muss man ehrlicherweise sagen, dass sie leider nicht besonders groß ist.

Ein besonders tragischer Fall war der Tod des erst letzten Jahres geborenen Sohns von Astrid, der Matriarchin der AA-Familie. Ihm hatte die Dürre wohl bereits seit längerem zugesetzt, und Astrid trennte sich daher von den anderen AAs, um ihr Tempo bei den Wanderungen dem seinen anpassen zu können. Doch leider reichte das nicht aus. Eines Morgens entdeckte ein ATE-Team Astrid, die neben ihrem am Boden liegenden Kalb stand. Astrids Sohn war völlig geschwächt und offensichtlich nicht mehr in der Lage aufzustehen. Das Team alarmierte daher umgehend den Tierarzt. Doch während dieser noch unterwegs war, starb Astrids Kalb. Für Cynthia Moss und ihre Kolleginnen, welche Astrid seit Jahrzehnten kennen, war dieser Verlust besonders schwer zu ertragen. Einerseits, weil er einer der wenigen Todesfälle war, bei dem sie Zeuge waren, und andererseits, weil Astrid noch nie viel Glück mit ihren Kälbern hatte und die meisten von ihnen das Erwachsenenalter nicht erreicht haben. Einzig ihre Tochter Annan lebt heute als erwachsene Kuh mit einem eigenen Kalb in Amboseli.

 

Elefantenkuh mit Kalb in der verdorrten Savanne Amboselis
Annan, die Tochter Astrids, und ihr Kalb haben überlebt (AA-Familie)

 

Am schlimmsten war es für das ATE-Team, all dies mitansehen zu müssen, ohne viel helfen zu können. Immerhin konnten sie in einigen Fällen dafür sorgen, dass Kälber, die zu schwach waren, um ihren Familien zu folgen, gerettet wurden und  in die Obhut des Sheldrick Wildlife Trusts kamen. Doch leider waren dies nur Einzelfälle.

Ein Ende der Dürre war allerdings – bestenfalls! – erst im November zu erwarten, wenn hoffentlich die nächste Regenzeit beginnen würde.

Wirklich Trost spendete nur das Wissen, dass die erfahrenen Matriarchinnen es bisher stets geschafft hatten, das Überleben der überwiegenden Mehrheit ihrer Familien zu sichern. Und nun konnte man nur hoffen, dass ihnen dies auch jetzt gelingen würde.

Und dann gab es doch noch eine erfreuliche Entwicklung in dieser sonst so trostlosen Zeit: Enid, ihr Sohn Ektor und ihre Schwester Esprit schafften es tatsächlich, sich trotz der Dürre von ihren Speerwunden zu erholen. Das war keineswegs selbstverständlich! Für Cynthia Moss und ihre Mitarbeiterinnen war es eine große Erleichterung, dies beobachten zu können.

 

Enid passt auf die Kälber auf

 

Zusammenfassend müssen die Monate August und September als eine der seit langem schwersten Zeiten für die Elefanten Amboselis bezeichnet werden – und somit auch für das ATE-Team.

Doch die Elefanten werden auch diese Katastrophe überstehen, wenn auch mit schmerzlichen Verlusten. Und irgendwann – hoffentlich in nicht mehr allzu ferner Zukunft – wird es endlich wieder regnen und diese furchtbare Zeit ein Ende finden.

 

Angelina und ihre Kälber (AA-Familie)

 

Es ist belegt, dass Elefanten um ihre Toten trauern. Immer wieder besuchen sie auch ihre Überreste, um dort einige Zeit zu verweilen. Und manchmal versetzt sie ein Todesfall so sehr in Stress, dass sie selbst gesundheitliche Probleme bekommen. In den meisten Fällen schaffen sie es aber, ihre Trauer zu bewältigen. Sie vergessen ihre Toten nicht, doch gleichzeitig schauen sie nach vorn und sind weiter für die Lebenden da, um sich – wie immer –gegenseitig zu unterstützen.

Cynthia Moss und ihr Team folgen diesem Beispiel. Auch sie trauern um all jene, die zu Opfern der Dürre wurden, doch ebenso kämpfen sie weiterhin mit aller Kraft für diejenigen, die überlebt haben. Und natürlich hoffen sie, dass die Regenzeit nun bald beginnt und damit endlich wieder die guten Zeiten für die Elefanten zurückkehren.

ATE News: Juni und Juli 2021

Cerise, die Matriarchin der CB-Familie, ist zurück

Das Leben der Elefanten in Amboseli ist geprägt vom Wechsel der Jahreszeiten. Trocken- und Regenzeiten wechseln einander ab und sorgen für oft gegensätzliche Lebensbedingungen. Doch auch die Jahreszeiten selbst präsentieren sich oft sehr unterschiedlich. Trockenzeiten entwickeln sich manchmal zu echten Dürren und Regenzeiten führen mitunter zu heftigen Überschwemmungen.

 

Während der letzten Jahre erhielt Amboseli besonders reiche Niederschläge, die das Land in ein Paradies für Wildtiere verwandelt hatten – manchmal waren ganze Trockenzeiten einfach ausgefallen. Das war auch noch zu Beginn diesen Jahres so gewesen. Doch Mitte Mai hörten die Regenfälle auf und die sogenannte „große Trockenzeit“ begann – früher als üblich. Zudem kam starker Wind auf, der das Land extrem schnell austrocknete. Da die nächsten Regenfälle erst im Oktober zu erwarten waren musste man sich auf einige sehr schwere Monate einstellen. Bei den Elefanten betraf dies vor allem die ältesten Familienmitglieder und die Kälber. Kühe mit noch milchabhängigen Kälbern würden es dann schwer haben sowohl genug Milch für ihren Nachwuchs produzieren als auch ihre eigenen Bedürfnisse sicherstellen. Diese Entwicklung ist Teil des natürlichen Kreislaufs im Amboseli-Ökosystem – allerdings ein sehr harter!

 

Viele Elefantenfamilien kehren während der Trockenzeit in den Park zurück
Viele Elefantenfamilien kehren während der Trockenzeit in den Park zurück

„ATE News: Juni und Juli 2021“ weiterlesen

ATE News: Dezember 2020 und Januar 2021

Mitglieder der AA-Familie beim Schlammbad

News vom Amboseli Trust for Elephants – die Monate Dezember 2020 und Januar 2021:

 

Dezember und Januar gehören zu den schönsten Monaten in Amboseli. Nach der Regenzeit ist das Land noch überall von frischem Grün bedeckt und viele Elefanten, die vorher monatelang außerhalb des Parks unterwegs gewesen waren, kehren wieder in den Park zurück. Denn während nun die meisten der außerhalb liegenden Wasserstellen austrocknen werden die Sümpfe im Zentrum Amboselis das ganze Jahr mit Schmelzwasser vom Kilimanjaro versorgt.

 

Die Corona-Pandemie machte 2020 für die Menschen zu einem sehr harten Jahr, doch für die Elefanten Amboselis galt dies erfreulicherweise nicht! Im Gegenteil! Letztes Jahr erlebte Amboseli einen rekordverdächtigen Boom bei Elefantenbabys, wodurch die Population um über 200 Tiere wuchs. Hinzu kam, dass es 2020 keinen einzigen Fall von Wilderei gab!

 

Three Holes Kalb von der IAIC-Familie
Three Holes Kalb von der IAIC-Familie

„ATE News: Dezember 2020 und Januar 2021“ weiterlesen

ATE News: Juni und Juli 2020

Eine Elefantenkuh mit markanten Stoßzähnen.

News vom Amboseli-Trust-for-Elephants – die Monate Juni und Juli 2020:

 

Im Juni und Juli löste in Amboseli eine neue Trockenzeit die außergewöhnlich niederschlagsreiche Regenzeit der Vormonate ab. Dank der ergiebigen Regenfälle war das Nahrungsangebot für die Elefanten auch jetzt noch viel besser als es sonst während dieser Jahreszeit der Fall ist. Dies wird sich zwar sicher während der nächsten Monate noch ändern, doch vermutlich nicht so stark wie gewöhnlich. Außerdem ist dies auch Teil des natürlichen Zyklus der Jahreszeiten in Amboseli, die man als „Boom and Bust“-Zeiten bezeichnet kann, und an die sich die Elefanten gut angepasst haben.

 

Der Park selbst bot einen wunderschönen Anblick, mit sanften Feldern goldgelben Grases, staubroten Sonnenuntergängen und vielen wilden Tieren, die durch die offenen Ebenen in der Nähe des Wassers zogen.

 

Eine Elefantenkuh in einem Sumpf in Amboseli.
Eine Elefantenkuh in einem Sumpf in Amboseli.

 

Leider konnte man sich beim Amboseli Trust for Elephants (ATE) nicht uneingeschränkt über die Schönheit des Parks freuen, denn die Covid-19-Pandemie wirkte sich auch weiter in Amboseli aus. Abgesehen von wenigen einheimischen Reisenden gab es keine Besucher. Die fehlenden Einnahmen aus dem Tourismus machten sich sowohl beim Kenya Wildlife Service (KWS), Organisationen wie ATE sowie vor allem der lokalen Bevölkerung immer stärker bemerkbar. Viele Familien hatten bereits seit Monaten kein Einkommen mehr.

Dem KWS und den NGO’s gelang es zwar ihre Aktivitäten aufrecht zu erhalten, doch  kam es in ganz Kenia zu einem Anstieg der Buschfleisch-Wilderei.

Man kann nur hoffen, dass touristische Aktivitäten möglichst bald wieder zunehmen und durch die hier generierten Einnahmen die Bereitschaft zur Wilderei deutlich reduziert wird.

 

Eine sehr erfreuliche Abwechslung bot allerdings der 24. Juli, denn an diesem Tag feierte Dr. Cynthia Moss, die Gründerin und Direktorin des ATE, ihren 80. Geburtstag. Unter den Bedingungen des Lockdowns wurde es zwar nur eine kleine aber sehr schöne Feier. Cynthia verbrachte den Tag zusammen mit ihren langjährigen Mitarbeiterinnen Norah und Katito im Forschungscamp.

Und dort erhielt sie auch eines ihrer schönsten Geburtstagsgeschenke: Nachdem die EB-Familie mehr als fünf Monate nicht mehr gesehen worden war tauchte sie wenige Tage zuvor unter der Führung ihrer umsichtigen Matriarchin Enid endlich wieder im Park auf!

 

Eine Elefantenkuh mit markanten Stoßzähnen.
Eine Elefantenkuh mit markanten Stoßzähnen.

 

Dies war für Cynthia eine ganz besondere Freude, denn sie hatte viele Jahre gerade mit dieser Familie sehr eng gearbeitet. Vor allem mit der einstigen Matriarchin Echo verband sie eine sehr starke persönliche Freundschaft. Viele Male, wenn Cynthia nach längerer Abwesenheit ins Camp zurückgekehrt war, tauchte Echo bald danach ebenfalls auf und machte sich so lange bemerkbar, bis Cynthia aus ihrem Zelt kam um sie zu begrüßen. Diese besondere Beziehung hat sich jetzt auch auf Echos Tochter Enid übertragen und so war die Rückkehr der EB’s ein ganz besonderes Geschenk für Cynthia!  Vor allem natürlich auch, weil es allen Familienmitgliedern gut ging. Und außerdem gab es gleich mehrfachen Nachwuchs: Esprit, Ebony, Eliot, Entito und Elif hatten männliche Kälber, und Eugiene ein weibliches an ihrer Seite.

 

Die EB’s haben seit ihrer Rückkehr viel Zeit im Forschungslager verbracht – vor allem nach Sonnenuntergang. Jeden Morgen fand das Team die Spuren ihrer nächtlichen Aktivitäten. Und mehrere Male wurden die EB’s Nachts gesehen, wie sie überall um die Zelte herum verteilt waren. Sie ernährten sich vom kurzen Gras, das auf den Fußwegen wächst und den Phönixpalmen, die das Camp umgeben. Wenn Nachts alles still ist, hört man deutlich wie überraschend laut ein Elefant beim Kauen sein kann, aber für das ATE-Team ist dies ein beruhigendes Geräusch, durch das sie sich gerne in den Schlaf „singen“ lassen.

 

Die EB’s war übrigens nicht die einzige Familie, in der es neue Babys gab. Ganz im Gegenteil: Dieses Jahr kam es in Amboseli zu einem unglaublichen Babyboom und allein im ersten Halbjahr wurden über 170 Geburten verzeichnet, eine Zahl, die alle früheren Rekorde übersteigt.

 

Neuen Nachwuchs gab es beispielsweise bei den FB’s, wo sowohl die Matriarchin Fanny wie auch deren Tochter Fortino ein Kalb bekamen. Fanny wurde dadurch bereits zum vierten Mal Großmutter. Und typisch für Elefantenkühe kümmert sie sich nicht nur um ihre eigenen Babys sondern auch um ihre Enkel in besonderem Maß. Weibliche Elefanten arbeiten ohnehin eng zusammen, um ihre Kälber zu schützen und aufzuziehen. Besonders stark ist dies allerdings bei direkt verwandten Kühen zu beobachten. Gerade Großmütter sind eine wertvolle Hilfe, da sie meistens bereits über viel Erfahrung mit Kälbern verfügen.

 

Elefantenfamilie im Sumpf
Elefantenfamilie im Sumpf

 

Es gab in Amboseli sogar mehrere Fälle, in denen Großmütter das Kalb ihrer Tochter säugten oder Kälber ihrer Töchter adoptierten, wenn diese starb. Auch Eliot von den EB’s wurde beobachtet wie sie gleichzeitig ihr eigenes Baby und das ihrer Tochter Entito säugte. Diese gegenseitige Unterstützung belegt besonders eindrucksvoll die sozialen Bindungen zwischen Elefanten.

 

Im Juli gab es dann eine Riesenüberraschung, als ein zweites Paar Zwillingskälber entdeckt wurde. Die Mutter ist Pazia aus der PA1-Familie, die Kälber sind beide männlich und waren wohl im März geboren worden, also im selben Monat wie Angelinas Zwillinge.

 

Diese wachsen immer weiter und bekommen viel Aufmerksamkeit von den jungen Kühen der Familie, welche sie stets im Auge behalten. Im Vergleich zu anderen Familien in Amboseli haben die AA’s leider eher wenig Erfolg was die Überlebensrate ihrer Kälbern betrifft. Das ATE-Team führt dies darauf zurück, dass die AA’s besonders viel Zeit in den Sümpfen verbringen und ihre Kälber dabei oft durch tiefes und kaltes Wasser waten müssen, was ein erhöhtes Risiko für Lungenentzündungen zur Folge hat. Wir hoffen sehr, dass dies bei den Kälbern von 2020 nicht der Fall ist, und bis jetzt sehen diese auch sehr gesund aus.

 

Elefanten auf Nahrungssuche im Sumpf.
Elefanten auf Nahrungssuche im Sumpf.

 

Dieses Jahr gab es in Amboseli allerdings nicht nur einen neuen Rekord an Geburten sondern es fanden auch viele Paarungen statt. Bei den GB’s befanden sich beispielsweise gleich mehrere Kühe im Östrus. Eine davon war Okanja. Sie hatte kürzlich ihr Kalb verloren und war daher im Juni wieder bereit für eine Paarung. Okanja wurde von Craig bewacht, einem der bekanntesten und größten Bullen in Amboseli. Er war in Musth und hatte ein Gefolge von 11 anderen Bullen, die hofften ebenfalls eine Chance auf eine Paarung zu bekommen. Zumindest für einen von ihnen, Chemosit, schien sich das Warten zu lohnen, denn als Craig gerade nicht aufpasste konnte Chemosit sich ebenfalls mit Okanja paaren. Chemosit und Craig stammen beide aus der CB-Familie, allerdings ist Craig viel älter und wurde 1972 geboren, während Chemosit erst 1987 zur Welt kam. Als Musth-Bulle war Craig nicht bereit einem anderen Bullen eine Paarung zu gestatten – auch keinem Mitglied seiner Familie. Als er plötzlich bemerkte was hinter seinem Rücken geschah war Chemosit’s Paarung schnell vorbei und Craig jagte ihn davon.

 

Auch Garbatulla war im Juni im Östrus und paarte sich ebenfalls mit Craig.  Die Beiden wurden dabei von zwei andere Bullen beobachtet: Gabe aus der GB-Familie und X052.

 

„X“ ist ein Code, der vom ATE-Team Bullen zugewiesen wird, deren Familienzugehörigkeit nicht bekannt ist, die aber trotzdem regelmäßig beobachtet werden.

Wenn sich junge Bullen von ihren Familien lösen verschwinden sie oft für längere Zeit aus Amboseli und ziehen weit entfernt umher. Dabei verändern sich einige äußerlich oft so sehr, dass es wirklich schwierig wird sie bei ihrer Rückkehr wiederzuerkennen.

Sicher ist, dass viele der „X“ -Bullen aus Amboseli stammen. Wahrscheinlich liegen ATE von ihnen  Fotos aus Zeiten vor, als sie noch bei ihren Geburtsfamilien lebten. Aber die erneute Identifizierung ist eine echte Herausforderung. Hin und wieder gelingt es trotzdem solche Rückkehrer zu erkennen, doch gibt es derzeit immer noch etwa 70 „X“-Bullen in Amboseli.

 

Schließlich kam im Juli noch Georgia in den Östrus und weckte dadurch das Interesse von Kristian, einem sehr beindruckenden und gut aussehenden Bullen der KB-Familie. Er ist ein Sohn von Kleo und jetzt 31 Jahre alt. Man kann davon ausgehen, dass er sich in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren zu einem der dominanten Bullen Amboselis enwickeln wird und man sollte sich seinen Namen merken. Es wurde zwar nicht beobachtet wie er sich mit Georgia paarte, doch war es eindeutig zu sehen, dass er ihr folgte und sich für sie interessierte.

 

Elefantenkuh und Kalb
Elefantenkuh und Kalb

 

Die Langzeitstudien des ATE basieren vor allem auf der Fähigkeit des Teams alle Elefanten als Individuen unterscheiden und dadurch auch ihre Beziehungen untereinander nachvollziehen zu können. Da sich das Aussehen der Tiere im Laufe ihres Lebens immer wieder verändert gehört es zu den wichtigsten Aufgaben des Teams alle Mitglieder der Amboseli-Population möglichst regelmässig – mindestens aber einmal im Jahr – zu beobachten und zur Identifikation geeignete Fotos zu machen.

Abgesehen von den bereits erwähnten „X“-Bullen, die oft jahrelang außerhalb des Parks unterwegs waren, gelingt es normalerweise immer die notwendigen Identifizierungs-Arbeiten durchzuführen. Natürlich ist dies bei einigen Familien und Bullen leichter als bei anderen – abhängig davon wieviel Zeit sie im Park verbringen.

 

Die PC- und die OA-Familien gehören zu jenen, die einen Großteil des Jahres außerhalb des Amboseli-Nationalparks umherziehen. Im Juni und Juli waren sie allerdings zurückgekehrt – von den PC’s sowohl die von Placida wie Petula angeführten Teil-Gruppen. Die ATE-Feldforscherinnen folgten daher nun speziell den PC’s so oft es ging und konnten dadurch endlich die „Ausweisfotos“ dieser Familie aktualisieren.

Nun stehen die OA’s als nächste Familie im Fokus dieser Arbeit. Nicht zuletzt weil es auch bei ihnen viel neuen Nachwuchs gab. Die Familie hatte sechs Neugeborene: Olya, Orora, Omo River und Outlook hatten alle männliche Kälber, Opera und Olwen hingegen weibliche.

 

Elefanten am Rande des Ol Tukai Waldes.
Elefanten am Rande des Ol Tukai Waldes.

 

ATE verfolgt nun schon seit fast 50 Jahren das Leben der Elefanten in Amboseli und hat während dieser langen Zeit eine große Zahl von Beobachtungen gemacht, welche unser Wissen über das Verhalten der Grauen Riesen geradezu revolutioniert haben. Nicht zuletzt die Erkenntnisse über das Sozialverhalten der Elefanten, ihre Fähigkeit Emotionen und Gefühle zu empfinden und starke Bindungen untereinander (und sogar zu Angehörigen anderer Arten) zu entwickeln haben dazu beigetragen, dass Elefanten von vielen Menschen als ganz besondere Lebewesen betrachtet werden. Und gerade dadurch werden Viele motiviert sich für den Schutz der Grauen Riesen zu engagieren und für ihr Überleben zu kämpfen.

 

Der Amboseli Trust for Elephants wird seine Arbeit auch weiterhin fortsetzen und den Elefanten Amboselis zur Seite stehen.

Wer diese wichtige Organisation und ihre Arbeit für die Elefanten in Amboseli unterstützen möchte kann uns eine Überweisung unter dem Stichwort „ATE“ auf unser Konto mit der

IBAN: DE30 2003 0000 0621 9182 83 und der BIC: HYVEDEMM300 zukommen lassen.

 

Oder ganz einfach per Paypal:

 

 

Wir danken allen Unterstützern im Namen des gesamten ATE-Teams und der Elefanten ganz herzlich dafür!