Waisenblogs-Beitrag Kibwezi, 24.05.2021

Montag, 24. Mai 2021
Es war ein aufregender Tag für die Waisen in Umani Springs, und die älteren Mädchen ahnten wohl schon, dass etwas besonderes passieren würde. Sie warteten ungeduldig, und als der Umzugs-LKW mit den Neulingen aus Nairobi um die Kurve bog, liefen sie schnell zur Laderampe, Shukuru vorneweg. Kiasa, Kiombo und Maktao kamen vorsichtig aus ihren Abteilen und waren erst einmal erstaunt, so große Elefanten vor sich zu sehen! Die Keeper versuchten, die Kibwezi-Waisen noch zurückzuhalten, damit die drei Babys sich etwas an die neue Umgebung gewöhnen konnten, aber nachdem Shukuru durchgekomen war, waren auch die anderen nicht mehr zu bremsen vor Begeisterung. Sie scharwenzelten um die drei herum, und alle wollten ihnen am nähesten sein. Nach ein paar Minuten tauchten auch die Auswilderer auf und vergrößerten das Begrüßungskomitee noch! Die Kühe freuten sich sehr, ein kleines Mädchen zu haben, das sie bemuttern konnten, und die Jungs stürzten sich gleich auf Kiombo und Maktao. Enkesha war ein wenig eifersüchtig, weil sie nicht im Mittelpunkt des Interesses stand, und rannte mit hoch erhobenem Schwanz herum; sie wird sich aber bald an die neue Situation gewöhnen. Zongoloni hatte schon ein Auge auf Kiasa geworfen, aber Murera wich dem kleinen Mädchen nicht von der Seite. Die auswildernden Bullen wollten gleich Kiombo und Maktao mitnehmen und mit ihnen verschwinden, aber die Keeper bemerkten das zum Glück noch rechtzeitig und brachten sie wieder zurück zur Herde. Bis zur Mittagsfütterung hatten die alteingesessenen den Neulingen offenbar schon alles erklärt, denn die drei kleinen wussten genau, wann und wo es die Milch gab. Die Herde hat nun wieder Nachwuchs, um den sie sich kümmern kann, was ihnen sicherlich helfen wird, über den Verlust von Luggard hinweg zu kommen.

Waisenblogs-Beitrag Kibwezi, 20.05.2021

Donnerstag, 20. Mai 2021
Lima Lima und Murera setzten sich heute den ganzen Tag von der Herde ab, anstatt sie, wie üblich, durch den Busch zu führen. Die Keeper wunderten sich darüber, denn es ist sehr ungewöhnlich für die beiden, sich so von den anderen fern zu halten. Als sie am Abend nach Hause kamen, machten sie sich in Luggards ehemaligen Gehege breit und waren nicht davon abzubringen, in ihre eigenen Gehege zu gehen! Die Keeper mussten sie mit einer Milchflasche heraus locken, und selbst dann kamen sie nur etwas widerwillig mit in ihre Abteile. Die beiden vermissen Luggard immer noch sehr!

Waisenblogs-Beitrag Kibwezi, 15.05.2021

Samstag, 15. Mai 2021
Die Waisenherde in Umani Springs versucht so langsam, sich wieder in ihr normales Leben hinein zu finden – auch wenn sie in Gedanken natürlich immer noch bei Luggard sind. Lima Lima hörte heute in der Nähe der Wasserquellen verdächtige Geräusche, und da sie ein neugieriges Mädchen ist, machte sie sich auf die Suche nach der Ursache. Die Keeper gingen hinterher, damit sie sich nicht zu weit entfernte, und an den Quellen sahen sie tatsächlich zwei miteinander kämpfende Büffelbullen. Lima Lima trompetete sie an, aber die beiden waren zu vertieft in ihre Rangelei, sodass Lima Lima zurückkam und sich als Verstärkung Murera, Sonje und Quanza holte. Zu viert machten die Elefanten ein so lautes Getröte, dass sie die Büffel damit einschüchterten, und diese sich in verschiedene Richtungen aus dem Staub machten. Es kehrte wieder Ruhe ein, und den Rest des Tages konnten die Waisen ungestört grasen.

Waisenblogs-Beitrag Kibwezi, 13.05.2021

Donnerstag, 13. Mai 2021
Elefanten können wie Menschen auch um ihre Lieben trauern, zum Beispiel indem sie Orte aufsuchen, die sie an sie erinnern. Murera und Lima Lima gehen immer wieder zu einer besonderen Stelle beim Schlammloch, wo sich Luggard am liebsten aufhielt. Wann immer einer der anderen Waisen dorthin kommt, wird er oder sie von Murera weg gescheucht – außer Lima Lima, die dort bleiben darf! Die beiden hatten eine besonders enge Beziehung zu Luggard, und so haben sie am meisten zu tun, seinen Verlust zu verarbeiten. Wenn die Waisen am Abend nach Hause kommen, dann halten sie häufig an einer einzelnen Akazie vor der Auswilderungsstation an, wo Luggard häufig verschnaufte, bevor er in sein Gehege ging. Immer wenn es daran vorbei geht, bleiben Lima Lima und Murera stehen und berüsseln den Boden und den Baumstamm eine Weile, und auch die anderen schließen sich ihnen manchmal dabei an.

Waisenblogs-Beitrag Kibwezi, 12.05.2021

Mittwoch, 12. Mai 2021
Die Waisenfamilie trauert noch immer um den Verlust ihres Lieblings Luggard. Lima Lima und Murera schien es am Vortag am meisten mitgenommen zu haben; sie gingen immer einmal wieder von der Herde weg und standen allein herum. Heute waren die beiden sehr unruhig und grasten nicht viel, sondern berüsselten sich immer wieder – vielleicht um sich gegenseitig Trost zu spenden. Gegen Abend kamen dann die Auswilderer an, die vermutlich schon mitbekommen oder zumindest gespürt hatten, dass Luggard nicht mehr da war. Sie trompeteten, als sie Lima Lima und Murera begrüßten, und alle standen mit umschlungenen Rüsseln ein paar Minuten um die beiden herum und kollerten. Vielleicht hatten sie ihnen neuen Mut zugesprochen, denn danach schienen die beiden wieder etwas besser gelaunt zu sein. Es ist schön zu sehen, wie die Waisenfamilie in so einer schweren Zeit zusammensteht.