In den Weiten der Maasai Mara wurde ein etwa vier Jahre alter verwaister Elefant gesichtet. Alle dachten und hofften, dass er alt genug wäre, um ohne seine Mutter überleben, sich wieder in seine Familie integrieren und sein wildes Leben weiterführen zu können. Seine Geschichte ging aber anders aus, und er war von diesem Moment an allein unterwegs. Lodge-Besitzer in der Maasai Mara und ihre Gäste beobachteten diesen kleinen, einsamen Elefanten über Monate und hofften, dass er sich irgendeiner Herde anschließen würde, was aber nie passierte.
Seine Größe verkomplizierte die Angelegenheit, denn er war schon ein ziemlich großer Elefant, der nicht so einfach mit einem Flugzeug, wie wir es üblicherweise benutzen, gerettet werden konnte – eine Rettung wäre logistisch eine echte Herausforderung. So vergingen einige Monate, und während dieser Zeit blieb er immer in der Nähe von Gebäuden und Menschen, da er sich der Gefahr, in der er in dieser Gegend mit vielen Raubtieren ohne den Schutz seiner Herde schwebte, sehr bewusst war. Wenn man sich klar macht, dass das Leben von Elefanten stets von ihren Sozialstrukturen und ihrer fürsorglichen Familie bestimmt wird, kann man sich vorstellen, wie furchtbar und angsteinflößend es für einen so kleinen Elefanten sein muss, ein einsames und isoliertes Leben in der Maasai Mara zu führen. Bald geriet er ins Visier der Raubtiere, und er überlebte drei verschiedene Löwenangriffe. Zweimal wurde er von einer Büffelherde gerettet, deren Gesellschaft er gesucht hatte. Die Büffel gerieten in Panik und rannten wild herum, sodass die Löwen es sich noch einmal überlegten. Der letzte Angriff hinterließ tiefe Biss- und Krallenwunden am Rücken, und er verlor dabei seinen Schwanz. Alle, die ihn und seinen verzweifelten Kampf ums Überleben beobachtet hatten, waren nun davon überzeugt, dass es Zeit war, Berge zu versetzen, um ihn zu retten.
Am 16. Oktober 2015 erhielten wir eine Meldung über ein kleines Elefantenmädchen, das einsam und verlassen in einem Brunnen in der Nähe von Maralal in Nordkenia feststeckte. Sie war von Hirten der Samburu entdeckt und dem Kenya Wildlife Service (KWS) gemeldet worden. Der KWS holte sie dort heraus und informierte uns über die Rettungsaktion.
Wir schickten sofort ein Flugzeug zum Wamba-Flugfeld los, ungefähr eine Stunde Flugzeit von Nairobi entfernt. Als unser Team dort gelandet war, traf es nicht nur auf die KWS-Wildhüter, die das Kalb gerettet hatten, sondern wurde auch von einer Menge Leute begrüßt, die kaum zurückzuhalten waren, weil sie sehr neugierig waren, was mit diesem winzigen Babyelefanten geschehen würde.
Erstaunlicherweise lief dieses furchtlose kleine Kalb den Männern auf dem Flugfeld ohne zu zögern hinterher und wirkte gar nicht gestresst von der Anwesenheit so vieler Menschen. Sie trank sogar sehr gut, ehe sie auf die Reisematratze gelegt und festgebunden wurde. Es mangelte nicht an helfenden Händen, und so war sie schnell in das Flugzeug geladen und auf den Flug vorbereitet.
Sie kam in relativ gutem Zustand im Waisenhaus in Nairobi an und war bemerkenswert ruhig und von Anfang an den Keepern gegenüber sehr zutraulich. Es ist schwer zu sagen, wie lange sie schon ohne ihre Mutter hatte auskommen müssen; ihre Ankunft fiel jedenfalls gerade mit dem Beginn des heiklen Zahnungsprozesses zusammen, sodass wir vermuten, dass sie ungefähr zwei Monate alt war. Wir nannten sie Tamiyoi, nach der Gegend, aus der sie stammt.
Tamiyois Weg durchs Leben war zunächst unsicher, denn wir mussten sehr darum kämpfen, sie am Leben zu halten. Während anfangs alles gut war, verschlechterte sich ihr Zustand während der Zeit, in der sie ihre Zähne bekam, und ihr Leben hing am seidenen Faden. Ein gutes Zeichen in diesen schwierigen Monaten war, dass Tamiyoi in all der Zeit versuchte, Gras und ein paar wilde Beeren zu fressen, die sie im nahegelegenen Gebüsch fand. Kein anderer Elefant in ihrem Alter hatte das zuvor getan. Die Keeper mussten jeden Tag mit ihr an „Tamiyois Beerenstrauch“ vorbeigehen, damit sie die heruntergefallenen Früchte fressen konnte, bis sie zufrieden war. Die Keeper sammelten auch einige der Früchte für sie und gaben sie ihr, wann immer sie danach verlangte. Es schien, als würde Tamiyoi irgendetwas in ihrem Körper fehlen, doch trotz all unserer Bemühungen, verschiedenster Tests und Anpassungen ihrer Milchmischung verbesserte sich ihr Gesundheitszustand über viele Monate kaum; währenddessen brach sie immer wieder zusammen.
Tamiyoi durchzubringen war eine Herkulesaufgabe für das ganze DSWT-Team, doch ohne Zweifel war auch ihr außerordentlicher Lebenswille dabei ausschlaggebend. Mit ihrer bezaubernden Art hat sie die Herzen all derer erobert, die am Kampf um ihr Leben beteiligt waren. Seit etwa vier Monaten hat sich ihr Zustand nun immer weiter verbessert. Sie sieht noch immer leicht unterernährt aus und hat einen ungewöhnlich runden Bauch, doch es ist zu sehen, dass sie nun Woche für Woche kräftiger wird. Ihre Wangen füllen sich wieder und ihre Haut, die vorher dünn wie Papier war, erholt sich ebenfalls; eine ungesunde Haut ist immer ein Anzeichen dafür, dass mit dem Gesundheitszustand eines Elefanten etwas nicht stimmt.
Mit großem Stolz können wir nun sagen, dass wir uns sicher genug sind, Tamiyoi für das Patenprogramm freizugeben – ein ganzes Jahr nachdem sie gerettet wurde. Wir haben bis jetzt noch gezögert, obwohl bereits hunderte Leute sie unterstützen wollten, denn immer wenn wir uns fast dazu durchgerungen hatten, verschlechterte sich ihr Zustand wieder, sodass wir vorsichtig wurden. Wir waren lange Zeit nicht sicher, dass sie das Schlimmste überstanden hat. Obwohl sie für ihr Alter von einem Jahr sehr klein ist, hat dieses Elefantenbaby ein großes Temperament und seinen eigenen Kopf. Die Liebe ihrer Elefantenfamilie, sowie der fürsorglichen Menschen, die Tag und Nacht um ihr Leben gekämpft haben, hatte großen Anteil daran, dass sie es geschafft hat. Wir freuen uns schon darauf, Tamiyoi zu der wunderbaren Leitkuh heranwachsen zu sehen, die sie sicherlich einmal werden wird. Sie wird die Freude erleben, mit ihrer eigenen, wieder wilden Familie in der freien Natur leben zu können. Bis dahin haben wir aber die Ehre, die wunderbaren Kinder- und Jugendjahre mit ihr zu teilen und ihre bedingungslose Liebe und offensichtliche Dankbarkeit genießen zu dürfen.
Ein junges, ungefähr 19 Monate altes Elefantenkalb wurde in der Nähe der vom Trust errichteten Dida Harea Windmühle, in den südlichen Ebenen des Tsavo East Nationalparks gesehen. Ein Wartungsteam, das die vom Trust finanzierten Windmühlen in Tsavo regelmäßig überprüft, entdeckte das Kalb. Es war sehr schwach und unterernährt und daher ganz offensichtlich ein Waise, der schon einige Zeit ohne seine Mutter hatte auskommen müssen, seinem Zustand nach zu urteilen. Er war in Gesellschaft eines jungen Bullen, der aber davonrannte, als sich das Fahrzeug näherte. Das Kalb blieb allein zurück und war daher, angesichts seines schlechten Gesundheitszustands, in großer Gefahr, von Raubtieren angegriffen zu werden.
Das Wartungsteam beobachtete das Kalb den größten Teil des Tages, und in dieser Zeit kamen wilde Elefantenherden zum Saufen vorbei, die aber alle das Kalb zurückließen, das zu schwach war, um ihnen zu folgen. Daher wurde die Entscheidung getroffen, es zu retten, da es allein die Nacht vermutlich nicht überlebt hätte.
Der für Tsavo East verantwortliche Manager des Kenya Wildlife Service (KWS) wurde informiert, und er beauftragte die Elefantenkeeper des DSWT in Voi umgehend, eine Rettung einzuleiten. Das Kalb wurde ohne viel Widerstand eingefangen, da es sehr geschwächt war. Es war ein junger Bulle, und nach einer Nacht an den Stallungen in Voi wurde er am nächsten Morgen zum Flugfeld gefahren, wo er auf das Flugzeug nach Nairobi wartete, das inzwischen für ihn organisiert worden war. Ohne weitere Verzögerungen wurde das Baby auf den Flug vorbereitet, während der Reise mit Flüssigkeit versorgt und schließlich in Nairobi in ein Gehege im Waisenhaus gebracht.
Er war sehr schwach und brach einige Male zusammen und bekam Notfallbehandlungen, die ihn wiederbelebten. Nach einigen Tagen erlangte er aber allmählich seine Kräfte zurück. Wir vermuten, dass er wegen der Trockenzeit, die uns gerade mit aller Härte heimsucht, verwaist ist. Bei diesen dürreartigen Bedingungen ist er vermutlich von seiner Familie zurückgelassen worden, weil er nicht mit der Herde mithalten konnte. Er wurde Wanjala genannt, nach der Gegend, in der er gefunden worden war.
Nach ungefähr einer Woche war er deutlich kräftiger geworden und konnte sich den anderen Waisen-Elis der Nursery und ihren Keepern im Wald und auf den Ebenen des Nairobi-Nationalparks anschließen. Er hat sehr schnell neue Freunde gefunden und ist schon wie ein alter Hase an die Tagesabläufe gewöhnt. Während des letzten Monats waren wir sehr zufrieden mit Wanjalas Fortschritten, nachdem wir ihn noch knapp den Klauen des Todes entreißen konnten, gerade als seine letzten Kräfte nachließen. Er ist ein freundlicher und netter Bulle, der dank der intensiven Fürsorge wieder zu Kräften gekommen und nun wieder ganz gesund ist. Er kann nun bei seiner neuen, ihn liebenden Familie aus Zwei- und Vierbeinern aufwachsen.
Am 1. Juli erhielt Angela einen Anruf von Richard Bonham von der Big Life Foundation bezüglich eines verwaisten Elefantenkalbs, das von den Bewohnern der Rombo Group Ranch gemeldet worden war. Das Gebiet grenzt an den Tsavo West Nationalpark und liegt nahe der Grenze zu Tansania. Es dauerte eine Weile, bis die Scouts von Big Life die Stelle erreichen konnten, an der das Kalb zuletzt gesehen worden war, um die Berichte zu bestätigen. Wegen der dichten Vegetation und der fehlenden Wege dort konnten sie das Kalb an diesem Tag nicht noch einmal sehen. Die Rettung wurde daher auf den nächsten Tag verschoben, an dem der kleine Bulle glücklicherweise wieder auftauchte, sodass Big Life in der Lage war, ihn zu retten.
Am 1. Juli erhielt Angela Informationen über ein einsames Elefantenkalb, das zuerst vom Tsavo-Trust-Beobachtungsteam in der Nähe der Dida Harea Ebenen im südlichen Tsavo East Nationalpark gesehen worden war. Es wurde immer wieder von wilden Herden zurückgewiesen, die auf dem Weg zum Wasser an ihm vorbei liefen. Nachdem es einen Tag lang beobachtet worden war, war offensichtlich, dass es sich um ein Waisenkalb handeln musste. Es war dünn, schwach und wusste überhaupt nicht, wohin.