Das die traurige Geschichte von Shujaa und Mshindi, zwei Elefantenbabys, die den Zahnungprozess in unserem Waisenhaus leider nicht überlebt haben.
Am 25. September wurde die missliche Lage eines einsamen Babyelefanten in der Nähe der Straße nach Mackinnon hinter dem Buchuma-Tor des Tsavo-East Nationalparks von einem Wildhüter an den David Sheldrick Wildlife Trust gemeldet. Das Kalb lief augenscheinlich die Mombasa-Autobahn entlang und suchte — zur großen Überraschung der erschrockenen LKW-Fahrer — Schutz im Schatten von riesigen Trucks, die an Straßenrand parkten. Dieses winzige Kalb war zu jung um Furcht zu kennen und ging mutig zwischen den Fahrzeugen, den neugierigen Zuschauern und den Gebäuden umher und suchte verzweifelt nach irgendetwas, das sich wie Mama anfühlte. Glücklicherweise wollten ihm die Menschen, auf die es traf, nichts Böses.

Unser Rettungsteam machte sich von der Auswilderungsstation in Voi auf den anderthalbstündigen Weg dorthin, wo das Kalb gesehen wurde und kam gegen 18:30 Uhr an. Dort fanden sie den kleinen Elefantenjungen, erst wenige Wochen alt, aber in erstaunlich guter Verfassung. Er war inzwischen vom KWS zum Buchuma-Tor gebracht worden, wo er in Sicherheit war, denn mit Einbruch der Dunkelheit war er sehr gefährdet auf der Straße. Er verfolgte alles und jeden. Das prächtige und perfekte kleine Elefantenbaby war noch immer pink hinter den Ohren und es wurde vorsichtig eingewickelt und auf die Autofahrt zu den Stallungen vorbereitet, nachdem es Milch und Rehydrierungssalze bekommen hatte. Das Schicksal seiner Mutter konnten wir nicht herausfinden, doch wir vermuten, dass sie ein Opfer des Mensch-Wildtier-Konflikts ist, da die Tsavo-Elefanten oft in das benachbarte Farmland neben dem riesigen Tsavo-Nationalpark gehen.




Sie fuhren noch in der Nacht zur Auswilderungsstation in Voi zurück. Nach der Ankunft verbrachte er die Nacht in dem Zähmungsgehege abgetrennt von den älteren Voi-Waisen, die das kleine Baby mit überschwänglichen Begrüßungen überfordert hätten. Er konnte aber die anderen Elefanten spüren und Mudanda und Mbirikani waren seine direkten Nachbarinnen. Eine Decke wurde aufgehängt, damit er sich fühlt, als sei seine Mutter da und ein Keeper der Voi-Einheit verbrachte die Nacht mit ihm im Gehege.





Am nächsten Morgen organisierte Angela ein Rettungsflugzeug und ein Rettungsteam aus Nairobi machte sich auf den Weg zu den Voi-Stallungen in Tsavo-East, damit das Baby sicher zum DSWT-Waisenhaus im Nairobi Nationalpark gebracht werden konnte. Dann bekamen wir unglaubliche Neuigkeiten, noch während das Flugzeug in der Luft war: Ein zweites zu rettendes Kalb! Dieses Baby war im Schlamm der undichten Mzima-Wasserpipeline direkt auf Höhe der Voi-Safari-Lodge stecken geblieben. Erneut wurden unsere Voi-Keeper gerufen, um das Baby zu retten. In der Nähe waren keine wilden Elefanten zu sehen, sodass es leider keine Chance gab, das Baby zu seiner Mutter zurückzubringen. Das Baby war völlig erschöpft, denn es hatte schon die ganze Nacht versucht, sich aus dem Schlamm zu befreien. Glücklicherweise kamen auch keine Raubtiere an ihn heran, da die Erde sehr matschig und rutschig war.


Beide Kälber blieben in den Voi-Gehegen, bis das Flugzeug ankam. Die Keeper aus Nairobi waren sehr überrascht, als sie hörten, dass nicht ein winziges Babyelefantenkalb mit ihnen zusammen nach Nairobi zurückfliegen würde, sondern zwei! Glücklicherweise waren beide winzig genug, dass sie zusammen in ein Flugzeug passten. Das Rettungsteam fuhr zuerst zu den Stallungen um die Babys zu treffen und sie auf den Flug vorzubereiten. Jedes Baby bekam seine eigenen Matratze. Am Flugfeld wurden sie dann vorsichtig Kopf an Kopf in die Cessna gelegt. Die Keeper stellten sicher, dass sie beide während des Fluges an eine Infusion gelegt wurden, damit sie nicht noch weiter dehydrierten. Nachdem sie in Erwartung eines Miniaturelefanten losgeflogen waren und nun mit zwei von der Sorte konfrontiert wurden, hatten sie alle Hände voll zu tun.





Während des Fluges wachten die Keeper mit wachsamen Augen über die beiden und versuchten, es ihnen während des 80-minütigen Fluges so bequem wie möglich zu machen. Als sie am Wilson-Flughafen in Nairobi ankamen, verursachten die zwei Minielefanten eine ganz schöne Aufregung — zuerst bei den Mitarbeitern des Flughafens, doch später sprach sich die Besonderheit soweit herum, dass die Leute von allen Seiten angelaufen kamen und aus allen Bürofenstern schauten um diese zwei winzigen Babyelefanten zu sehen.



Die Waisen wurden vorsichtig auf die Ladefläche des Pickups gelegt und sicher zum Waisenhaus gebracht. Dabei zogen sie noch immer die Aufmerksamkeit von sämtlichen Straßenhändlern und Fußgängern auf dem Weg auf sich, da es auf Nairobis Straßen durch noch immer andauernden Straßenbau nur sehr langsam vorwärts geht. Sie fuhren durch den Haupteingang zum Nairobi-Nationalpark und von dort direkt zum Waisenhaus. Nachdem sie ausgeladen waren, wurden die beiden in verschiedene, aber benachbarte Ställe gebracht, bevor sie erneut gefüttert wurden. Trostspendende Decken wurden aufgehängt, an die sie ihre kleinen Rüssel lehnen konnten und die sich dabei wie der Körper ihrer Mamas anfühlten. Dadurch beruhigten sich die beiden und fraßen gut. Es dauerte nicht lange, bis sie es sich beide auf dem weichen Heu gemütlich gemacht hatten und mit dem Kopf auf einer weichen Matratze in einen langem Schlaf geglitten waren. Sie waren beide sehr erschöpft von ihrem jeweiligen Leidensweg.



Während der Zeit der Totenwache für die Opfer des Anschlags auf das Westgate Shopping-Center war in Kenia noch jeder geschockt von den Ereignissen und die Elefantenkeeper des Trust wollten diesen beiden Elefanten Namen geben, die ganz besondere Bedeutung für Kenianer haben. Das kleine Baby von der Autobahn wurde Shujaa genannt — Suaheli für „Held“ — während das Schlammopfer den Namen Mshindi — Suaheli für „Gewinner“ — bekam. Beide Babys haben auf tragische Weise ihre Familie verloren, aber haben sofort eine neue Familie hier in Nairobi gefunden, bestehend sowohl aus Zwei- als auch aus Vierbeinern. Alle waren froh, nicht länger ununterbrochen über den Horror nachdenken zu müssen, der wenige Tage zuvor passiert war. Nun mussten wir uns darauf konzentrieren, diese beiden wertvollen Lebewesen zu retten und damit etwas zu tun, was diese verrückte Welt wieder ein wenig besser machte und Sinn ergab.



Es dauerte nicht lange, bevor sie die kleine Kamok trafen, die das jüngste Baby des Waisenhauses ist und in den ersten Stunden völlig uninteressiert an den Neulingen war. Shujaa ist ein kleiner Junge, der ebenfalls erst einige Wochen alt ist, liebt Kamok und seine anderen kleinen Freunde, seine Keeper und seine Kuscheldecke und ist glücklich, wenn er in der roten Erde herumtoben kann. Da Shujaa zu jung ist, als dass er sich wirklich an seine Elefantenfamilie erinnern könnte, hat er sich nahtlos in sein neues Leben eingefügt.

Leider haben beide Elefanten den Kampf um ihr Leben während des gefährlichen Zahnungsprozesses verloren. Shujaa starb am 7. November, Mshindi ging am 13. November von uns. Wir haben Blutproben genommen und beide litten an Leberversagen. Wir alle waren zutiefst betrübt über den Verlust dieser beiden wundervollen Elefantenbabys.