Die Rettung von Shira

Nach einer dringend notwendigen Atempause über 2 Wochen, wurde am Samstag, den 14. März ein 1-jähriges Elefantenkälbchen gerettet. Man mag es kaum glauben, doch sie fiel ins gleiche Wasserloch am Fuße des Mt. Kilimandscharo, so wie vor ihr bereits Sinya, Kibo und Mawenzi.

Dieser Brunnen liegt auf Massai-Land, an einem Ort namens Sinya, und wurde einst in Meerschaum-Gestein gehauen. Dieses Tonmineral (hydratisiertes Magnesiumsilikat) scheint sehr schädlich für verletzte Haut zu sein. Unser jüngster Neuankömmling in der Nursery bekam den Namen Shira, benannt nach dem dritten Gipfel des höchsten Berges in Afrika, dem Mt. Kilimandscharo, der den Amboseli Nationalpark weit überragt.

Baby Shira saß offenbar die ganze Nacht über in dem besagten Brunnen fest und trug diverse oberflächliche Wunden auf ihrem Rüssel davon, die ihr offenbar ein Schakal zugefügt hatte. Am folgenden Morgen wurde sie von einem Massai-Viehhirten, Lais Ole Palalel, und seiner Begleiterin Sisina gefunden, die den Kenya Wildlife Service und das Amboseli-Forscherteam verständigten. Nora Katito aus der Forschungsgruppe und Rangern des KWS gelang es, das Kalb aus dem Brunnen zu befreien und zur Landebahn des Amboseli-Reservates zu bringen.

Before the flight she takes some rehydration fluids

Von dort wurde sie mit einer Maschine abgeholt und in die Nairobi-Nursery geflogen, wo sie gegen Nachmittag völlig verängstigt und traumatisiert ankam. Sie wurde in einem der „Bändigungsställe“ untergebracht, so dass die Keeper sie erst einmal beruhigen konnten. Sie ist zwar sehr dünn, aber noch nicht gänzlich abgemagert, und bisher säuft sie ihre Milch sehr gut. Da jedoch auch sie in einen Brunnen gefallen war und von den gleichen Wasserstellen wie domestizierte Viehherden gesoffen hatte, ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass sie an einer Lungenentzündung erkrankt oder sich mit einem Rotavirus infiziert hat, der in den letzten Wochen einige unserer Waisen das Leben gekostet hatte. Im Vergleich zu den anderen Waisen, die aus dem Loch gerettet wurden, ist die Haut auf ihrem Rücken noch stärker von Wunden und Blutergüssen übersät, die vermutlich von verzweifelten Befreiungsversuchen herrühren.

Der Forschungsgruppe im Amboselipark und den Rangern des KWS gelang es, die Massai-Hirten in der Region davon zu überzeugen, eine der Wände im Wasserloch abzuschrägen, so dass erwachsene Elefanten zwar immer noch saufen, die kleinen Kälber aber nicht so leicht hineinfallen können. Vorerst ist es nur ein Experiment, denn die Massai halten von derartigen Versuchen nicht viel. Sie glauben, dass sie dadurch vielleicht weniger Wasser zur Verfügung hätten, das in diesen trockenen Gebieten für sie und ihre Herden lebenswichtig ist. Wir hoffen, dass diese zusätzliche Wand vorerst weitere Elefanten vor dem Tod oder Verwaisen bewahrt, und dass sie sich als praktikabel für die Hirten erweist und später gegebenenfalls in ähnlichen Wasserlöchern der Region eingebaut wird.

Die kleine Shira hatte zu Beginn unglaublich viel Angst vor den Menschen, und es war schwierig sie zu beruhigen. Doch mit Hilfe der anderen Waisen hat sie inzwischen verstanden, dass sie sich unter Freunden befindet, und dass die Keeper zu ihrer neuen „Familie“ gehören, die sie auf ihrem weiteren Weg begleiten, bis sie wieder dort angekommen ist, wo sie wirklich hingehört – inmitten einer Herde wilder Elefanten.