(übersetzt aus dem englischen Bericht des Sheldrick Wildlife Trust; alle Bilder © Sheldrick Wildlife Trust)
„Sie hat noch eine sehr kleine Überlebenschance – sie atmet noch ganz leicht und hat noch etwas Puls.“ So klang die wenig hoffnungsvolle Einschätzung des Tierarztes, als er ein zusammengebrochenes Elefantenkalb in Laikipia untersuchte. Aber die Leute beim Sheldrick Wildlife Trust (SWT) in Kenia haben über die Jahre gelernt, dass es sich lohnt, jede noch so kleine Chance zu ergreifen, und so starteten sie eine Rettungsaktion.
Am 5. April 2023 wurden sie über das leblos scheinende Kalb informiert. Das kleine Mädchen war in einer Gegend, in der häufig Menschen mit ihren Nutztieren unterwegs sind und in der es eine lange Dürre gegeben hatte, liegengeblieben. Elefanten müssen in solch einer ausgetrockneten Umgebung immer auf der Suche nach Nahrung bleiben – und als sie zusammenbrach, blieb ihrer Herde nichts anderes übrig, als sie zurückzulassen.
Dr. Poghon von der mobilen Tierarzteinheit Mount Kenya von SWT und KWS (Kenya Wildlife Service) eilte zu der Stelle. Auf den ersten Blick schien das Kalb schon tot zu sein. Aber als er sie genauer untersuchte, stellte er einen leichten Puls fest und merkte, dass sie noch ein wenig atmete. Da die Sonne schon bald unterging, wurde eilig ein Rettungsflugzeug aus der Nähe gechartert. Es war klar, dass sie die Nacht nicht ohne medizinische Notversorgung überleben würde; allerdings war auch die Sorge groß, dass sie noch nicht einmal die Reise nach Nairobi überstehen würde.





Nachdem das kleine Kalb im Waisenhaus des SWT in Nairobi angekommen war, blieb sie noch fünf Stunden lang im komatösen Zustand. In solchen Fällen nimmt die Geschichte meist kein gutes Ende. Nichtsdestotrotz bekam sie Infusionen, und ihre Retter hofften auf ein Wunder. Mitten in der Nacht, nachdem sie stundenlang regungslos in ihrem Stall gelegen hatte, war schließlich ein Blinzeln des Auges zu sehen, und der Rüssel zuckte ein wenig. Alle staunten über das Wunder: das Kalb war wieder unter den Lebenden! Es wurde Sholumai genannt, nach einer Gegend mit vielen Höhlen, nahe der Stelle, an der sie gefunden wurde.

Trotz ihrer unerwarteten Auferstehung war Sholumai noch nicht über den Berg. Sie kam zwar wieder auf die Beine, aber über die folgenden Tage brach sie mehrmals wieder zusammen. Doch Sholumai ist eine Kämpfernatur! Sie verstand, dass sie ordentlich futtern musste, und machte sich daher eifrig über ihr Grün her und soff viel Wasser. Obwohl sie schon etwas älter war– fast zwei Jahre alt – und daher schon recht groß, wurde sie nie ruppig. Sie schien zu verstehen, dass die Menschen um sie herum ihr das Leben gerettet hatten. Wie häufig bei etwas älteren geretteten Waisen, blieb sie recht zurückhaltend, aber sie freundete sich trotzdem von Beginn an mit ihren Keepern an.






Nachdem sie sich einige Wochen in ihrem Stall erholt hatte, war Sholumai endlich soweit, dass sie sich der Waisenherde anschließen konnte. Wie immer begrüßten die anderen sie liebevoll, versammelten sich um das große Mädchen herum und berüsselten sie ausgiebig, während sie sie hinaus in den Wald begleiteten. Es dauerte nicht lang, und Sholumai hatte schon gelernt, bei den Keepern um mehr Milch zu betteln und sich mit ihren neuen Freunden im Nationalpark davonzustehlen. Sie passt auf jeden Fall gut in die Herde!
Dass Sholumai heute noch lebt, ist ein wahres Wunder. Als sie gefunden wurde, war sie so gut wie tot, aber heute hat dieses wunderbare, sanftmütige Elefantenmädchen ihr ganzes Leben vor sich. Sholumai erinnert uns daran, dass es sich lohnt, auch beim noch so kleinsten Hoffnungsschimmer nicht aufzugeben, egal ,wie schlecht die Chancen stehen – denn Wunder gibt es immer wieder!

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