Natumi und Lolokwe mit Pfeilen beschossen!!!

Natumi kam am 12. Mai 2009 mit einigen (aber nicht allen) Mitgliedern ihrer Gruppe an die Stallungen, und die Keeper stellten mit Erschrecken fest, dass in ihrem Körper und dem von Lolokwe (ein junger Bulle von nunmehr 10 Jahren) ein Pfeil steckte. Unser Tierarzt verpasste ihnen eine Beruhigungsspritze und entfernte die Pfeilspitzen, die Gott sei Dank nicht mit Akokanthera-Gift eingerieben waren. Die Wunden waren zum Glück nur oberflächlich und verheilen sehr gut. Wildern mit Giftpfeilen ist in den letzten Jahren zur größten Gefahr für die Tsavo-Elefanten geworden, und es gibt inzwischen in ganz Kenia Grund zur Sorge, denn chinesische Zwischenhändler zahlen den einheimischen Wilderern auf dem Schwarzmarkt immer höhere Preise für Elfenbein. Die chinesischen Gastarbeiter sind jetzt im gesamten Land verbreitet und arbeiten am Bau des Straßennetzes. Bereits mehrere chinesische Staatsbürger wurden am Jomo Kenyatta Airport festgenommen beim Versuch, gewildertes Elfenbein aus dem Land zu schmuggeln.

Lolokwe being treated by Dr. David Ndeereh

Für die meisten Menschen ist es nach wie vor beachtlich (für uns kaum mehr überraschend), dass Natumi und Lolokwe nach einem ganzen Jahr Abwesenheit in dieser Notlage ausgerechnet zu den Voi-Stallungen zurückkehrten. Die Waisen lieben und vertrauen ihren Keepern, die sie seit frühester Kindheit beim Erwachsenwerden begleiteten. Sie betrachten diese Menschen als Mitglieder ihrer Familie – und schließlich „vergessen Elefanten nie“. Natumis letzter Besuch in den Voi-Stallungen war im Mai 2008, denn sie und die anderen gleichaltrigen Waisen sind inzwischen voll und ganz in die wilde Elefantengemeinschaft im Tsavo-Nationalpark integriert.

The tell tale swelling that made the Keepers suspect

The wound before treatment

Es gibt noch viele ähnliche Beispiele von ehemaligen Waisen, die zu uns kommen, wenn sie Hilfe brauchen. Die Big Boys Ndume und Dika kamen beide, als sie medizinische Hilfe brauchten: Ndume steckte ein Giftpfeil im Rüssel und Dika schnürte eine Drahtschlinge das Fleisch an seinem Hinterlauf ab. Außerdem wurde ihm ein Eitergeschwür an der Temporaldrüse entfernt. Um diese Wunde zu reinigen und abzudecken, mussten die Keeper sogar auf eine Leiter steigen um an sie heranzukommen! Beide Male, und trotz offensichtlicher Schmerzen, zuckte Dika nicht ein einziges Mal zusammen, so groß war sein Vertrauen in die Keeper, die ihn seit seinem dritten Lebensmonat begleitet hatten. Lissa (die inzwischen drei in der Wildnis geborene Kälbchen hat) brachte eines ihrer Babies an die Stallungen, um ihm eine Schlingfalle vom Bein entfernen zu lassen. Sie blieb während der ganzen Prozedur ungemein ruhig, obwohl ihr Baby wie am Spieß schrie, als die Keeper den Draht entfernen wollten. Alle anderen Elefantenwaisen aus der Voi-Gruppe umringten schließlich das Kälbchen, so dass es nicht entwischen konnte, und so gelang es den Keepern, ihm unter den Bauch zu kriechen und die Schlinge, die zum Glück recht locker saß, abzuziehen. Lissa blieb die ganze Zeit gelassen und kaute entspannt auf ein paar Grünpflanzen bis sie ihr Baby (ohne Schlinge) wieder mitnehmen konnte! Das zeigt doch nur zu deutlich, wie sehr sie den Keepern vertraut, denn normalerweise wird eine Elefantenmutter aggressiv, wenn sie ihr Baby schreien hört. Nicht so Lissa! Erst kürzlich sahen die Keeper, dass Mweya, die kleine Waise aus dem Queen Elizabeth Nationalpark in Uganda, humpelte. Sie war in Begleitung von Aitongs Herde und folgte den Keepern bereitwillig zu den Stallungen, wo man ihren Fuß in Ruhe begutachten konnte. Dabei stellte man fest, dass Mweya auf einen scharfen Gegenstand getreten war. Die Wunde wurde von unserer tierärztlichen Einheit gereinigt und versorgt, und über die nächsten Tage blieb Mweya in der Nähe der Stallungen und kehrte täglich zurück, damit die Wunde behandelt werden konnte, bis sie tatsächlich verheilte.

The arrow is removed from Natumi

Cutting into the wound

Lolokwe's asleep about to be operated on

Lolokwe wakes up from the operation with the other orphans close

Natumi is treated is given the revival drug

Natumi  wakes up after the short operation

The two arrow heads removed from Lolokwe

In Ithumba, dem nördlichen Auswilderungs-Zentrum des Trusts, war es Napasha, der mit einem Giftpfeil im Gesicht die Hilfe der Keeper suchte. Eine persönliche Behandlung durch den Tierarzt war zu diesem Zeitpunkt nicht möglich, so dass die Keeper ihm ohne Beruhigungsspritze den Pfeil entfernen und die Wunde versorgen mussten. Dieser Pfeil war mit dem tödlichen Akokanthera-Gift eingerieben, und Napasha wurde in den folgenden Tagen unter strenger Beobachtung gehalten, falls das Gift doch noch zu wirken beginnen sollte. Glücklicherweise war es alt und nicht potent genug, so dass es seinen Herzrhythmus nicht störte, was normalerweise der Fall ist. Napasha erholte sich schnell und konnte sich bald der Gruppe Elefantenwaisen anschließen, die schon ohne die Keeper den Busch durchstreiften. Ein anderer, wilder Bulle im Norden hatte leider weniger Glück: sein toter Körper wurde in der Nähe der Lugards-Wasserfälle gefunden; er starb infolge eines solchen Akokanthera-Giftpfeils. Seine Stoßzähne waren allerdings noch intakt und der KWS konfiszierte sie, noch bevor die Wilderer Hand anlegen konnten.

Es ist sehr beruhigend für uns, zu wissen, dass unsere ehemaligen Waisen zu uns kommen, wenn sie Hilfe brauchen. Was ihnen jetzt passiert widerspiegelt einfach nur im Kleinen, was der wilden Elefantengemeinschaft derzeit in Tsavo, eigentlich sogar im ganzen Land, wiederfährt. Es ist kein Geheimnis, dass die Elefantenwilderei in diesem Jahr enorm angestiegen ist, und dass Kenia allein in den letzten Monaten mehr Elefanten durch Wilderer verloren hat, als in all den Jahren zuvor seit den Massakern aus den frühen 1990ern. Alle Länder nördlich des Sambesi berichten Ähnliches seit CITES törichterweise den Verkauf südafrikanischer Elfenbeinbestände sanktionierte und China offiziell als Bieter zuließ. Seit die chinesischen Straßenarbeiter im Land den Wilderern mehr Geld für Elfenbein zahlen, hat auch die Wilderei mit Giftpfeilen stark zugenommen.

Auch in Anbetracht der Tatsache, dass wir die verwaisten Elefanten seit frühester Kindheit, mit intensivster Pflege und unter enormen finanziellen und persönlichen Opfern begleitet haben, und trotz der Affinität, die diese Tiere ihren menschlichen Keepern gegenüber hegen, müssen wir uns immer wieder vor Augen halten, dass sie sich von den anderen (wilden) Elefanten im Land nicht unterscheiden. Alle Elefanten sitzen im selben Boot, egal, wo im Land sie leben. Und leider scheint dieses Boot derzeit gefährlich zu lecken. Nur ein striktes Verbot des kompletten Handels mit allem Elfenbein, die Zerstörung aller vorhandenen Elfenbeinbestände, unabhängig davon, wo sie gelagert werden, können das Aussterben der prächtigen Dickhäuter aufhalten. Die internationale Gemeinschaft, deren Sprachrohr die CITES darstellt, muss ihre Gier und Handelsinteressen einmal in den Hintergrund rücken und sich stattdessen auf den Hilferuf einer auf der Erde bedrohten Tierart hören, die CITES eigentlich beschützen soll. CITES muss die Elefanten retten und ist verantwortlich für die derzeitigen Ausmaße an Wilderei im größten Teil Afrikas.