Neue wild geborene Babys in Ithumba

Es gibt kaum etwas, woran man die Erfolge des Waisenprogramms des David Sheldrick Wildlife Trust besser erkennen kann, als die Geburt von neuen Babys jener Elefanten, die einst als Waisen aufgezogen wurden und jetzt wieder in der Wildnis Kenias leben. Diese Ex-Waisen waren selbst einmal als kleine Babys, manchmal erst wenige Tage alt, in die Obhut des DSWT gekommen. Im Oktober 2017 gab es besonders viele frohe Neuigkeiten, denn neben Yatta, der Leitkuh der Ex-Waisen-Herde in Ithumba, brachten auch ihre Adoptivschwestern Sunyei und Nasalot gesunde kleine Elefantenbabys zur Welt! Damit leben dort nun 28 in der Wildnis geborene Babys von Ex-Waisen, und acht von ihnen sind in direkter Nähe zu den Stallungen der Auswilderungsstation geboren worden. Es ist großartig, die Herde auch auf natürliche Weise wachsen zu sehen – neben dem Zuwachs durch die jüngeren Waisen, die sich ihnen anschließen, wenn sie den Prozess ihrer Auswilderung vollenden. So wird aus den ehemaligen Waisenelefanten langsam eine wilde Herde, ganz wie sie sein soll, mit Schwestern, Tanten, Teenagern und kleinen Babys.

 

Alle Waisen, die beim DSWT aufgezogen werden, sind zu Beginn noch milchabhängige Babys. Die Keeper sind rund um die Uhr bei ihnen und schlafen im Waisenhaus in Nairobi sogar in ihren Gehegen, um ihre verlorene wilde Familie so gut es geht ersetzen zu können. Die Ex-Waisen sind nun mit der Zeit selbst erwachsen geworden, haben ihre Unabhängigkeit wiedererlangt und leben, wie es sich für Elefanten gehört, frei in der Wildnis.

Yatta war einen Monat alt, als sie im September 1999 gerettet wurde. Sie war ein Opfer der Wilderei, und ihre Mutter war ihrer Stoßzähne wegen im Tsavo East Nationalpark getötet worden, direkt unterhalb des Yatta-Plateaus. Acht Jahre nachdem sie 2004 aus Voi in die damals neue Auswilderungsstation in Ithumba umgezogen war, bekam sie im Januar 2012 ihr erstes Baby, Yetu. Yetu ist ein wunderbares kleines Mädchen und war damals das zweite wildgeborene Baby in Ithumba, nachdem Mulika ein Jahr zuvor die kleine Mwende zur Welt gebracht hatte. Entsprechend erfreut waren alle in Ithumba, als am 7. Oktober 2017 Yatta ihre ehemaligen Keeper besuchte und ihren neuesten Nachwuchs präsentierte, sodass alle die neue Geburt feiern konnten. Es war ein gesunder kleiner Junge, der Yoyo genannt wurde.

Yetu, Yoyo und YattaDer kleine Yoyo
Die Feierlichkeiten waren kaum verklungen, als eine Woche später, am 14. Oktober, Ex-Waisen-Kuh Nasalot ihr erstes Baby zur Welt brachte! Es war ein winziger Bulle, eine halbe Portion, die sofort Nusu genannt wurde, was in Suaheli soviel bedeutet wie „halb“. Nasalot war im Jahr 2000 im Alter von wenigen Monaten ins Waisenhaus in Nairobi gekommen und war ebenfalls wegen Wilderei verwaist. Sie stammte aus dem Norden Kenias, aus Turkana, wo damals die Wilderei weit verbreitet war und die Elefanten weitestgehend zu nachtaktiven Tieren geworden waren, um sich am Tag so gut es ging zu verstecken. Es dauerte eine ganze Weile, bis Nasalot sich im Waisenhaus eingelebt hatte; sie wollte immer tagsüber schlafen und war in der Nacht äußerst unruhig, rannte in ihrem Stall herum und trauerte ihrer verlorenen Familie nach. Mit der Zeit heilten ihre Wunden, und sie ist ein sanftmütiger, gesunder Elefant und nun, im Alter von 17 Jahren, auch zum ersten Mal Mama geworden! Nasalot hat allerdings alle Hände voll zu tun, denn der kleine Nusu ist ein sehr umtriebiger kleiner Frechdachs, der mit Vorliebe in Tränken klettert und im Wasser untertaucht, was seiner Mutter einige Nerven kostet – Chef-Keeper Benjamin musste ihr schon einige Male helfen, den kleinen Rabauken wieder aus der Tränke herauszuholen!

Nusu und NasalotNusu an der Tränke
Mit der Hilfe ihrer Kindermädchen aus der Herde, Chyulu, Lenana und Olare, die das neugeborene Kalb in der Zeit, in der es noch sehr verletzlich ist, beschützen, ist Nasalot eine wunderbare Mutter für den kleinen Nusu. Dies zeigt wieder einmal, dass Elefantenwaisen, die in der richtigen Weise von liebevollen Menschen aufgezogen werden, danach wieder ein natürliches Leben in der Wildnis führen und sogar sehr gute Mütter werden können, obwohl sie selbst als kleine Babys ihre Familie verloren haben. Über 100 Elefanten verdanken ihr erfolgreiches wildes Leben in Tsavo der mehr als 40-jährigen Arbeit des DSWT und der Erfahrung, die in dieser Zeit gemacht wurde.

Nasalot und NusuDer kleine Nusu
Nasalot und Nusu an den Stallungen in IthumbaNasalot macht sich mit Nusu wieder auf den Weg
Der Oktober war aber noch nicht vorbei, denn am 21. erblickte noch das erste Baby von Ex-Waise Sunyei das Licht der Welt, ein kleines Mädchen, das Siku genannt wurde. Der Name bedeutet auf Suaheli soviel wie „Tag“, denn die Keeper stellten fest, dass das kleine Kalb, das noch ganz rosa und wackelig auf den Beinen bei Sonnenaufgang mit den Ex-Waisen zu den Stallungen kam, erst vor wenigen Stunden geboren worden sein musste.

Die winzige Siku in einem Wald aus ElefantenbeinenSiku ist neugierig
Sunyei war einst als winziges Baby in die Obhut des DSWT gekommen, und als junge Mutter – 14 Jahre ist sie nun alt – fand sie den ganzen Trubel bei den Ex-Waisen, Waisen und wilden Elefanten etwas anstrengend. Zusammen mit Kindermädchen Loijuk nahm sie ihr Baby in eine ruhige Ecke westlich der Stallungen mit, wo die Keeper den Neuling mit weniger Aufregung begrüßen konnten. Es ist sehr rührend und herzerweichend, wie diese ehemaligen Waisen ihren einstmaligen Keepern vertrauen. Dass sie als ausgewachsene und nun wilde Elefanten ihr neugeborenes Baby noch am selben Morgen ihrer menschlichen Familie vorstellen, spricht Bände darüber, wie dankbar sie ihren Keepern sind und wie wichtig ihr Sozialgefüge und die Beziehung gerade zu jenen liebenden Menschen ist.

Siku albert herumSunyei und Siku
Es ist großartig mitanzusehen, wie Sunyei zu einer treusorgenden Mutter geworden ist und ihrem kleinen Baby jeden Wunsch von den Augen abliest. Es ist auch sehr interessant zu beobachten, wie die Bullen unter den Ex-Waisen sie beschützend begleiten, wenn sie einmal mit ihrem kleinen Schatz allein sein will und sich eine Weile von der Herde absetzt. Bei den Ex-Waisen in Ithumba ist es inzwischen fast wie im Waisenhaus in Nairobi: überall rennen kleine Elefantenkinder jeden Alters herum! Nur dass diese nicht von den Keepern aufgezogen werden müssen – der kleine Nusu muss höchstens immer einmal wieder aus der Tränke befreit werden! Es ist wunderbar, wie sie miteinander spielen und wie liebevoll alle Mitglieder der Herde sich um sie kümmern. Das verdeutlicht wieder einmal, dass die Erziehung des Nachwuchses bei Elefanten eine Angelegenheit der ganzen Familie ist und viele liebende Kindermädchen daran beteiligt sind.

Mwende, Yoyo, Yatta und Yetu
Nach vier Jahrzehnten, in denen die Mitarbeiter des DSWT Waisenelefanten aufgezogen und ausgewildert haben, wächst nun die Ex-Waisen-Herde stetig, und so werden auch die anderen Schutzprojekte des DSWT umso wichtiger. Es gibt inzwischen fünf mobile Tierarztteams, die in ganz Kenia im Einsatz sind, sowie zehn mobile Anti-Wilderei-Teams und eine Hundestaffel, die mit dem Kenya Wildlife Service (KWS) zusammenarbeiten. Sie patrouillieren jeden Tag und schützen so die Wildnis Tsavos. Unterstützt werden sie dabei von fünf Flugzeugen und zwei Helikoptern, mit denen täglich die Gegend aus der Luft beobachtet werden kann und dank denen die Wildhüter bei Zwischenfällen – sei es Wilderei oder Mensch-Wildtier-Konflikt – schnell zur Stelle sind. Diese Teams von DSWT und KWS arbeiten Hand in Hand und stellen sicher, dass nicht nur unsere Waisen und Ex-Waisen in Sicherheit leben können, sondern auch alle anderen wilden Tiere des Tsavo Nationalparks.

Wir sind sehr dankbar für all die Unterstützung, die es uns ermöglicht, weiterhin bedrohte Tiere zu retten, aufzuziehen und zu schützen. Und so können wir dankbar und mit großem Stolz zusehen, wie die Waisen wieder dorthin zurückkehren, wo sie hin gehören – in die Wildnis. Es gibt kein größeres Geschenk, das sie uns machen können, als uns an der Freude über neugeborene Babys teilhaben zu lassen, wie die drei Oktoberkinder Yoyo, Nusu und Siku – Nachwuchs jener Elefanten, die einst von klein auf in unserer Obhut waren.

(übersetzt aus dem englischen Original)