Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im Dezember

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe

Der Trust nahm in diesem Monat zwei neue Waisen in der Nairobi Nursery auf: das erste kam am 2. Dezember von der Loisaba Ranch im Distrikt Laikipia, wo die Mutter des Elefantenbabys von Wilderern getötet wurde. Das Kälbchen irrte 2 Wochen allein und ohne Milch umher und wurde in dieser Zeit von Hyänen in der Anus-Schwanzregion angefressen. Sein Schwanz hing in beinahe zwei Teilen herab. Er war sehr abgemagert, jedoch er schien trotzdem noch genügend Reserven zu haben, um durchzukommen. Der Stress des Einfangens jedoch, zusammen mit den Traumata und Schmerzen seiner Verletzungen und dem Verlust seiner Elefantenmutter waren letztlich doch zu viel für ihn. Trotz der ersten Hilfe mittels einer Glukose-Infusion in die Ohrvene, starb er in den frühen Stunden des nächsten Morgens.

Der nächste Elefant kam aus dem Gebiet Kimana im Amboseli-Ökosystem und war bereits bewusstlos als das Rettungsflugzeug eintraf, um ihn aufzuladen. Keeper Edwin hatte sofort eine Infusion veranlasst, doch der kleine Bulle kam nicht mehr zu Bewusstsein und starb noch in seiner ersten Nacht in der Nursery. Auch er war höchstwahrscheinlich ein Opfer der Wilderei, der einfach zu lange ohne die lebenswichtige Milch auskommen musste. Es machte uns sehr traurig, innerhalb von nur wenigen Tagen gleich zwei Elefanten zu begraben. Der einzige Trost war uns die Gewissheit, dass sie ein friedliches Ende fanden, umgeben von Mitgefühl und Fürsorge, statt einsam und allein durch ein Raubtier in der Wildnis umzukommen.

Abgesehen von dem Verlust unserer beiden neuen Waisen war es ein glücklicher Monat für unsere Nursery-Elefanten. Klein Suguta wird von Tag zu Tag kräftiger und entwickelt sich zu einem Charakterkopf. Die Freundschaft von Ndii und Kenia wächst weiter, genauso wie die von Siria, Shimba und Mzima. Taveta hat sich ziemlich daneben benommen, er war aggressiv und ließ seine schlechte Stimmung an den anderen aus. Als er Dida jedoch zu schubsen versuchte, wies sie ihn energisch zurecht. Dieses Verhalten ist nicht ungewöhnlich unter älteren Elefanten, sobald sie wieder zu Kräften gekommen sind. Sie neigen häufig dazu ihren Frust über den Verlust ihres früheren Elefantenlebens an den anderen auszulassen.

John mit Ndii

Auf Lempaute konnte man sich wie immer verlassen, sobald es daran ging die Besucher während des Schlammbades zu unterhalten. Sie spielte mit dem Fußball, stieß den großen Traktorschlauch herum und rannte anschließend am Absperrseil auf und ab. Dabei besudelte sie die Besucher von oben bis unten mit Schlamm! Manchmal tritt sie sogar über die Absperrung, um sich dann den Besuchern zu den Füßen zu legen. Klein Suguta macht es ihr inzwischen nach und entwickelt sich langsam auch zum Schlammbad-Star. Als kleinstes Mitglied der Gruppe wird ihr natürlich die ganze Aufmerksamkeit zuteil, und sie scheint es sichtlich zu genießen. Sie hängt inzwischen sehr an Kenia und wetteifert mit Ndii um die Position des besten Freundes. Kenia hat alle Eigenschaften, eine gute Leitkuh zu werden. Sie ist sehr fürsorglich und beschützerisch sowohl gegenüber Ndii als auch Suguta, und sie ist sofort zur Stelle, wenn sich die beiden ihretwegen in die Haare kriegen. Wasessa scheint sich immer noch selbst zu genügen. Sie geht immer sicher, dass sie von den anderen umringt ist und vermeidet engeren Kontakt zu diesen ihr merkwürdig erscheinenden Menschen. Und obwohl sie ihre Milchflasche annimmt, so hält sie selbst beim Füttern Distanz zum jeweiligen Keeper. Dida liebt Kimana, muss Siria jedoch den Vortritt lassen. Diese ist sehr besitzergreifend gegenüber Kimana, und Kimana scheint sie einfach mehr zu mögen. Wenn sich Siria zwischen Kimana und Dida drängt, dann gesellt sich Dida zu Lesanju und Lempaute.

Amos with Shimba

Dida ist diejenige unter den Elefanten, die sich am meisten um das blinde Nashorn Maxwell kümmert. Jeden Morgen liebkost sie zärtlich sein Gesicht mit ihrem Rüssel, und Max scheint es einfach zu genießen.

Die Warzenschweine der Gegend haben Nachwuchs – für unsere Nursery-Elefanten ist es ein nicht enden wollendes Vergnügen, die Frischlinge umher zu jagen. In diesen Momenten steigern sie sich so sehr in ihre Aufregung hinein, dass ihnen hin und wieder unfreiwillig ein Trompeten entwischt, wenn sie kleine Büsche niederrennen. (Das Trompeten von Baby-Elefanten geschieht anfangs eher unwillkürlich, wenn sie sehr aufgeregt sind. Bei den ersten Malen erschrecken sie über sich selbst, doch es dauert nicht lange, bis sie Gefallen an diesem Geräusch gefunden haben!) Suguta überraschte alle mit einem Sprint, als ein ausgewachsenes Warzenschwein plötzlich neben ihr auftauchte, während sie hinter der Herde her trottete. Ihr erschrockenes Brüllen rief sofort Sinya und Lesanju herbei, die das Warzenschwein verjagten und sie zurück zu den Keepern begleiteten. Die anderen Nursery-Babys erhielten unterdessen einen ordentlichen Adrenalin-Schub durch umher springende Impala-Böcke und rennende Giraffen und suchten ebenfalls Schutz bei ihren Keepern! Abends, auf dem Heimweg, sprang ein flüchtender Impala in einem Satz über die Reihe Elefantenwaisen und jagte ihnen einen Mordsschrecken ein!

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Dezember 2008

Der Monat Dezember begann mit einer Reihe üppiger Regenfälle, die Pflanzenwelt erschien in neuem Grün, und die natürlichen Senken verwandelten sich in Wasserlöcher. Somit war eine lange und schwere Trockenzeit überstanden. Viele der Elefantenherden hatten Nachwuchs bei sich, wie die Keeper auf ihrer Suche nach Emily und Aitong herausfanden. Die beiden müssten mittlerweile auch ihren ersten eigenen Nachwuchs bekommen haben.

Am Abend des 10. wurden sie endlich belohnt, als sie in der Dämmerung Sosian und Laikipia auf der Südseite von Mazinga Hill entdeckten. Emily stand unter einem Baum und war umringt von einigen Kühen aus ihrer Gruppe und zwei sehr großen wilden Elefantenkühen. Am nächsten Morgen kehrten die Keeper an diesen Ort zurück und fanden Emily mit einem neugeborenen Kälbchen vor, das in der Nacht zuvor zur Welt gekommen sein musste! Das war ein wirklicher Höhepunkt für die Keeper, denn Emily ist die erste Ex-Nursery-Waise, die ein Kälbchen in der Wildnis bekommen hat. Das Baby war das Zentrum der Aufmerksamkeit von allen in der Gruppe. Sie liebkosten es mit ihren Rüsseln und folgten jedem seiner Schritte mit großer Neugier, besonders Edie nahm ihre Rolle als „oberstes Kindermädchen“ sehr ernst. Emily selbst schien auffällig entspannt und wusste ihr Baby in der Obhut aller Kindermädchen gut aufgehoben. Als sie schließlich mit ihrem Baby den Weg überquerte, waren die anderen Kühe tunlichst darauf bedacht, dass ihr die Keeper nicht zu nahe kommen, und diese zogen sich erst einmal zurück.

Einige Tage später verschwanden die wilden Elefantenkühe und ließen Emily und ihr Baby mit ihrer Waisen-Herde zurück. Die jungen Bullen wurden ins Abseits gedrängt, während die Weibchen das Geschehen dominierten. Edie, Mvita, Loisaba und Sweet Sally belagerten ständig das Baby und verhätschelten es liebevoll. Am 16. brachte Emily ihr Kälbchen zu den Stallungen, und die Keeper konnten feststellen, dass es ein kleines Weibchen war. Daphne nannte sie daraufhin „Eve“. Emily war vollkommen entspannt in Anwesenheit der Keeper, die ganz nah an das Neugeborene herankommen durften, das unterdessen in einem Meer von Beinen und Rüsseln um die Stalltränke spielte. Diese hatten die Waisen aus Versehen (aber glücklicherweise, wie sich später herausstellte) abgelassen. In seinem Übermut fiel das Kälbchen nämlich plötzlich hinein. Alle Elefanten reagierten sofort, Edie machte einen Riesen-Aufstand, während sich Emily einfach nieder kniete um es mit ihrem Rüssel wieder herauszuheben. Allerdings brauchte sie Hilfe dabei, und zwei der Keeper sprangen beherzt in die runde Betonfassung und hoben das Baby heraus. Der kleinen Eve war bei ihrem ersten Unfall nichts passiert, und Emily war glücklich, dass ihr geholfen wurde. Das Baby wurde sofort von ihr und allen anderen liebkost.

Eve enjoying herself

Als sie sich schließlich entschieden hatten, zu gehen, verschwanden sie gemeinsam mit den Keepern hinter dem Voi-Hauptquartier am Fuße des Mazinga Hill – wie eh und je, als eine Elefanten-Menschen-Familie gefolgt von einer Staffel Bullen, die von all diesem Frauen-Brimborium sichtlich verwirrt waren! Robert Carr-Hartley war auch dabei, und es gelang ihm das Baby beim Säugen zu filmen und wie es später ein Nickerchen machen wollte, aber dann ständig von einem seiner Kindermädchen hochgeschubst wurde. Sie konnten es einfach nicht so liegen sehen und wollten sicher gehen, dass es wohlauf ist! Es waren in der Tat zwei magische Stunden, die die Keeper mit ihren einstigen Zöglingen verbringen durften – und ein wundervolles Weihnachtsgeschenk für uns alle. Seit diesem Tag graste die Gruppe ständig um Mazinga Hill (ihrem alten Revier). Sie wurden regelmäßig von den Keepern gesichtet, die währenddessen weiter nach Aitong und dem Rest von Natumis Gruppe suchten, also Burra, Seraa, Mukwaju, Thoma und Lolokwe. Es ist interessant, dass Sweet Sally jetzt in Emilys Gruppe untergekommen ist, denn bisher war sie immer so etwas wie Aitongs Schatten!

The orphans with Eve in their midst

Die Keeper geben die Suche nach Aitong nicht auf, denn auch sie könnte inzwischen Mutter geworden sein. Sollte Aitongs Baby ein kleiner Bulle sein, so wird er „Adam“ genannt – wie passend für die Babys unserer ehemaligen „Nursery-Erstlinge“.

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Dezember 2008

Ithumba war in der ersten Monatshälfte wunderbar grün, und die Wasserlöcher waren frisch gefüllt, so dass sich die Waisen beim Baden in den vielen Suhlen und dem inzwischen Wasser führenden Kalovoto-Fluss vergnügten. Gegen Mitte des Monats war der Regen jedoch schon wieder Vergangenheit, die Blätter färbten sich gelb und die Senken trockneten wieder aus – Vorboten auf die nächste heiße Trockenperiode. Januar, Februar und März sind die heißesten Monate des Jahres und immer eine Herausforderung für Elefanten, die ja keine Schweißdrüsen haben und sich somit nicht durch Schwitzen abkühlen können. Ohne Zugang zu Wasser und Schatten wird es für sie noch schwerer, ihre Körpertemperatur konstant zu halten.

Dieser Monat war geprägt von einem ständigen Hin und Her zwischen den beiden Gruppen der Herde – den Jüngeren, die noch von ihren Keepern betreut werden, und den Älteren, die bereits ohne ihre Keeper auskommen. Die letztere Gruppe wird angeführt von Yatta (der Haupt-Leitkuh), die von Mulika, Nasalot und Kinna unterstützt wird. Alle 4 wurden aus Voi nach Ithumba gebracht um sich um die Jüngeren zu kümmern. Rapsu entschloss sich am 4. Dezember zum ersten Mal Yattas, Gruppe der „Großen“ zu begleiten, während sich Wendi ein paar Tage um die Jüngeren kümmerte – und später wieder umgekehrt. Yatta sah dann beim mittäglichen Schlammbad nach dem Rechten, verbrachte den Nachmittag mit den Kleinen und brachte sie abends zurück zu den Stallungen. Bei dieser Gelegenheit nahm sie Rapsu mit auf seinen ersten nächtlichen Ausflug bei den Großen, während Wendi in den Stallungen blieb. Als die Gruppe am 6. erneut zu Besuch kam, schloss sich Wendi wieder den Großen an, und Rapsu blieb ebenfalls bei ihnen.

Challa führt die Gruppe an

Am 7. kam Yatta erneut zu den Stallungen und lieferte Rapsu ab, der offenbar Hintergedanken gehegt hatte. Sie blieb lange genug, um sicherzugehen, dass er in seinem Stall bleiben würde. Die Kleinen begrüßten ihn alle stürmisch. Offenbar hatten sie ihn vermisst, und auch Rapsu schien glücklich darüber, wieder da zu sein.

Yattas Gruppe gesellte sich am 9. in der Suhle zu den Jüngsten, und am 10. tauchte Napasha (normalerweise in Yattas Gruppe) allein aus dem Gebüsch auf, als die Jüngsten gerade auf dem Weg zum Schlammbad waren. Die Keeper gingen davon aus, dass Yatta und die anderen wohl auch jeden Moment auftauchen würden und warteten eine Weile. Schließlich stellte sich jedoch heraus, dass Napasha offenbar alleine unterwegs gewesen ist. Er verbrachte den Tag bei den Kleinen, genoss das Spiel im Schlammbad, graste nachmittags mit ihnen und brachte sie danach zu den Stallungen. Dann ging er wieder seine eigenen Wege Richtung Osten, wo er sicherlich Yattas Gruppe oder seine wilden Freunde wieder traf. Napasha wurde im November 2002 geboren. Für sein Alter ist er bereits ungewöhnlich selbstbewusst und unabhängig.

Yattas Gruppe wurde vom 10.-14. Dezember nicht mehr gesehen. Dann aber tauchten sie beim Schlammbad mit den Jüngsten wieder auf. Die Kleinen, angeführt von Galana, machten sich dann ohne die Älteren auf zum Grasen an den Hängen von Ithumba Hill. Gleiches wiederholte sich am nächsten Tag. Yattas Gruppe blieb dann für die folgenden 3 Tage weg (vom 16.-18. Dezember), kam jedoch am 19. wieder zur Suhle – und das Spiel begann von vorn. Wir sind uns sicher, dass diese Verhaltensabfolgen bereits vorher via Telepathie oder Infraschall „abgesprochen“ werden, denn normalerweise würden sich die Jüngsten darüber freuen mit ihren älteren Herdenmitgliedern im Schlamm zu Suhlen, vor allem wenn man dank der Jahreszeit so viel Zeit dafür hat, weil man nicht den ganzen Tag auf der Suche nach Futter verbringt. Stille „Absprachen“ dieser Art findet man häufig in den Aufzeichnungen der Keeper.

Am Morgen des 20. Dezembers warteten Yatta und ihre Gruppe bereits sehr früh an den Stallungen um Wendi und Tomboi abzusetzen, die dann ein paar Tage mit den Kleinsten verbrachten. Am nächsten Tag schaute Yattas Trupp gleich früh Morgens wieder vorbei, und Rapsu entschied sich, wieder einmal mit den Großen zu gehen. Tomboi und Wendi blieben zurück und gesellten sich am 23. wieder zu Yattas Gruppe, als diese morgens an die Stallungen kam. Rapsu blieb dann aber für den Rest des Monats bei den Älteren.

Kora

Wilde Bullen kamen in diesem Monat nur zwei Mal zum Saufen ins Stallgelände: am 1. Weihnachtstag kamen 2 um 19:30 Uhr, und am 29. Dezember waren es 8 in den späten Abendstunden. In der Monatsmitte fand man dann überall die Anzeichen auf zurückgekehrte Elefantenherden, und sobald die Wasserlöcher wieder austrocknen, wird es an der Stalltränke wieder mehr Ansturm geben.

Den 2. Weihnachtsfeiertag werden wir wohl nicht mehr vergessen: Napasha kam mit Yattas Gruppe zurück und hatte einen Pfeil im Gesicht! Zuerst dachten die Keeper, es handelt sich um einen Zweig oder einen Dorn, aber die nähere Untersuchung ergab, dass es sich tatsächlich um einen Giftpfeil handelte. Glücklicherweise gelangte nur ganz wenig von dem Gift durch die Haut. Die Keeper setzten sich natürlich sofort mit uns in Verbindung, und wir verständigten den Stellvertretenden Leiter der Sicherheitsbehörde in Nairobi, da offenbar alles KWS-Personal über die Feiertage Urlaub hatte. Nur ein Angestellter hatte Telefondienst im Hauptquartier. Der Kenia Wildlife Service schickte umgehend mehr Wildhüter aus Voi um die Gegend zu kontrollieren. Wir verwarnten hingegen die Dorfgemeinden, dass der Trust seine Unterstützung einstellen würde, wenn die Dorfbewohner weiterhin wilderten. (Derzeit unterstützt der Trust 4 Dorfschulen an der nördlichen Grenze mit Tischen, Ausrüstung für den Sportunterricht, Ausflüge in den Park mit unserem Bus, Papier und Büchern).

Napasha wurde in den Stallungen untergebracht, und die Keeper entfernten den Pfeil, der sich etwa 7,5 cm in seine Wange gebohrt hatte. Sie säuberten und bedeckten die Wunde und erhielten die Anweisung, ihn für einige Tage im Stallgelände zu behalten, falls sich die Wirkung des Giftes bemerkbar machte. So blieb er zwei Tage bei den Jüngsten in den Stallungen, doch glücklicherweise wurde er nicht ernsthaft krank. Seine Wunde im Gesicht wurde von den Keepern zwei Mal täglich gesäubert, und am 28. konnte er schon wieder mit Yattas Gruppe aufbrechen, von der er abgeholt wurde.