Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im Februar

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe

Der Monat Februar war wohl der stressigste Monat, den wir jemals hatten. Einer Elefanten-Rettungsaktion folgte sofort die nächste, viele der Neuankömmlinge starben, und zu unser aller Bestürzen musste die kleine Ziwani eingeschläfert werden, die doch so tapfer ums Überleben gekämpft hatte. Massai-Stammesangehörige, die ihr Vieh illegal im Südlichen Tsavo-West Nationalpark grasen ließen, hatten sie mit einem Speer übel zugerichtet, und die Wunden waren offenbar so tief, dass auch ihre Magenwand perforiert war. Dadurch bekam sie eine Bauchfellentzündung und brach am 10. zusammen. Der Tierarzt riet zur Euthanasie, und in Anbetracht der Tatsache, dass es für sie keine Hilfe mehr gab, wurde sie schließlich eingeschläfert. Ihr Leiden zu beenden war die letzte gute Tat, die wir für sie erbringen konnten, gleichzeitig fühlten wir jedoch so viel Ärger und Hass auf diejenigen, die es verursacht hatten. Es gibt Momente, in denen man sich dafür schämt, ein „Mensch“ zu sein, sollten diese brutalen Killer diesen Titel überhaupt verdienen. Am 20. Februar erreichte uns per Buschfunk die Nachricht, dass die Massai ein weiteres Elefantenbaby in der Nähe des gleichen Kanals am Ziwani Sisal Estate, unweit der Stelle, wo auch Ziwani verletzt wurde, aufgespießt hatten. Und erst kürzlich wurde eine erwachsene Kuh und ihr Kalb in der Nähe des vornehmen Finchatten’s Tourist Camp in Tsavo-West durch einen Speer getötet. Während auf Wilderer aus Somalia in einem Nationalpark sofort geschossen wird, scheint es, dass sich Massai-Wilderer in Schutzgebieten ungestraft illegal betätigen dürfen! Das ist mit Sicherheit der falsch!

Es gab in diesem Monat sieben Neuzugänge in der Nairobi-Nursery – der lebende Beweis dafür, was die Elefanten in Kenia derzeit durchmachen. Am 3. erreichte uns der kleine Sabachi, am 6. der erste eine Woche alte Kibo und am 13. kam der 10 Monate alte Loimugi. Er litt bereits an schwerem Durchfall, die wir nicht in den Griff bekamen und starb am 20. Februar. Am 14. kam das 8 Monate alte Baby Muti (und starb am 21. an einer Lungenentzündung trotz einer 5 Tage langen Antibiotika-Behandlung mit Noroclav-®) und am 15. das Neugeborene Milgis, das am 23. Februar verstarb. (Später hörten wir, dass sie vor ihrem Transport in die Nursery offenbar (gut gemeint) mit Maisbrei und Tee von ihren Samburu-Rettern gefüttert wurde. Leider bekam diese Nahrung ihrem Magen überhaupt nicht.) Am 24. retteten wir ein weiteres, sehr ausgemergeltes Baby von 3 Monaten namens Kirisa, dessen Leben am Monatsende am seidenen Faden hing und nur wenige Tage später endete. Am 26. kam schließlich der 4 Wochen alte Soit an, der ebenfalls sehr abgemagert war. Er starb eine Woche später. Diese letzten beiden Waisen und Loimugi waren zu entkräftet und zu lange ohne Muttermilch, so dass wir sie nicht wieder aufpäppeln konnten. Elefanten-Babys, die sich Wasserstellen mit domestizierten Viehherden teilen, sind einem noch größeren Risiko ausgesetzt, weil sie den Staub aus Kuhdung einatmen und möglicherweise auch Kot aufnehmen, wenn sie versuchen mit dem Maul zu saufen (sehr junge Elefanten müssen die Benutzung ihres Rüssels erst noch lernen).

Der Körper des kleinen Soit, dessen Symptome mit denen vieler anderer Neuzugänge übereinstimmte, wurde obduziert. Die Untersuchung ergab, dass die Krankheit von einem Rotavirus ausgelöst wurde. Das erklärt auch, warum die Behandlung mit Antibiotika nicht anschlug.

Sabachi lief seinerzeit einfach auf das Gelände des Serara Camps im Namunyak-Schutzgebiet – zum großen Erstaunen des Gärtners! Kibo wurde aus einem Brunnen am Fuße des Mt. Kilimandscharo gerettet, wahrscheinlich handelt es sich um den gleichen, in den auch Mawenzi und Sinya fielen. (Die Forscher im Amboseli versicherten, die Probleme mit diesem Brunnen zur Sprache zu bringen und zu erfragen, ob es möglich ist, Stufen in die Seitenwände zu hacken, so dass sich die Elefanten im Notfall selbst befreien können.) Loimugi wurde ebenfalls im Namunyak-Schutzgebiet gefunden, wo sie einsam und verlassen umher wanderte. Muti hingegen kam (ebenfalls allein unterwegs) aus Massai-Land in der Nähe von Kilgoris. Kirisia stammt aus den bewaldeten Kirisia-Bergen in der Nähe von Maralal in Nord-Kenia. Auch dieses Baby war ohne Begleitung auf Wanderschaft. Soit kam aus der gleichen Region wie Muti, nämlich Massai-Land, und auch in seiner Nähe wurde kein weiterer Elefant gesehen. (Es gibt Berichte über viel Elefanten-Wilderei in dieser Region.)

Kibo

In all den Jahren, in denen der Trust nun schon hier arbeitet, gab es nie mehr 12 Waisen zur gleichen Zeit in der Nairobi-Nursery. Hätten alle Neuzugänge überlebt, und hätten wir Shimba, Wasessa, Siria und Mzima nicht nach Voi gebracht, müssten nunmehr über 20 Waisen-Elefanten in der Nursery betreut werden!

Wasessa, Shimba, Mzima und Siria wurden am 21. nach Voi im Südlichen Tsavo-Ost Nationalpark gebracht, um in der Nursery mehr Platz zu schaffen. Der Umzug musste früher als geplant stattfinden, denn normalerweise handhaben wir das ungern in der heißesten Jahreszeit, also Januar bis März. Dieses Mal hatten wir jedoch nicht wirklich eine Wahl, denn in Nairobi gingen uns die Unterkünfte aus. Die Voi-Stallungen stehen seit mehr als einem Jahr leer, nachdem die 36 früheren Bewohner erfolgreich in die Wildnis „umgezogen“ sind. Sie leben inzwischen ein ganz normales Elefantenleben inmitten wilder Herden, und mittlerweile hat Emily sogar ihr eigenes, in der Wildnis geborenes, Kälbchen namens Eve. Joseph Sauni und seine Kollegen waren überglücklich, endlich wieder ein paar Elefantenzöglinge in ihre Obhut zu bekommen!

Lesanju, Lempaute und Sinya schienen in der Zwischenzeit ziemlich durcheinander, durch das Verschwinden vier ihrer Gefährten und die ständige Trennung von den kleinen Elefanten, wenn sie zum Schlammbad und zur Milchmahlzeit gebracht werden sollten. Lesanju, Lempaute und Sinya hatten offenbar Angst, dass auch sie plötzlich verschwinden würden! Die Abreise unserer vier älteren Waisen und der Tod vieler Babys brachte viel Unruhe und Umsortierung in den Schlaflagern. Das läuft nie reibungslos ab, dieses Mal rebellierten vor allem Suguta und Sabachi, die es gewohnt waren, sich einen Schlafplatz zu teilen. Jetzt fanden sie sich im Nachbarstall des anderen wieder, brüllten die ganze Nacht und brachten alle um den Schlaf. Lesanju, Lempaute und Sinya wurden dadurch noch nervöser. Die Keeper sahen sich gezwungen, Suguta letztlich wieder zu Sabachi zu lassen (neben Mzima) und Frieden kehrte in die Stallungen ein. Allerdings nicht lange, denn sobald sich Suguta hinlegte, versuchte Sabachi, auf sie zu steigen, was in einer Prügelei und noch mehr Gebrülle endete! Es wurde fieberhaft überlegt, und schließlich wurde Suguta zu Mawenzi in den Stall neben Sabachi gebracht, so dass die beiden sich nach wie vor sehen konnten, aber trotzdem getrennt waren. Das funktionierte gut, auch wenn Sabachi anfangs noch protestierte!

In der Zwischenzeit lagen die Resultate aus Soits Autopsie vor, und die drei Ställe, in denen zuvor die verstorbenen Neuzugängen lagen, mussten gründlich desinfiziert werden, und dürfen nun für einige Wochen nicht belegt werden. Bevor wir hörten, dass Baby Milgis mit Maisbrei und Tee gefüttert wurde, gingen wir davon aus, dass sie in ihren ersten Stunden offenbar nicht genügend Kolostrum von ihrer Mutter erhalten hat, was wohl der Grund für ihre Atemwegs- und Magen-Darm-Erkrankung gewesen sein musste. Zum dritten Mal in der Geschichte des Trusts infundierten wir Blutplasma in die Ohrvene. Das Blut stammte von Sinya und wurde ihr unter Narkose entnommen. Milgis erholte sich nach der Infusion ein wenig, aber verstarb am 23. Februar. Nachdem wir in diesem Monat so viele Elefanten beerdigen mussten, von denen viele am gleichen Tag oder so kurz aufeinander starben, waren die Keeper (und wir) besonders traurig und enttäuscht. Die anhaltenden Berichte von (durch Chinesen forcierte und) eskalierender Wilderei von Elefanten, Nashörnern und Großkatzen im ganzen Land sowie der unaufhörlichen Wilderei von Bushmeat (Fleisch von Wildtieren) trugen nicht zur Besserung der Stimmung bei.

Als ob all dies nicht schon schlimm genug sei, ist es auch noch trockener als sonst. Die Flüsse und Seen trocknen aus und die Wälder werden für Hartholz und Holzkohle gerodet. In der Lokalpresse war neulich ein Satellitenphoto abgebildet, aufgenommen von der UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen), das den Ernst der Lage nur noch unterstreicht und schreckliche Konsequenzen für die Zukunft vorhersagt. Aber anscheinend stößt all dies immer noch auf taube Ohren!

Kenia

Kenia ist ein sehr fürsorglicher kleiner Elefant, eine Junior-Leitkuh in der Nursery, die Mawenzi unter ihre Fittiche genommen hat. Auch gegenüber Neuankömmlingen, die sich nicht so recht eingewöhnen können, ist sie immer besonders liebevoll. Seit der Abreise von Shimba, Mzima, Siria und Wasessa dürfen die älteren Elefanten jetzt tagsüber mehr Zeit mit den Babys verbringen. Das hat Kenias Rolle ein wenig erschüttert. Lesanju hat sich Sabachi als Liebling auserkoren, während sich Lempaute auf Mawenzi stürzt, die eigentlich lieber mit Kenia zusammen ist und immer wieder vor Lempaute flüchtet. Aber die lässt sich nur ungern einen Strich durch die Rechnung machen, und so verfolgt sie Mawenzi auf Schritt und Tritt! Sinya ist noch unentschlossen, welchem Baby sie sich nun mehr widmen soll und konzentriert sich voll und ganz auf Lesanju, die sie vergöttert. Kenia wird ihre alte Position bald wieder erlangen, denn die drei älteren Waisen sollen voraussichtlich im Mai zu Shimba und Co. umziehen.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe

Eine Umfangsvermehrung an Sians linkem hinteren Fuß bereitete uns Kopfzerbrechen, ebenso wie ihre Zähne, die die Keeper als sehr abgenutzt beschrieben. David Ndeereh, der Tierarzt aus unserer mobilen Einheit, kam am 22. Februar nach Ithumba, stellte Sian ruhig und untersuchte sowohl ihren Fuß als auch ihre Zähne. Das Problem am Fuß war offenbar keine bösartige Umfangsvermehrung, sondern eine so genannte „Hyperkeratose“ (übermäßige Verhornung der Haut) am Übergang zum Ballen. Verursacht wurde das Ganze vermutlich durch eine Hautirritation, die dazu führte, dass vermehrt Horngewebe gebildet wurde. Da sich um die Verdickung einige Risse bildeten, war er zuversichtlich, dass das überflüssige Horn bald von selbst abfällt, und verordnete unterstützend tägliches Einreiben mit Öl. Sians Backenzähne dagegen waren ungewöhnlich stark abgenutzt. Da jeder Backenzahn im Leben eines Elefanten jedoch 6 Mal erneuert wird (indem sich der nächste von hinten nach vorn schiebt), sah er dieses Handicap als vorübergehend an. In der Zwischenzeit wurde das Öl für Sians Fußproblem beschafft (Teebaumöl gemischt mit Kokosöl) und zusätzlich noch ein paar Pferdepellets, die zugefüttert werden sollten, um sie bei Kräften zu halten, bis die nächsten Backenzähne nachgewachsen sind.

Chyulu

Am Monatsanfang gab es, wie in der Nursery, auch in Ithumba eine Neuordnung der Schlafplätze. Galana und 7 der älteren Waisen, die noch Milch bekommen, wurden in die Stallungen gebracht, in denen früher Yatta und ihre Gruppe lebten, die ja mittlerweile nicht mehr auf die Keeper angewiesen sind. Lualeni und ihre 4 Mitstreiter zogen in Galanas früheres Quartier, und Sian, Lenana, Chyulu und Makena rückten in Lualenis früheren Stall nach.

Wie eh und je hielten Yatta und ihre Gruppe regelmäßigen Kontakt zu den jüngeren, noch von den Keepern abhängigen, Elefanten – inzwischen bekannt als Galanas Gruppe, denn Galana scheint die neue Nachwuchs-Leitkuh zu sein. Sie wird dabei tatkräftig von Loijuk und Sunyei unterstützt. Loijuk führt die Gruppe meistens am Morgen an die Futterstelle, während sie von Lualeni, Chyulu, Sian oder Sidai abends zurück in die Stallungen geleitet werden. Einmal hat auch Madiba diese Aufgabe übernommen. Galana, manchmal auch mit Hilfe von Rapsu, war in diesem Monat der Friedensstifter. Sie trennte Ndomot und Kora, die sich oft prügeln, genauso wie Kamboyo und Zurura, die schon in der Nursery ihre Kräfte miteinander gemessen hatten.

Nachdem Yatta und ihre Gruppe für einige Tage verschwunden waren, kehrten sie am 2. Februar zurück und blieben bis mittags bei der Herde. Dann gingen sie wieder ihre eigenen Wege, nahmen dieses Mal jedoch Challa mit, während Wendi, Tomboi und Rapsu bei den jüngeren blieben. Jetzt, da die natürlichen Wasserlöcher wieder austrocknen, steigt erneut auch die Aktivität an der Stalltränke, und es wurden viele Elefanten und Büffel beim Saufen beobachtet. Zwei ausgewachsene wilde Elefantenkühe und ihre Kälber kamen am 8., gefolgt von einer Gruppe Büffel, die sich auch von neu ankommenden Elefanten nicht von ihrem Platz verdrängen ließen, bis sie ihren Durst gestillt hatten. Zwei wilde Bullen kamen am 13. und weitere fünf tauchten am 26. Februar auf.

Am 5. Februar erwartete die Keeper, die morgens immer als erstes die Tränke anschalten, bereits ein wilder Bulle. Ein weiterer tauchte am gleichen Tag beim Schlammbad auf, und wurde besonders von Rapsu freudig begrüßt. Offenbar kannte der ihn durch Yattas Gruppe, mit der er in letzter Zeit viel unterwegs war. Dieser Bulle begleitete die Jüngsten schließlich zu ihrer Weidestelle, wo sie erneut auf Yatta und die älteren Elefanten stießen. Alle zusammen gingen dann gemeinsam an die Stalltränke zum Saufen. Die Keeper versteckten sich, um den wilden Bullen nicht zu verschrecken, und schließlich verließen Yatta, ihre Gruppe und der wilde Bulle die Jüngsten wieder, die noch bis zur Dämmerung weiter grasten.

Yatta´s Gruppe mit wildem Bullen

Am 9. trafen sich alle in der Gegend um Kanziku wieder, und Yatta führte die Gruppe abends zurück zu den Stallungen. Am 12. suhlten sie sich alle gemeinsam im Schlamm, und auch am 13. verbrachten sie den ganzen Nachmittag zusammen beim Grasen. Dort wurden sie sogar von 2 wilden Bullen beschnuppert, die allerdings die Flucht ergriffen, als sie menschlichen Körpergeruch vernahmen! Am 14. kam Yatta mit ihrer Gruppe und 2 wilden Bullen zum Saufen ins Stallgelände. Später gesellte sich noch ein dritter wilder Bulle hinzu, und später machten sie sich alle wieder gemeinsam auf den Weg.

Der 21. war für die Jüngsten ein interessanter Tag, denn im Busch trafen sie auf einen wilden, etwa 15 Jahre alten Bullen und nur kurze Zeit später auf Yatta und ihre Gefährten. Sie fraßen alle zusammen als Herde und begaben sich anschließend wieder gemeinsam zur Stalltränke. Die Keeper blieben wiederum auf Abstand um den Besucher nicht zu verschrecken. Am 23. kam Yattas Gruppe mit einem wilden Freund zu den Stallungen und führte ihn anschließend zum mittäglichen Schlammbad der jüngeren Elefanten. Einen Tag später verpassten die Jüngsten nur knapp vier wilde Bullen, die sich selbst eine Abkühlung mit dem Wasser aus den Trinkfässern gönnten, kurz nachdem die Waisen aufgebrochen waren.

Am 26. gesellte sich Yatta noch im Busch zu den jüngeren und begleitete sie abends wieder zurück nach Hause. Kurz nachdem sie verschwunden war, kamen fünf wilde Bullen zum Saufen.

Auch am 28. brachten Yatta und ihre Gruppe nochmals einen wilden Freund mit. Sie waren schon sehr früh da und warteten darauf, dass der Nachwuchs aus den Stallungen gelassen wird. Sobald der wilde Bulle jedoch die Keeper sah, machte er sich auf und davon. Yatta blieb noch, um die Junioren zu begrüßen, verschwand dann aber gleich in die Richtung, die auch ihr wilder Begleiter eingeschlagen hatte.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe

Emily, ihr Baby Eve und all die anderen Waisen ihrer Gruppe wurden am 15. und 16. bei Mazinga Hill gesichtet, wo nach ein paar unerwarteten Schauern die Landschaft grünte. Auch ein wilder Bulle im Teenager-Alter war bei der Gruppe. Er hatte Uasos Größe und wurde ganz offensichtlich als Familienmitglied akzeptiert, denn Emily und alle anderen gingen sehr vertraut mit ihm um, inklusive der beiden größten männlichen Herdenmitglieder Laikipia (der im letzten Monat einen „Siegesritt“ auf einer wilden Kuh vollführte, die sich zu sehr um Baby Eve gekümmert hatte) und Salama. Beide sind inzwischen 10 Jahre alt. Als die Keeper sich der Gruppe näherten, wurde der wilde Bulle ein wenig nervös. Als er jedoch merkte, dass alle anderen ganz entspannt blieben, beruhigte auch er sich wieder. Später machte sich die ganze Gruppe auf den Weg zum Wasserloch der Voi Safari Lodge, wo sie sich inmitten vieler Elefantenherden wiederfanden. Später wurden sie noch einmal in der Gegend um die Mombasa Pipeline gesehen. Auch der wilde Bulle war immer noch mit von der Partie, ebenso ein weiterer Neuzugang im gleichen Alter. Letzterer musste sich jedoch erst einmal einem Kräftemessen mit Laikipia und Salama unterziehen.

 Eve

Am 20. Februar wurden die Voi-Keeper über die Notlage von Ziwani informiert und machten sich für eine Rettungsaktion bereit. Das Kälbchen starb noch vor der Ankunft des Rettungsteams durch eine Speerwunde in den Magen. Diese wurde ihr von berüchtigten Massai-Viehhirten zugefügt, die in letzter Zeit häufig für Leiden dieser Art verantwortlich waren. Es ist furchtbar, dass Massai und ihre Rinderherden, die eigentlich nicht in einem Nationalpark weiden dürfen, absichtlich Elefanten töten und damit auch noch ungestraft davon kommen. Das ist schlichtweg Wilderei, und da auf bewaffnete Somali-Wilderer in einem Schutzgebiet schon bei Sicht geschossen werden darf, sollte man auch gegen brutale Massai-Elefantenwilderer strenger vorgehen! Zumindest sollte man ihre Viehherden beschlagnahmen!

Die Ankunft von Wasessa, Shimba, Mzima und Siria am 21. war ein sehr freudiges Ereignis für die Voi-Keeper. Nach langer, heißer Fahrt und einer Flasche Milch, sprang Mzima in die Tränke um sich abzukühlen. Als er wieder herauskam, erwartete die vier schon ein extra für sie vorbereitetes Schlammbad. Gemeinsam mit ihren Keepern, erkundeten die Neuankömmlinge die Südseite von Mazinga Hill, wo sie sich im Schatten ausruhten, denn die Hitze machte ihnen anscheinend zu schaffen.

Mzima & Shimba

Da sie es bisher gewohnt waren, dass ein Keeper die Nacht bei ihnen im Stall verbringt, wurden die vier Waisen sichtlich nervös, als aus dem Dunkeln plötzlich das Brüllen eines Löwen zu hören war. Die Keeper zogen also bei ihnen ein und versuchten sie zu beruhigen. Nach einigen Tagen hatte sich der Alltag eingestellt, und ohne Zweifel schmeckt ihnen, trotz der Hitze, auch die neue nährstoffreiche Vegetation aus niedrigeren Lagen.

Bis zum Monatsende waren Emily und ihre Gruppe noch nicht aufgetaucht, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Da sie sich allerdings in der Gegend aufhalten, wird es nicht mehr lange dauern. Bis jetzt ist es den Keepern auch nicht gelungen, Aitong, Natumi und den Rest der Voi-Gruppe aufzuspüren. Offenbar sind sie immer noch weit entfernt und beschäftigt mit Aitongs Baby, dass mittlerweile geboren sein muss.

Emily´s Gruppe

Am 23. Februar ereignete sich eine Tragödie auf der Schnellstraße von Nairobi nach Mombasa: eine Elefantenmutter wurde von einem Bus erfasst, getötet und fiel auf ihr 2-jähriges Kalb. Ein weiterer Elefant, der sie begleitet hatte, wurde ebenfalls getötet. Das Baby wurde gerettet und nach Voi gebracht. Offenbar hatte es jedoch schwere innere Verletzungen erlitten, denn es starb nur zwei Tage später. Noch schockierender war, dass als die Nacht hereinbrach, Horden von Menschen begannen, die beiden toten Elefanten in Stücke zu zerteilen um sie zum Essen mitzunehmen – trotz der Gesundheitsrisiken und dass es eigentlich illegal ist, Fleisch von Wildtieren überhaupt zu besitzen! Es scheint, dass heute nichts mehr unmöglich ist! (Elefanten können nachts kaum sehen. Beim Überqueren von Straßen sind sie durch die vielen Lichter völlig verstört, und laufen schnell in ein Auto. Auch auf der Zugstrecke Nairobi-Mombasa werden manchmal Elefanten überfahren.)