Monatsbericht für die Nursery-Gruppe:
Fassungslos erfuhren wir vom Tod unseres Babys Chaffa, die sich nach einer Lungenentzündung von vor einigen Monaten wieder völlig erholt zu haben schien. Sie hatte an Gewicht zugelegt, fraß gut und spielte noch bis kurz vor ihrem plötzlichen Tod mit ihren Elefantenfreunden. Doch auch sie zeigte das mysteriöse Fußsyndrom, das bei einigen unserer Dürreopfer im vergangenen Jahr regelmäßig kurz vor dem Tod auftrat. Jetzt hat es uns wieder erwischt, und die Experten tappen über die Ursachen nach wie vor im Dunkeln. Trotz ausführlicher Obduktionen in drei verschiedenen Labors in Kenia, der Untersuchung von Organen in Japan und Blutproben in Südafrika wurde immer noch keine Ursache gefunden. In Japan wurden aus Bhaawas Darm zwei Magen-Darm-Parasiten isoliert, die man in Kenia nicht diagnostizieren konnte. Die Würmer sind häufig in domestizierten Nutztieren zu finden, doch geben sie nicht ausreichend Begründung für das „Drehfuß“-Syndrom. Wir können es uns nach wie vor nur mit Mangelerscheinungen infolge der Dürre erklären, oder aber durch die Auszehrung nach dem Befall mit Parasiten. Die Elefanten steckten sich damit wahrscheinlich auf Weideflächen oder an Wasserstellen an, die sich Wild- und Nutztiere (sogar in Schutzgebieten) teilen.
Die guten Nachrichten sind, dass Mawenzi und Melia, die sich ebenfalls „ausdruckslos“ benahmen, nach einer Behandlung gegen die in Japan entdeckten Magen-Darm-Parasiten, wieder auf dem Weg der Besserung sind. Jetzt sind wir zumindest hoffnungsvoll, dass sie von jenem tragischen Schicksal verschont bleiben, das so viele unserer Waisen in der Dürreperiode 2009 ereilte. Am Monatsende waren alle verbleibenden 19 Nursery-Waisen wohlauf, sahen gut aus und wuchsen ganz nach Plan, so dass wir und die Keeper nach dem zehrenden letzten Jahr im Januar einige erholsame Wochen verbrachten.
Glücklicherweise haben ein paar schwere Regenstürme am Jahresende die Trockenheit beendet, und wir hoffen inständig darauf, dass dies im Jahr 2010 noch ein wenig anhält! Die Landschaft hat sich einmal mehr in ein grünes Paradies verwandelt, die Wasserlöcher sind wieder aufgefüllt, und alle wilden Elefanten, die die letzten beiden trockenen Jahre überstanden haben, können sich jetzt endlich von ihren Strapazen erholen. Somit beginnen wir das Jahr 2010 recht optimistisch, auch wenn die Regenfälle bisher kürzer als erwartet ausfielen, besonders in der Region um Nairobi.
Nach dem Tod von Chaffa bleiben uns noch Dida, Kimana, Suguta, Ndii, Mawenzi, Sabachi, Kibo, Nchan, Kudup, Kalama, Kilaguni, Chaimu, Turkwel, Olare, Melia, Tumaren, Tano, Mutara und Shukuru in der Nursery. Aufgrund der hohen Anzahl Waisenelefanten spielte sich die Fütterung in zwei Schichten ab: die Babys unter Leitung von Suguta waren zuerst an der Reihe, die älteren Waisen mit Ndii, Dida und Olare an der Spitze kamen in der zweiten Runde zu ihrer Milchmahlzeit. Obwohl Dida die Älteste unter den Großen ist, spielen Ndii und Olare mittlerweile eine größere Rolle als Leitkühe. Olare kümmert sich rührend um die drei Zwerge Tano, Mutara und Shukuru. Die kleinen Babys mischen sich gern unter die Älteren, wenn sie am Morgen aus ihrem Stall gelassen werden. Dann begrüßen sich alle überschwänglich, und Olare legt sich auf den Boden, damit die Kleinsten ungehemmt nach Lust und Laune auf und über sie klettern können. Die gewitzte Sabachi, die sich mit Olare einen Stall teilt und sie dementsprechend gut kennt, nutzt jede Gelegenheit auf eine der liegenden kleinen Kühe zu steigen. Olare jedoch kennt diese Tricks und hält Sabachi immer im Auge. Als er am 24. wieder einmal sein Glück versuchte, schubste Olare die Kleinen sanft von sich, stand auf und flatterte mit ihren Ohren, um ihn zurechtzuweisen. Er drehte auf der Stelle um und drohte irgendetwas (oder irgendjemandem) am Wegesrande, um sich am Ende hinter Dida und Ndii zu verstecken. Er wollte sich um Himmels willen nicht die Blöße geben, dass er von Olare eingeschüchtert war! Wenn es um die Babys geht, ist Olare ganz besonders pflichtbewusst. Sie hütet sie wie ihre Augäpfel, vor allem, wenn die kleinen Bullen, besonders beim Fußballspielen, etwas zu stürmisch werden. In der Zeit, in der es Mawenzi nicht so gut ging (mit den Worten der Keeper „stumpfsinnig“), war Olare immer zur Stelle, um sie zu trösten und ihr eine Extra-Portion Aufmerksamkeit zu geben. Zum Glück geht es mit ihr seit der Parasitenbehandlung wieder aufwärts. Melia wurde ebenfalls behandelt, nachdem ihre Mitbewohnerin Dida ebenfalls ein paar „ausdruckslose“ Tage hatte.
Das Schlammbad ist immer gut besucht und bietet jede Menge Spaß, vor allem, wenn Nchan im Wasser Fußball spielt und danach entlang der Absperrung rennt und alle Besucher mit ihrem dreckigen Rüssel beschmiert. Sie ist bereits so versiert darin, dass die Zuschauer schon fragen, ob wir sie darauf „dressiert“ hätten! Die Waisen haben immer viel Besuch und lieben es einfach, Fußball zu spielen, egal ob im Wasser oder an Land, und alle schauen ihnen gern dabei zu. Es ist offensichtlich, dass sie es mögen, im Zentrum des Interesses zu stehen, und so stellen sie sich vor den Besuchern besonders gerne zur Schau! An sehr heißen Tagen hoffen auch die Warzenschweine mit ihren Jungen auf ein Plätzchen im kühlenden Schlammbad, und tauchen sie auf, wenn die Elefanten noch da sind, endet das Ganze meist in einer turbulenten Warzenschweinjagd. Eine der kleinen Kühe macht meistens den Anfang, doch wenn die Warzenschweine erst einmal rennen, sind auch die Jungbullen mit von der Partie! Dreht sich dann eines der ausgewachsenen Schweine plötzlich herum, herrscht rege Verwirrung bei den Verfolgern!
Turkwel und Kalama, die eigentlich gute Freunde sind, stritten in diesem Monat um ihre mittägliche Milchflasche. Als ihre Auseinandersetzung in einen richtigen Kampf auszuufern drohte, mussten die Keeper eingreifen und die beiden Streithähne trennen. Seitdem hielten sie Abstand, tranken ihre Milch weit weg vom Anderen und vermieden engeren Kontakt. In der Zwischenzeit hat sich Turkwel eng mit Kudup angefreundet.
Der schwanzlose Kilaguni ist inzwischen der größte und stärkste Bulle in der Nursery und hat eine sehr gutmütige Natur. Nichtsdestotrotz liebt er nichts mehr als Kräftemessen. Einmal „bezwang“ er zwei kleine Kühe, die nicht den Hauch einer Chance hatten. Trotzdem fühlte er sich nach seinem „Sieg“ sehr männlich. Seine Lieblings-Kampfpartner sind aber nach wie vor Kibo und Sabachi.
Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe:
Nach einigen heftigen Regenstürmen im Dezember und Anfang Januar, schwelgen die Ithumba-Waisen in einer Periode des Überflusses. Im Busch gibt es überall natürliche Wasserlöcher und saftige Pflanzen an jeder Ecke, so dass sie den ganzen Tag schmausen. Zu Beginn des Neuen Jahres gab es im Ithumba Auswilderungszentrum drei feste Gruppen: Enasoit, Meibai, Naimina (die drei jüngsten Zugänge aus der Nursery), die noch in den Ställen übernachten und von den Keepern betreut werden, genauso wie Lualeni, Loijuk, Kora, Ol Malo, Kenze, Makena, Lenana, Sian, Chyulu, Zurura und Naserian. Diese Gruppe hat drei Oberhäupter, nämlich die drei ältesten Kühe: Naserian, Loijuk, die gerne (und gut!) von Sian, Makena und Chyulu unterstützt werden.
Vollkommen unabhängig von den Keepern leben inzwischen Yatta (die Hauptleitkuh) mit ihren Helfern Mulika, Nasalot und Kinna. Wendi führt eine Untergruppe der Herde, die sich oft von Yatta abseilt. Wendi nimmt jeden aus der Herde auf, der sich ihr für einen Tag oder länger anschließen will. Die Waisen, die von Yatta und von Wendi angeführt werden, stehen in ständiger Verbindung, und wenn eines der jüngeren Waisen aus der Obhut der Keeper sich den Größeren anschließen möchte, werden sie am Ende des Tages immer wieder zurück in die Ställe gebracht, meistens von einem der jungen Bullen.
Die nunmehr “wilden“ Waisen sind Yatta, Mulika, Nasalot, Kinna, Wendi, Napasha, Taita, Ndomot, Sunyei, Madiba, Galana, Rapsu, Challa, Sunyei, Buchuma, Sidai und Orok. Sie alle brauchen die Keeper nicht mehr zum Überleben und verbrüdern sich eifrig mit den wilden Elefanten in Ithumba. Entweder warten sie morgens alle gemeinsam (oder wenigstens ein Teil der Gruppe) auf die Jüngsten, wenn diese aus ihren Nachtlagern kommen. Spätestens im Busch oder beim Schlammbad treffen alle zusammen, und die älteren bringen die Kleinen meistens auch zurück zu den Ställen, um sicher zu gehen, dass sie wohlbehütet die Nacht verbringen. Fünf bis sechs Waisen aus der jüngeren Gruppe sind nach wie vor auf ihre Milch angewiesen, die sie morgens gleich nach dem Aufstehen sowie mittags und abends bekommen.
Es steht jedem einzelnen Elefanten frei, die Nächte mit den Älteren zu verbringen, wann immer er oder sie sich dazu bereit fühlen. Das geschieht nicht über Nacht, denn Elefanten sind ängstliche Tiere, die nachts außerdem nur eine eingeschränkte Sehfähigkeit haben, ähnlich wie wir Menschen. Stellt der Neuling fest, dass er über Nacht lieber doch noch einmal in den Ställen bleiben möchte, dann wird er von einem (oder allen) Großen zurück zu den Keepern gebracht. In Ithumba sind die Keeper lediglich „auf Bereitschaft“, also zur Stelle, wenn sie gebraucht werden, und sonst folgen sie den Waisengruppen unauffällig wie ein Schatten, wenn sie tagsüber von ihrer Leitkuh aus den Ställen in den Busch geführt werden. Es ist jedenfalls klar, dass die Elefanten alle miteinander kommunizieren, ganz egal, wo sie sich gerade aufhalten.
Enasoit, der Kleinste und Jüngste in der Gruppe, die noch regelmäßig ihre Milch bekommt, ist der Liebling aller Kühe. Die wetteifern die ganze Zeit darum, Enasoit zu verwöhnen und zu „bemuttern“. Er bekommt im Moment so viel Elefantenliebe – welch Gegensatz zu dem furchtbaren Erlebnis, als er im weit entfernten Laikipia seine Mutter verlor und dann vom Rest der Gruppe zurückgelassen wurde, weil er zu schwach war und nicht mithalten konnte. Alle drei Neuankömmlinge können sich in Ithumba der Liebe und Aufmerksamkeit einer wahrhaftigen „Herde“ gewiss sein, denn alle haben Ähnliches durchgemacht. Meibei und Naimina werden ebenso überschüttet und man kann ihnen ansehen, wie glücklich sie sind. Naimina führt die Herde inzwischen schon oft zum Weideplatz und teilt sich diese Aufgabe mit den anderen kleinen Leitkühen oder mit einem der älteren Bullen, wie Kora. Der hatte in der letzten Zeit zum Glück keine Probleme mehr mit seinem Kiefer, der ihm als Baby durch Schüsse zertrümmert wurde, nachdem seine Mutter in Kora in Nord-Kenia ermordet wurde.
Yattas wilder Freund, der junge Bulle „Mgeni“ (Besucher), war lange fester Bestandteil der Gruppe Ex-Waisen. Am 9. Januar wurde er von einem anderen wilden Bullen ersetzt, der Yatta den ganzen Januar hindurch begleitete. Die Keeper mutmaßen, dass dieser Bulle Mgeni vielleicht vertrieben hat, aber ebenso wahrscheinlich ist, dass Mgeni einfach Zeit mit Freunden einer anderen Herde verbringt. Es gibt keinen Zweifel, dass er früher oder später wieder auftaucht, denn er hatte sich in der Gruppe der Ex-Waisen sichtlich wohlgefühlt und sich sogar auf die Keeper und ihre Sprache eingestellt – denn alle unsere Waisen verstehen Englisch!
Die Aufzeichnungen des Monats Januar veranschaulichen den Übergangsprozess, den Loijuk, Naserian, Zurura und Kora gerade durchlaufen. Sie werden langsam aber sicher Teil der älteren Herde. Loijuk ist clever und kann sogar den Riegel vom Stall öffnen, den sie sich mit einigen anderen Älteren teilt, u.a. mit Naserian, Kora, Zurura, Kenze und Lualeni. Am 12. Januar, nach Einbruch der Dunkelheit öffnete sie wieder einmal die Stalltür, und sie und ihre Freunde machten sich auf den Weg in den Busch, wo Wendi und Nasalot schon auf sie warteten. Lualeni, Zurura und Kora überdachten den Plan später noch einmal, entschieden sich gegen eine Nacht in der großen, schwarzen Wildnis und kehrten einige Stunden später in den sicheren Stall zurück. Loijuk und Kenze waren da schon mutiger und blieben die ganze Nacht bei Wendi. Offenbar schlossen sie sich in der Nacht Yattas Gruppe an, denn am nächsten Morgen kamen sie alle gemeinsam zu den Stallungen, als die Kleinen auf dem Weg zum Weideplatz waren. Die ganze Herde blieb am Vormittag zusammen, suhlte sich an diesem Tag auch gemeinsam im Schlamm. Danach seilten sich die Ex-Waisen wieder von der Meute ab, und nahmen dieses Mal Naserian, Kora und Zurura mit. Loijuk blieb hingegen bei den Kleineren.
Später abends öffnete sie allerdings wieder die Türe und verbrachte eine weitere Nacht mit den anderen im Busch, auch Lualeni und Kenze nahm sie mit. Kora und Zurura waren dieses Mal mutiger und kamen erst zur Morgendämmerung zurück, als die Jüngsten aus den Nachtlagern gelassen wurden. Loijuk, Lualeni und Kenze waren immer noch bei den Ex-Waisen, doch später wurden sie von Wendis Gruppe zurückgebracht. Die folgende Nacht verbrachten sie dann wieder im Stall.
Nasalot gesellte sich am 14. Januar beim Schlammbad zu den Jüngsten, die mit Wendi unterwegs waren. Sie verbrachten den Nachmittag zusammen und gingen abends gemeinsam zurück zu den Ställen, wo Yatta und der Rest der Ex-Waisen mit dem wilden Jungbullen im Schlepptau schon warteten.
Am 17. Januar wartete Wendis Gruppe, unter ihnen Nasalot, am Morgen auf die Junioren. Sie weideten vormittags und suhlten mittags zusammen, später nahm Wendi dann Kora, Zurua, Lualeni und Naserian wieder mit. Nasalot blieb zurück, um ein Auge auf die Jüngeren, noch von den Keepern abhängigen Elefanten, zu halten. Naserian und Kora kamen später wieder zurück und hatten sich anscheinend gegen eine Nacht im Busch entschieden. Loijuk öffnete später wieder die Stalltür, denn draußen warteten Yatta und ihr wilder Freund. Dieses Mal nahm sie nur Kenze mit auf ihre Nachtwanderung, Kora blieb im Stall.
Die Ex-Waisen verbrachten den ganzen 18. Januar mit den Kleinsten, warteten schon morgens auf dem Stallgelände, dieses Mal ohne Yatta und ihren Freund. Die beiden gesellten sich später beim Schlammbad zum Rest der Gruppe und verbrachten den Nachmittag mit ihnen. Jedes Wiedersehen ist eine hochemotionale Angelegenheit und begleitet von ausgiebigem Kollern, Trompeten und aufgeregtem Urinieren, und überall verschlingen sich Rüssel zu innige „Elefantenküssen“. Diese Rituale sind einfach wundervoll mit anzusehen!
Am 27. Januar wurde Yatta von zwei wilden Bullen zu den Stallungen begleitet, offenbar ist sie bei den wilden Elefantenmännern sehr beliebt. Als Wendis Gruppe am nächsten oder übernächsten Tag zu den Ställen kam, bemerkten die Keeper, dass Sidai, Kora, Lualeni, Zurura und Ol Malo in der Gruppe fehlten. Ol Malo und Sida kamen gegen 18 Uhr zurück und wollten in den Stall gelassen werden; Lualeni, Zurura und Kora werden offenbar immer selbstsicherer und blieben über Nacht bei den Älteren. Am 28. kamen sie von allein zurück, ebenso am 29. zum Saufen an der Stalltränke. Danach machten sie sich aber schnell wieder auf und davon. Naserian entschied sich ebenfalls für eine weitere Nacht bei den Ex-Waisen und seilte sich nach dem Schlammbad am Mittag von den Jüngsten ab. Einige Tage später wurden Zurura, Kora und Lualeni von zwei der Jungbullen aus Yattas Herde, nämlich Challa und Rapsu, zu den Ställen zurückgebracht.
Das ständige Kommen und Gehen veranschaulicht, wie sich die Elefantenwaisen langsam von ihren Keepern als Hauptbezugspersonen abseilen und in ihr wildes Leben eintreten. Der Prozess läuft ganz langsam ab, aber es ist offensichtlich, dass auch Loijuk, Lualeni, Kora, Zurura und Naserian bald zur Gruppe der „wilden“ und unabhängigen Ithumba-Waisen gehören werden.
Yatta, Napasha und Taita gesellten sich am 30. noch einmal zu den Jüngsten, als diese sich gerade wieder im Schlamm suhlten. Yattas wilder Freund hielt dieses Mal Distanz, offenbar war er der Meinung, er solle lieber woanders hingehen und seine Zeit nicht mit Babies im Schlamm verbringen. Yatta spürte seine Unbehaglichkeit und ließ die schlammwälzende Gruppe zurück, um mit ihm weiterzuziehen. Offenbar genießt sie seine Gesellschaft und wir glauben, sie ist ernsthaft verliebt! Die Keeper glauben, dass Mulika bereits trächtig ist und ohne Zweifel auch Yatta. Wir freuen uns schon auf die Frohe Kunde aus Ithumba!
Monatsbericht für die Voi-Gruppe:
Das Jahr begann mit den folgenden Waisen in Voi: Lesanju, Lempaute, Sinya, Wasessa, Shimba, Mzima, Siria, Taveta, Tassia, Kenia und Shira. Auch Emily und ihr Kälbchen Eve sowie Edie mit Kälbchen Ella blieben gemeinsam mit einigen Ex-Waisen den Januar über in der Nähe. (Emily und Edie, inzwischen „wilde“ Leitkühe, brachten zum Höhepunkt der Dürre 2009 ihre Babies zurück zu ihrer Menschenfamilie. Selbst zu ausgehungert, konnten sie nicht genügend (gute) Milch an ihren Nachwuchs geben. Es wurde Kraftfutter aus Nairobi geschickt, um die Milchproduktion wieder anzukurbeln. Diese Kur fiel mit dem ersten Regen zusammen, so dass sich beide Kälbchen schnell erholten und mittlerweile wieder völlig gesund sind.)
Emily, Edie, ihre Babies und einige der inzwischen wilden Ex-Waisen blieben im Januar in der Gegend und trafen daher oft auf die Voi-Waisen und ihre Keeper, so dass alle viel Zeit miteinander verbrachten. Siria und Shira fühlen sich besonders wohl bei den älteren Ex-Waisen und Icholta fiel durch ihr besonders freundliches Verhalten gegenüber den jüngeren Elefanten auf.
Emilys Gruppe kam am 2. Januar in Begleitung eines „freundlichen“ wilden Jungbullen an die Stallungen. Icholta führte an diesem Tag die Waisen, inklusive der Neuankömmlinge, zum Fressen zu Mazinga Hill. Die Voi-Elefanten verbrachten den ganzen Morgen in Gesellschaft der Ex-Waisen, und erst, als sie für das Schlammbad (inklusive Milchmahlzeit) abgeholt wurden, trennten sie sich.
Am 13. Januar verpassten sich Emily und die neuen Voi-Waisen um Haaresbreite am Schlammbad. Icholta nahm die Fährte auf und so fanden sie sich nachmittags wieder, und fraßen zusammen bis Emily ihren Weg in Richtung Flugzeuglandebahn fortsetzte. Icholta ließ die Babys zurück und ging mit Emily. Am 31. stießen die Voi-Waisen auf ihrem Rückweg in die Ställe auf Emily, Edie und ihr Gefolge. Shira blieb bei ihnen, während die anderen Voi-Waisen weiter (in Richtung Milchflasche) eilten. Shira entschied sich schließlich um und wollte den anderen Waisen folgen, wurde aber erfolgreich von Mweya und Icholta zurückgehalten. Die Ex-Waisen haben sie gerne bei sich, aber abends (die anderen Waisen waren bereits im Stall) brachten sie sie zurück nach Hause.
Edies Gruppe wurde am 18. Januar am Roten Wasserloch gesehen, hat die Waisen, die kurz vor ihr da waren, allerdings knapp verpasst. Am 19. Januar, als die Waisen sich auf den Weg zum Fressplatz machten, hoben Shira und Siria ihre Rüssel, kollerten und eilten plötzlich davon, denn Emily und Edie fraßen gleich um die Ecke. Die Gruppe blieb den ganzen Vormittag zusammen, sogar mittags, als die Waisen ihre Milch bekamen und sich später im Schlamm suhlten. Sie badeten gemeinsam im Roten Wasserloch; Lolokwe, Salama und Nyiro spielten begeistert mit Siria, während Icholta damit beschäftigt war, sich einen Stock zu angeln und ausgiebig ihren Bauch zu kratzen.
Der Alltag der Voi-Waisen spielt sich jeden Tag mehr oder gleich ab. Sobald sie morgens aus ihren Ställen gelassen werden, bekommen sie ihre erste Milchmahlzeit. Danach spielen sie auf dem Stallgelände, bis auch ihre Keeper gefrühstückt haben und sich alle gemeinsam auf den Weg zum Fressen im Busch, meist in der Gegend um Mazinga Hill, machen. Shimba und Siria haben sich als besonders gute Kletterer herauskristallisiert, aber im Prinzip schaffen alle den Aufstieg auf den Gipfel, wo es besonders viele schmackhafte Gräser gibt. Um ca. 11:30 Uhr machen sie sich auf den Weg zum Schlammbad, wo sie ihre zweite Milchmahlzeit einnehmen, und danach fressen sie sich langsam wieder zurück ins Stallgelände. In der letzten Zeit haben sie die Mittagszeit oft am Roten Wasserloch, einer natürlichen Suhle unterhalb des Hauptquartiers vom Kenia Wildlife Service, verbracht und auch dort ihre Milch bekommen. Wenn das Wasserloch vollständig gefüllt ist, ist es tief genug für einen Elefanten, komplett unterzutauchen. Die Rüssel lugen über wie Schnorchel über die Wasseroberfläche, und an besonders heißen Tagen in Tsavo, scheint das Schwimmen und Suhlen nie ein Ende nehmen zu wollen, vor allem, wenn auch die Ex-Waisen mit von der Partie sind.
Die Hauptleitkuh der Waisengruppe ist Lesanju, immer unterstützt von Sinya und Wasessa. Wasessa hat sich Tassia als Lieblingsbaby auserkoren und ist niemals weit weg von ihm. Er darf sogar an ihren Ohren saugen! Wasessa beschützt ihn zu jeder Gelegenheit, und am 8. Januar strafte sie sogar Siria ab, der sich anmaßte, eine seiner Ohr-Saug-Orgien zu unterbrechen und ihn zu besteigen. Sirias Lektion waren einige kleine Wunden von Wasessas kleinen, aber sehr scharfen Stoßzähnen am Gesäß! Eine andere Auseinandersetzung gab es zwischen den eigentlich gut befreundeten Elefantenwaisen Mzima und Siria, als Mzima einen schmackhaften Zweig direkt aus Sirias Mund klaute. Siria setzte wütend die Verfolgung auf, doch dieses Mal gelang Mzima die Flucht (inklusive Beute!). Bis zum Baden im Roten Wasserloch war jedoch alles schon wieder vergeben und vergessen!
Von den Voi-Waisen scheinen besonders Siria und Shira die Gesellschaft der älteren Ex-Waisen zu genießen. Aufregende Begegnungen mit anderen Wildtieren gab es auch, zum Beispiel mit den Pavianen, wenn die sich morgens auf Beutezug in Richtung Mitarbeiterunterkünfte begeben. Wenn die Paviane einmal losrennen, setzt sich die Verfolgungsjagd in Gang, angeführt von Siria und Shimba, gefolgt von den älteren Bullen. Die Waisen treffen (und jagen) auch des Öfteren auf die Grünmeerkatzen oder stoßen auf eine der hiesigen Impalaherden, mit denen sie sich aber gut verstehen. Manchmal grasen sie sogar zusammen, doch wenn der Bock einmal Alarm schlägt, weil ein Eindringling seine Herde stört, drehen die Waisen durch. Am 16. Januar stießen die Elefanten auf die Überreste eines geschlagenen Impala und waren ziemlich verstört. Sie rannten zurück zu ihren Keepern und hatten große Angst. Ein Leopard aus der Gegend um Mazinga Hill, tötet auch hin und wieder mal einen Pavian.