Thoma, Burra und Solango: Willkommen in Tsavo!

Anfang Dezember war es in der Nairobi Nursery mal wieder so weit: Der nächste große Umzug nach Tsavo-Ost – Kenias größtem „Elefanten-Park“ – stand bevor, wo die älteren Waisen-Elefanten auf ihr späteres Leben in der Wildnis vorbereitet werden.

Diesmal waren es drei „unserer“ Waisen, für die der Verein „Rettet die Elefanten Afrikas“ Patenschaften vergibt: Thoma, ein 15 Monate altes, liebenswertes Elefantenmädchen, das einst von seiner Herde getrennt wurde, die auf einer Farm Nahrung suchte,  Burra – heute 16 Monate alt -, dem von einer Drahtschlingen-Falle ein Ohr fast gespalten wurde, und der 14 Monate alte Solango, der gerade noch rechtzeitig aus einer mit Wasser gefüllten Felskluft gerettet werden konnte.  Nach all den traumatischen Erlebnissen, die die Kleinen hinter sich haben, sind sie heute allesamt glücklich und gesund, und sie lieben ihre Keeper, die ihnen die verlorene Elefanten-Familie ersetzen.

Wie immer, wenn so ein Umzug bevorsteht, standen zwei große Safari-Trucks schon einige Tage vorher in der Nursery, um die Kleinen an die Fahrzeuge zu gewöhnen. Die Keeper trainierten das „Einsteigen“, indem sie den Elefanten den Weg in die Trucks mit einer Extra-Portion aus der Milchflasche versüßten. Nur Burra wollte absolut nicht mitmachen. Offenbar war ihm der Transport in die Nursery noch in böser Erinnerung, weil er damals so große Schmerzen hatte.

Am 9. Dezember, früh morgens um 5.30 Uhr, sollte die Reise losgehen. Und dank Roy Carr-Hartley, Vater von Daphnes Schwiegersohn Robert und erfahrener Wildlife-Experte, gelang es schließlich, auch Burra mit einem kräftigen Schubs in den Truck zu befördern, in dem Solango schon auf ihn wartete. Thoma reiste im zweiten Truck, zusammen mit Sosian, einem über zwei Jahre alten Elefantenjungen.

Für Sosian werden wir – der Verein „Rettet die Elefanten Afrikas e.V.“  – eine Patenschaft vergeben, wenn wir ihn im kommenden Frühjahr selbst kennengelernt und fotografiert haben. Das Gleiche gilt für Mpala, einen kleinen Eli-Jungen, und für Wendi, das zwei Monate alte Elefantenmädchen, die beide jetzt mit Seraa in Nairobi zurückblieben – und die instinktiv merkten, dass sie sich von ihren Freunden trennen mussten, mit denen sie hier so viele herrliche Spiel-Stunden verbracht hatten. Das gefiel ihnen überhaupt nicht. Denn sie mussten befürchten, dass sie nach dem Verlust ihrer früheren Familie nun schon wieder von denen getrennt wurden, die ihnen ans Herz gewachsen waren. Aber Daphne Sheldrick und die Keeper werden sich besonders um sie kümmern – und eines Tages kommen auch sie nach Tsavo. Dann wird es ein freudiges Wiedersehen geben.

So wie es jetzt Mweya und Sweet Sally erging, die ihre früheren „Naírobi-Kumpel“ Thoma, Burra und Solango mit großer Begeisterung begrüßten, nachdem die Trucks gegen 11.30 Uhr in Tsavo angekommen waren. Keine Frage, sie alle erkannten sich wieder und waren total aufgeregt, nachdem sie sich so lange nicht gesehen hatten. Aber auch Sosian merkte man an, wie sehr er sich freute, wieder – wie früher  – bei einer „richtigen“ Elefanten-Herde zu sein.

Alle vier Neuankömmlinge wurden mit viel zärtlicher Aufmerksamkeit in Empfang genommen von Emily, der „Matriarchin“ der Waisen-Herde, und von Aitong,, ihrer phantastischen „Nanny“, die beide immer so glücklich und stolz sind, wenn ihre Waisen-Familie „Nachwuchs“ bekommt. Auch wenn es eine Weile dauert, bis alle ihren Platz bei den verschieden alten Waisen-Gruppen gefunden haben… Vor allem Burra fand es zunächst überhaupt nicht in Ordnung, dass er zu Mweyas „Baby-Gruppe“ gehören sollte. Er suchte mehrmals Anschluss bei den größeren Waisen – wurde aber ebenso oft von Emily mit sanfter Gewalt zu Mweyas Gruppe zurückgebracht. Sie wusste offenbar, wo Burra erst mal am besten aufgehoben war…

Nach der ersten Nacht, in der vor allem der arme Solango ziemlich verzweifelt schien,  hatten die „Neuen“ in Tsavo ihre Unsicherheit auf dem ungewohnten Terrain überwunden. Nun begann für sie alle der Weg ins Leben – die täglichen Wanderschaften zusammen mit ihren Elefanten-Kumpeln und mit ihren Keepern, die immer für sie da sein werden, bis sie groß und unabhängig genug sind, um ihr eigenes Leben zu führen. Die Tage auf dem vergleichsweise kleinen Nursery-Terrain sind vorbei. Denn heranwachsende Elefanten brauchen Raum, viel Raum, und sie brauchen viele andere, viele wilde Elefanten um sich herum. So, wie es von Natur aus für sie bestimmt ist. Und nur wenn diese Bedingungen gegeben sind, werden sie wirklich glücklich sein. Glücklich in Tsavo.

Vielleicht meint das Schicksal es sogar besonders gut und wird Burra eines Tages mit seiner „richtigen“ Familie zusammenführen, denn er wurde ja in Tsavo gefunden. Sollte er also seiner Mutter irgendwann begegnen, wird sie ihn zweifellos sofort erkennen und wieder in ihre Familie aufnehmen. Und dann wären Daphne und seine Keeper, seine ganze menschliche Familie, wirklich sehr stolz und glücklich, dass sie ihren Part zu dieser „Wiedervereinigung“ beigetragen haben.

Aber Daphne weiß auch: „Dass wir all diesen Waisen helfen können und ihnen jetzt eine zweite Chance für ein artgerechtes, ganz normales Elefanten-Leben geben, verdanken wir den Pateneltern, ohne deren Hilfe dies niemals möglich wäre.“